Mannheim, Solingen, Aschaffenburg Messerangriffe: Ermittler prüfen Spur nach Moskau

In Deutschland gab es voriges Jahr mehrere Terrorangriffe auffallend nah vor Wahlen. Jetzt gibt es neue Hinweise auf eine Einflussnahme aus dem Ausland.
Nach mehreren mutmaßlichen Anschlägen in Deutschland im vergangenen Jahr gehen Sicherheitsbehörden möglichen Hinweisen nach einer gezielten Steuerung aus dem Ausland nach. Dazu liefen "Überprüfungen", die Hinweise würden "sehr ernst genommen", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Montag. Zuvor hatte das ZDF über eine mögliche russische Einflussnahme oder Mitwirkung unter anderem an dem Messerangriff von Mannheim vom Mai 2024 berichtet.
Der Zeitpunkt der Anschläge kurz vor Wahlen war auffällig:
- Mannheim: In der baden-württembergischen Stadt wurde bei einer Messerattacke am 31. Mai 2024 kurz vor den Europawahlen ein Polizist getötet. Er sollte die Veranstaltung eines Islam-Kritikers schützen. Als Verdächtiger wurde ein damals 25-jähriger Flüchtling aus Afghanistan festgenommen. Der verheiratete Vater zweier Kinder galt bis zur Tat als unauffällig.
- Leipzig: Im Paketzentrum des Flughafens fing im Juli 2024 eine Frachtsendung Feuer. Es hatte leichtentzündliches Magnesium zum Inhalt. Kurz darauf wurde in den Bundesländern Sachsen, Thüringen und Brandenburg ein neuer Landtag gewählt. Eine Spur führte nach Russland. Die Bundesanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen des "Anfangsverdachts der versuchten schweren Brandstiftung" ein.
- Aschaffenburg: Bei einem Messerattentat auf eine Kita-Gruppe starben am 22. Januar 2025 kurz vor den Bundestagswahlen ein zweijähriges Kind und ein Passant. Festgenommen wurde ein afghanischer Flüchtling, der nach Angaben der bayerischen Behörden ausreisepflichtig war.
- München: Bei einer Amokfahrt starben in Bayerns Landeshauptstadt am 13. Februar 2025 kurz vor der Bundestagswahl eine Mutter und ihr zweijähriges Kind. Dreißig Menschen wurden teils schwer verletzt. In Haft sitzt ein Flüchtling aus Afghanistan, der als Kaufhaus-Detektiv arbeitete und auch als Fitness-Influencer unterwegs war. Er hatte kurz zuvor in Chats an die Familie von seinem möglichen Tod gesprochen.
Die Sicherheitskräfte prüfen nun mögliche Verbindungen zu ausländischen Kontakten. Der Ministeriumssprecher sagte, bei den Ermittlungen zu einzelnen Anschlägen werde "sehr genau geprüft", ob es im Hintergrund eine "Finanzierung" oder "Steuerung" gegeben habe. Nach bisherigem Kenntnisstand gebe es dazu aber "keine klaren Anhaltspunkte". Zu konkreten Ermittlungen könne er sich ohnehin nicht äußern.
Das ZDF hatte zuvor von verdächtigen Internet-Suchanfragen aus Russland im Vorfeld von Anschlägen im vergangenen Jahr berichtet und auch Verbindungen zu Wahlterminen gezogen. Auffälligkeiten habe es demnach neben dem Angriff von Mannheim Ende Mai kurz vor der Europawahl mit einem getöteten Polizisten auch im Fall des Brandes im DHL-Luftfrachtzentrum am Leipziger Flughafen im Juli gegeben. Wenige Wochen später fand in Sachsen eine Landtagswahl statt.
Der SPD-Innenexperte Dirk Wiese sprach von einer "sehr auffälligen Häufung" von Anschlägen vor der Bundestagswahl. "Verwicklungen Russlands sind hier alles andere als ausgeschlossen", sagte er den Funke-Zeitungen. Es müsse in alle Richtungen ermittelt werden. "Verdächtige Suchanfragen aus Russland und digitale russische Spuren im Vorfeld der Taten können ein Hinweis darauf sein", sagte Wiese.
- Nachrichtenagentur dpa