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GSG 9: Spezialeinheit der Bundespolizei gegen Terror und Geiselnahmen


Spezialisten seit 1972
GSG 9: Das ist unsere Truppe gegen den Terror

Aktualisiert am 23.07.2016Lesedauer: 4 Min.
Die "Grenzschutzgruppe 9" (GSG 9) der Bundespolizei bei einer Übung.Vergrößern des Bildes
Die "Grenzschutzgruppe 9" (GSG 9) der Bundespolizei bei einer Übung. (Quelle: dpa)
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Mit der GSG 9 hat Deutschland eine Spezialeinheit, die bei Terroranschlägen, Geiselnahmen und ähnlichen Situationen eingesetzt wird. Der erste spektakuläre und bekannteste Einsatz war die "Operation Feuerzauber", die Befreiung der Lufthansa-Maschine "Landshut" aus der Hand palästinensischer Terroristen im Jahr 1977.

Die Terroranschläge auf die Olympischen Spiele am 5. September 1972 waren ein Desaster. Der Zugriff der regulären Polizeikräfte misslang – sie waren schlichtweg überfordert. Alle neun Geiseln des Terrorkommandos "Schwarzer September" starben. Ebenso fünf der acht Terroristen und ein Polizist. Spezialkommandos zur Terrorbekämpfung und für gefährliche Sondereinsätze gab es bis zu diesem Zeitpunkt in Deutschland nicht.

Die GSG 9 ensteht

Der damalige Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher beauftragte daraufhin Ulrich Wegener, Oberstleutnant beim Bundesgrenzschutz, eine Antiterroreinheit aufzustellen. Die "Grenzschutzgruppe 9", kurz GSG 9, wurde bereits am 26. September 1972 gegründet, und Oberstleutnant Wegener meldete im April 1973 zwei einsatzbereit ausgebildete und ausgerüstete Einheiten.

Die GSG 9 war ein Teil des Bundesgrenzschutzes. Dieser bestand zunächst aus acht "Grenzschutzgruppen" mit verschiedenen Aufgaben. Deshalb bekam die neu geschaffene Einheit den Namen GSG 9. 2005 wurde diese Behörde in "Bundespolizei" umbenannt; seit dem heißt die Einheit offiziell "GSG 9 der Bundespolizei".

Auswahl der Bewerber

Wer sich für diese Spezialtruppe bewirbt, muss zunächst eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium bei der Bundespolizei vorweisen können. Neben der ärztlicher Tauglichkeit und psychologischen sowie mentalen Tests musste er auch seine Fitness in einem dreitägigen Auswahltraining unter Beweis stellen. Hier die geforderten Disziplinen:

  • 5000-Meter-Lauf in maximal 23 Minuten
  • 100-Meter-Sprint in maximal 13,4 Sekunden
  • Weitsprung aus dem Stand über mindestens 2,40 Meter
  • Sieben Klimmzüge
  • Bankdrücken: Mindestens fünf Wiederholungen mit 75 % des eigenen Körpergewichtes aber mindestens 50 kg
  • Bewältigung einer Hindernisbahn und eines Geschicklichkeitsparcours

Außerdem müssen die Kandidaten sicher mit Schusswaffen umgehen können und ihre Treffsicherheit beim Schießen beweisen. Das Auswahlverfahren ist hart, nur jeder Zehnte besteht. Obwohl diese Ausbildung auch Frauen offen steht, bewerben sich fast ausschließlich Männer.

Die Ausbildung

Danach beginnt eine zehnmonatige Ausbildung. Nach vier Monaten Basisausbildung, zu der unter anderem Schießen, aber auch "taktisches Klettern" sowie viel Theorie gehört, steht eine "Härtewoche" an. Besteht der GSG-9-Anwärter diese, absolviert er die für seine spätere Verwendung passende Spezialausbildung.

Dazu gehören beispielsweise "Präzisionsschießen", Tauchen, Fallschirmspringen aber auch der "Observationsdienst" oder das Erstürmen von Gebäuden, Flugzeugen oder Schiffen. Die GSG 9 bildet eigene Sprengstoffexperten aus. Wer die Ausbildung erfolgreich abschließt bekommt den relativ unspektakulären Titel "Polizeivollzugsbeamter/-in für besondere Verwendung" verliehen und ist damit Mitglieder der GSG 9. Für die GSG 9 arbeiten bis zu 450 "Bedienstete", wie es im Beamtendeutsch heißt.

Die Ausrüstung der GSG 9

Die Ausrüstung der Polizisten der GSG 9 variiert je nach der anstehenden Einsatzlage. Alleine bei den Waffen steht ein ganzes Arsenal zur Verfügung. Das reicht von der Maschinenpistole über Sturmgewehr, Maschinengewehre und Scharfschützengewehre bis hin zum Kampfmesser.

Außerdem gehören Schutzkleidung, Spezialhelme, Funkgeräte sowie Spezialausrüstung wie Nachtsichtgeräte, Fallschirme, Material zum Abseilen, Tauchausrüstung und einiges mehr dazu.

Die "Robuste Einheit" soll die GSG 9 ergänzen

Terrorismus ist ein wachsendes weltweites Problem. Deshalb plant das Bundesinnenministerium eine ergänzende Spezialeinheit. Diese "Robuste Einheit" soll zwischen den Aufgaben der regulären Bereitschaftspolizei und der GSG 9 eingegliedert werden. Bis zum Jahresende soll diese Einheit verteilt auf die Bundesländer Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern und Niedersachsen einsatzbereit sein.

Die "Robuste Einheit" soll die GSG 9 vor allem bei langfristigen Einsätzen oder bei Anschlägen, die wie in Paris zeitgleich an mehreren Orten stattfinden, unterstützen. Im Gegensatz zur GSG 9 soll diese Einheit nicht nur bei Sondereinsätzen wie der Terrorbekämpfung oder einer Geiselbefreiung eingesetzt werden.

Die Einsätze der GSG 9

Seit ihrer Aufstellung im Jahr 1972 hat die GSG 9 mehr als 1.600 Einsätze absolviert. Nicht nur im Inland, sondern vor allem auch im Ausland. Dazu zählt die Mitwirkung an polizeilichen Auslandsmissionen der Europäischen Union und der Vereinten Nationen.

Neben den Einsätzen kommen weitere Aufgaben dazu. Von 2008 bis 2011 beispielsweise schulte die GSG 9 die weißrussischen Sicherheitskräfte von Präsidenten Alexander Lukaschenko. Nachfolgend die wichtigsten und größten Einsätze der GSG 9.

Geiselnahme während der Olympischen Spiele in München 1972

Der missglückte Polizeieinsatz zur Befreiung der Geiseln während der Olympischen Spiele 1972 in München gab den Anlass zur Gründung der GSG 9. Bis dahin hatte Deutschland keine für den Anti-Terror-Einsatz geschulte Spezialeinheit.

Befreiung der Landshut in der "Operation Feuersturm" 1977

Die Befreiung der Lufthansa-Maschine Landshut, war der erste spektakuläre und bis heute bekannteste Einsatz der GSG 9. Die am 13. Oktober 1977 auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt/Main von vier Terroristen entführte Lufthansa Maschine "Landshut" landete auf dem Flughafen von Mogadischu. Fünf Besatzungsmitglieder und 82 Passagiere befanden sich in der Gewalt der Terroristen. Mit der Aktion sollen elf Angehörige der Rote Armee Fraktion (RAF) aus deutscher Haft sowie zwei in der Türkei festgehaltene Palästinenser freigepresst werden.

Einsatz in Bad Kleinen 1993

Am 27. Juni 1993 kamen bei der Festnahme zweier mutmaßlicher RAF-Terroristen durch die GSG-9 auf dem Bahnhof der mecklenburgischen Stadt Bad Kleinen ein Polizeibeamter sowie einer der Gesuchten, Wolfgang Grams, unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben. Grams Begleiterin Birgit Hogefeld wurde verhaftet.

Verhaftung der Sauerland-Gruppe 2007

Ein mutmaßlicher Terrorist wird am Mittwoch, dem 5. September 2007 von Polizeibeamten zu einem Hubschrauber der Bundespolizei gebracht. Am Tag zuvor waren Mitglieder einer islamistisch motivierten terroristischen Vereinigung, die sogenannte "Sauerland-Gruppe", durch Beamte der GSG 9 und des Bundeskriminalamtes festgenommen worden.

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Operation "Desert Fox" 2008

Ihren bis dahin größte Einsatz erwartete die GSG 9 im September 2008. Bei der Operation "Desert Fox" sollten Geiseln befreit werden. Neben fünf entführten deutschen Urlaubern auch fünf Italiener und eine Rumänin. Die elf Touristen und ihre acht ägyptischen Begleiter waren in der oberägyptischen Wüste entführt und dann ins Grenzgebiet zwischen Ägypten, Sudan, Libyen und dem Tschad verschleppt worden. Die GSG 9 war bereits mit 150 Einsatzkräften und Material sowie Personal des THW vor Ort. Letztendlich kam die GSG 9 nicht zum Einsatz, da die Entführer ihre Geiseln zuvor freiließen.

Geplante Befreiung des Frachtschiffes Hansa Stavanger 2009

Als der deutsche Frachter "Hansa Stavanger" im Frühjahr 2009 von somalischen Piraten entführt wurde, bereitete die GSG 9 die Befreiung für den 4. April vor. Über 200 Mann der Spezialeinheit sowie sechs Hubschrauber wurden nach Mombasa (Kenia) transportiert und auf den US-Hubschrauber-Träger "USS Boxer" verlegt. Der Einsatz wurde aber nicht durchgeführt, da das Risiko als zu hoch eingeschätzt wurde. Die "Hansa Stavanger" kam nach 120 Tagen wieder frei, weil das geforderte Lösegeld bezahlt wurde.

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