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US-Wahl: Fake-Videos aus Russland attackieren Deutschland


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Russen-Bots auf X
Russland attackiert deutsche Prominente mit Fake-Videos


Aktualisiert am 04.11.2024Lesedauer: 4 Min.
Zielscheibe von Desinformation: Angebliche Nachrichtenvideos von "Foreign Policy" verbreiten Lügen über Marcus Faber, Carlo Masala und Paul Ronzheimer.Vergrößern des Bildes
Zielscheibe von Desinformation: Angebliche Nachrichtenvideos von "Foreign Policy" verbreiten Lügen über Marcus Faber, Carlo Masala und Paul Ronzheimer. (Quelle: Screenshot X, Montage t-online)

Russland nimmt drei prominente Deutsche ins Visier. Vor der US-Wahl läuft eine große Desinformations-Kampagne mit Fake-Videos – und einige davon verbreiten gezielt Lügen über die Deutschen.

Eine von Russland gesteuerte Desinformationskampagne mit gefälschten Videos hat am Wochenende offenbar auch drei der bekanntesten russlandkritischen Stimmen aus Deutschland attackiert. In den Beiträgen, die auf X verbreitet wurden, werden abwegige Behauptungen aufgestellt – und das in seriös wirkender Verpackung.

Innerhalb von einer Viertelstunde erschienen am Freitag drei Videos, die Stimmung machen sollen gegen "Bild"-Vize und Kriegsreporter Paul Ronzheimer, gegen FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber und den Politikwissenschaftler Carlo Masala, Professor an der Universität der Bundeswehr. Diese Beiträge wurden jeweils von Accounts gepostet, die seit mehr als zehn Jahren nicht aktiv waren und nun offenbar aus dem Schlafzustand geholt worden sind.

Viele Videos sollen US-Wähler verunsichern

Die kurzen Filme geben vor, nachrichtliche Beiträge des angesehenen Magazins "Foreign Policy" zu sein, sind aber Fälschungen. In den vergangenen Tagen sind auf X zahlreiche gefälschte Videos aufgetaucht, die überwiegend Desinformation im Kontext der US-Präsidentenwahl verbreiten. Die Videos sollen Zweifel an der Legitimität der Wahl aufkommen lassen. Das FBI hat erst am Samstag konkret gewarnt, dass ein angebliches Video der Bundespolizei mit einer angeblichen Festnahme von Wahlbetrügern nicht vom FBI stammt und der Inhalt erfunden ist.

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Nach Analysen der anonym auftretenden Gruppe "@Antibot4Navalny", die intensiv die Aktivitäten russischer Bot-Netzwerke verfolgt, werden derzeit massiv Fake-Videos verbreitet. Am Samstag berichtete die Gruppe von 21 aktuell erstellten Beiträgen an einem einzigen Tag. Antibot4Navlany ordnet sie der Kampagne "Matryshko" (Matrjoschka) zu, deren Aktivitäten im Februar öffentlich wurden.

Offenbar "Matryshko" hatte auch in einem Video Außenministerin Annalena Baerbock eine Beziehung mit einem afrikanischen Callboy angedichtet. Bekannter für Stimmungsmache ist die "Doppelgänger"-Kampagne mit gefälschten Seiten von bekannten Nachrichtenmedien, die seit Frühsommer 2022 von Bot-Armeen massenhaft in sozialen Netzwerken verteilt wurden. Darum ist es aber nach umfangreicher Berichterstattung zu Dienstleistern und US-Ermittlungen ruhig geworden.

Bei den neuen Videos mit den Deutschen scheint es darum zu gehen, sie zu diskreditieren. Offenbar gezielt haben die Macher dabei in den Beiträgen vermieden, den Ukraine-Krieg und die Positionen der drei Deutschen dabei zu thematisieren.

Im Falle des FDP-Bundestagsabgeordneten Marcus Faber wird die falsche Behauptung aufgestellt, er sei der reichste Abgeordnete Deutschlands und besitze in den USA 18 Luxusimmobilien.

Faber ist als Nachfolger von Marie-Agnes Strack-Zimmermann Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Bundestags und hat erst in der vergangenen Woche seine Forderung nach Lieferungen von Taurus-Raketen an die Ukraine erneuert. "Ich würde nach dem Video gerne wissen, welche Grundstücke ich angeblich besitze", sagte er t-online. Er sieht in dem Video ein "schönes Beispiel, wie absurd die Propaganda aus der Diktatur werden kann".

Masala hält gerade Vorträge über russische Desinformation

Carlo Masala, Professor für Internationale Politik, erfuhr in Mexiko durch die t-online-Anfrage vom Video über ihn. "Ich halte hier gerade Vorträge zu russischer Desinformation", sagte er t-online. Mexiko sei in erheblichem Ausmaß Zielscheibe. Es gehe mutmaßlich darum, ihn als Experten abzuwerten. Das Video über den Militärexperten unterstellt ihm Diskriminierung von Studierenden an der Bundeswehr-Universität. In dem Beitrag wird die erfundene Behauptung aufgestellt, es gebe Dutzende Beschwerden und die Hochschule ermittele deshalb.

Er erlebe ständig, dass in Beschwerden an die Bundeswehr abfällig über ihn geschrieben werde, so Masala. Der Militärexperte vertritt die Position, dass Russlands Präsident Putin nur bei einer starken Ukraine zu Kompromissen bereit sei und Waffenlieferungen zum Einstieg in Verhandlungen notwendig seien.

Masala kann die niederträchtige Präsentation über sich auch mit Humor nehmen: "Das wirft mich überhaupt nicht um. Die Macher hätten sich wirklich mehr Mühe geben sollen. In dem Video trägt keiner der angeblichen Studenten der Universität der Bundeswehr Uniform – alle sind in Zivil."

Videos könnten Instrument für weitere Kampagne sein

Die Videos über ihn und die beiden anderen Deutschen haben auf X kaum echte Reichweite erhalten. Sie könnten aber in einem zweiten Schritt eine Vorlage für weitere Aktivitäten liefern. Masala sagte zu einem möglichen Szenario: Der Beitrag mit den Behauptungen könne von prorussischen Journalisten zum Anlass genommen werden, um auf einer öffentlichen Pressekonferenz die Bundesregierung nach einer Stellungnahme zu den angeblichen Vorwürfen zu fragen.

"Wenn der Sprecher des Ministeriums in so einem Fall dann zum ersten Mal davon hört, dürfte er vor laufenden Kameras sagen, dass man noch nichts sagen und den Fall prüfen werde. Das könnten dann prorussische Medien als Bekräftigung sehen und präsentieren, dass an den Vorwürfen etwas dran sei. "Irgendwas bleibt dann ja immer hängen, wenn mit Dreck geschmissen wird."

Dritter Adressat der Vorwürfe ist Paul Ronzheimer. Er sagte t-online: "Es wäre keine Überraschung, wenn Russland ganz bewusst versucht, Journalisten wie mich und andere Kollegen zu diskreditieren, die seit Jahren über den russischen Angriffskrieg insbesondere in der Ukraine berichten." In dem Machwerk über ihn wird ohne Belege behauptet, er nutze gezielt Fake-Nachrichten zur Berichterstattung im Gaza-Krieg.

Verwendete Quellen
  • Anfrage an @Antibot4Navalny
  • Anfragen an Marcus Faber, Carlo Masala und Paul Ronzheimer
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