"Furchtbar idiotisch gefühlt" Ex-Minister zu Guttenberg spricht über Depression
Sein Aufstieg war ebenso rasant wie sein Fall: Der Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg ist nun aber glücklich, nicht mehr in der Politik zu sein. In einem Podcast spricht er über eine schwierige Lebensphase.
Der ehemalige CSU-Politiker und Ex-Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat seinen Rückzug aus der Politik bislang nicht bereut. "Ich bin gottfroh, nicht mehr im politischen Zirkus herumturnen zu müssen", sagte der 52-Jährige im NDR-Podcast "Raus aus der Depression", der am Montag veröffentlicht wurde.
Er habe irgendwann feststellen müssen, dass er den Anforderungen des politischen Geschäfts schlichtweg nicht gewachsen sei. "Insbesondere als ich doch sehr früh und viel zu schnell in diese hohen Ämter aufgestiegen bin, bin ich einfach an die Grenzen meiner Belastbarkeit gestoßen", sagte der 52-Jährige dem Entertainer Harald Schmidt.
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"Das war ein ganz großes Geschenk"
Andere seien besser "für das harte, bissige, nicht immer liebevolle, aber trotzdem sehr benötigte Geschäft" gemacht als er. "Das sind Grenzen, die sind physischer Natur", sagte zu Guttenberg weiter. "Aber ich habe auch festgestellt, wie zunehmend mein Geist Schaden nimmt." Dann sei schließlich "eine Depression diagnostiziert" worden. "Es hat sich herausgestellt, dass Depression eine sehr frühe Veranlagung in meinem Leben war", sagte zu Guttenberg. Sein Rücktritt als Verteidigungsminister sei dabei nur ein "zusätzlicher Trigger" gewesen.
Dank des Rücktritts habe er sich aber seine Schwächen eingestehen und sie bearbeiten können. "Das war ein ganz großes Geschenk. Von daher war das, was manche als Lebensniederlage von außen empfunden haben, und was es sicherlich in mancherlei Hinsicht auch war, nämlich mein Rücktritt, der größte Segen, der mir passieren konnte", sagte Guttenberg.
"Da habe ich mich zunächst erstmal ganz furchtbar idiotisch gefühlt"
Unmittelbar nach dem Rücktritt hätten Ärzte bei ihm eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. "Da habe ich mich zunächst erstmal ganz furchtbar idiotisch gefühlt. Und meinte, das ist eine Schwäche, die darf ich mir als Allerletzter in diesem ganzen Umfeld zugestehen." Es seien Panikattacken und schließlich die Diagnose Depression gefolgt.
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Eine Behandlung mit Psychotherapie und kurzfristig auch Medikamenten habe geholfen, dass er heute wieder ein zufriedenes Leben führen könne. "Ich kann sagen, dass ich mich heute in einer guten Ausgangssituation befinde, in der ich nicht wäre, wenn ich mir damals nicht Hilfe gesucht hätte", sagte zu Guttenberg. Mittlerweile habe er seit Jahren keine Symptome mehr.
Zwischen 2009 und 2011 war Guttenberg erst Wirtschafts- und dann Verteidigungsminister. Im Zuge einer Plagiatsaffäre um seine Dissertation wurde ihm Anfang 2011 der Doktortitel aberkannt. Wenig später legte er seine politischen Ämter nieder.
Verdacht auf eine Depression? Hier finden Sie Hilfe
Bei Verdacht auf eine Depression ist professionelle Hilfe wichtig. Nicht nur die Betroffenen, auch die Angehörigen brauchen Unterstützung:
- Deutsche Depressionsliga e.V.
- Stiftung Deutsche Depressionshilfe
- Irrsinnig Menschlich e.V.
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen - Info-Telefon Depression: 0800 33 44 5 33 (kostenfrei)
Das Servicetelefon der Krankenkasse kann ebenfalls eine erste Anlaufstelle sein, um sich über mögliche Hilfsangebote zu informieren. Auch der Hausarzt ist ein wichtiger Kontakt. Verbände und Gesellschaften bieten ebenfalls Hilfe an.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP