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Ampelkoalition einigt sich auf Reform des Klimaschutzgesetzes


Solarindustrie soll gefördert werden
Ampel einigt sich auf Reform des Klimaschutzgesetzes

Von dpa, sic, fls, lma

Aktualisiert am 15.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Ein Mann reinigt Solarpanels auf einem Dach (Symbolbild): Die Ampelkoalition hat sich auf die Reform des Klimaschutzgesetzes geeinigt. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Smilla72!/imago)

Monatelang hatten die Ampelparteien miteinander gerungen, jetzt steht die Einigung. Das Klimaschutzgesetz soll reformiert werden. Zudem verständigten sich die Fraktionen auf ein Solarpaket.

Die Bundestagsfraktionen von SPD, Grünen und FDP haben sich auf die lange umstrittene Reform des Klimaschutzgesetzes und ein Paket zur Förderung der Solarindustrie geeinigt. Das teilten Vertreter der drei Fraktionen am Montag in Berlin mit. Mit der Einigung dürften weitreichende Eingriffe wie Wochenendfahrverbote für Autofahrer, um Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen, vom Tisch sein. Davor hatte unlängst Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) gewarnt.

"Durch die Abschaffung der jährlichen Sektorziele im Klimaschutzgesetz ist sichergestellt, dass es keine Fahrverbote geben wird", erklärte FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler. "Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes stellen wir die deutsche Klimapolitik vom Kopf auf die Füße, denn ab sofort zählt nur noch, dass die Klimaziele insgesamt erreicht werden und nicht mehr, an welcher Stelle die Emissionen reduziert werden. 2028 wird außerdem überprüft, ob auch die übrigen Regelungen im Klimaschutzgesetz abgeschafft werden können."

Grüne: "Gesetz bindet Regierung"

SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch sprach von einem Durchbruch und betonte mit Blick auf das Klimaschutzgesetz: "Durch die Novelle darf kein Gramm CO₂ mehr ausgestoßen werden. Mit dem Solarpaket geben wir gleichzeitig wichtige Impulse für den Ausbau der Photovoltaik, der Windkraft und Biomasse."

Grünen-Fraktionsvize Julia Verlinden betonte: "Das neue Klimaschutzgesetz bindet die Bundesregierung erstmals, konkrete Klimaschutzmaßnahmen auch für die Zeit 2030 bis 2040 aufzustellen, erneuert die Verbindlichkeit jedes Sektors und wird CO₂-Einsparung intelligenter messen. Mit Blick auf das wesentlich strengere Klimaziel 2040 muss besonders im Bereich Verkehr mehr passieren."

Betrieb von Balkonkraftwerken vereinfacht

Mit dem Solarpaket sollen bürokratische Hürden für den Ausbau der Sonnenenergie in Deutschland fallen und so der Ausbau vorangetrieben werden. Der Betrieb von Balkonkraftwerken und auch die Nutzung von selbst erzeugtem Photovoltaik-Strom in Mehrfamilienhäusern sollen einfacher werden. Auch die Möglichkeiten für die Errichtung von Solaranlagen auf Äckern und Feldern sollen erweitert werden.

Im Gespräch war zuletzt auch eine finanzielle Förderung der heimischen Solarindustrie ("Resilienzbonus"), die die FDP allerdings abgelehnt hatte. Mehrere Solarunternehmen erwägen angesichts der aktuellen Misere, ihre Produktion in Deutschland einzustellen. Als Grund wird genannt, dass chinesische Hersteller den Markt mit Modulen zu Dumpingpreisen fluteten. "Es wird keinen Resilienzbonus geben, um einzelne Unternehmen auf Kosten der Allgemeinheit zu subventionieren", erklärte Köhler dazu. "Stattdessen können sich die Menschen auf deutlich weniger Bürokratie und schnellere Verfahren freuen, wenn sie sich eine Solaranlage anschaffen wollen."

Außergewöhnlich lange Beratungszeit

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai lobte den gefundenen Kompromiss. Im Gespräch mit t-online betonte er, wie wichtig es sei, dass sich die FDP durchgesetzt habe. "Das alte planwirtschaftliche Gesetz der Union wird nun in der nächsten Sitzungswoche endlich reformiert, die Sektorbetrachtung fällt dabei weg", sagte er. "Wir haben von Anfang an gesagt, dass es mit uns keine Fahrverbote geben wird, dieses Ziel wird mit der Reform nun sichergestellt."

Insgesamt setze die Ampel mit dem Aus für die Sektormaßnahmen "auf einen marktwirtschaftlichen Weg", Emissionen dort einzusparen, wo es am einfachsten und günstigsten ist. "Das ist ein wichtiger Meilenstein für einen Klimaschutz mit wirtschaftlicher Vernunft."

Das Bundeskabinett hatte die Reform des Klimaschutzgesetzes bereits im vergangenen Juni verabschiedet, das Solarpaket im August. Seither wurde über beides im Bundestag beraten – eine außergewöhnlich lange Zeit. Insbesondere Grüne und SPD fürchteten beim Klimaschutzgesetz einen Verlust von Verbindlichkeit, Umweltverbände kritisierten die Pläne als Aufweichung.

Expertin: "Die geplante Auflösung der Sektorenziele ist ein Fehler"

Bisher gilt: Wenn einzelne Sektoren wie der Verkehrs- oder Gebäudebereich gesetzliche Vorgaben zum CO₂-Ausstoß verfehlen, müssen die zuständigen Ministerien im nachfolgenden Jahr Sofortprogramme vorlegen. Mit der Reform soll die Einhaltung der Klimaziele nicht mehr rückwirkend nach Sektoren kontrolliert werden, sondern in die Zukunft gerichtet, mehrjährig und sektorübergreifend. Wenn sich in zwei aufeinanderfolgenden Jahren abzeichnet, dass die Bundesregierung bei ihrem Klimaziel für das Jahr 2030 nicht auf Kurs ist, muss sie nachsteuern. Bis dahin muss Deutschland laut Gesetz seinen Treibhausgas-Ausstoß um mindestens 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 senken.

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Die Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Marie Luise-Wolff, kritisiert die Reform des Klimaschutzgesetzes: "Die geplante Auflösung der Sektorenziele ist ein Fehler", sagt sie im Gespräch mit t-online. "Der Verkehrssektor muss jetzt endlich konsequenteren Klimaschutz liefern", fordert die Expertin, die Teil von der Bundesregierung gegründeten Allianz für Transformation ist. "Dazu gehört zuallererst die Einführung des längst überfälligen allgemeinen Tempolimits auf Autobahnen."

FDP-Chef Christian Lindner hatte am Samstag an die Grünen appelliert, die Reform des Klimaschutzgesetzes nicht zu blockieren. Sollten die Grünen ihre Blockade nicht aufgeben, wären in Deutschland "drakonische Freiheitseinschränkungen bis hin zu Fahrverboten für Verbrennungsmotoren" denkbar, sagte er. Zuvor hatte Wissing in einem Brief an die Fraktionsvorsitzenden vor Einschnitten für Autofahrer bis hin zu Fahrverboten gewarnt. Am Montag legte ein Expertenrat für Klimafragen seine Bewertung der deutschen Treibhausgasemissionen vor. Der Verkehr hinkt beim Klimaschutz weiter deutlich hinterher.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung der Ampelfraktionen zur Einigung zum Klimaschutzgesetz und Solarpaket
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
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