Skandal um Rammstein Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Till Lindemann
Nach den Vorwürfen der vergangenen Tage ermittelt nun die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann.
Nach den Anschuldigungen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann ermittelt nach Informationen von t-online jetzt die Berliner Staatsanwaltschaft gegen den Frontmann der Band. Wie die Berliner Staatsanwaltschaft bestätigt, sind mehrere "Strafanzeigen Dritter, sprich: nicht am etwaigen Tatgeschehen beteiligter Personen" eingeleitet worden.* Zuerst hatte der "Tagesspiegel" berichtet.
- Exklusive t-online-Recherche: Lindemann-System komplexer als gedacht
Über die Ermittlungen hatte Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) die Mitglieder des Justizausschusses im Abgeordnetenhaus am Mittwoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Kenntnis gesetzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt demnach wegen eines Anfangsverdachts nach Paragraf 177 StGB. Es sollen außerdem mehrere Strafanzeigen wegen verschiedener Delikte gegen Lindemann vorliegen.
"Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren" droht
Der Paragraf 177 besagt: "Wer gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person sexuelle Handlungen an dieser Person vornimmt oder von ihr vornehmen lässt oder diese Person zur Vornahme oder Duldung sexueller Handlungen an oder von einem Dritten bestimmt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft."
Laut "Bild"-Zeitung sollen gegen den Rammstein-Sänger zwei Anzeigen gestellt worden sein. Eine sei bei der Berliner Polizei eingegangen, die andere direkt bei der Berliner Staatsanwaltschaft.
Rechtspolitikerin: "Machtmissbrauch muss vorgebeugt werden"
Grünen-Rechtspolitikerin Petra Vandrey forderte auf Nachfrage von t-online, sexistischen Übergriffen mit der gebotenen Härte zu begegnen. "Zu den laufenden Ermittlungen kann ich mich selbstverständlich nicht äußern", sagte sie t-online. "Festzustellen ist natürlich, dass Straftaten, insbesondere solche, die sich gegen die sexuelle Selbstbestimmung richten, mit der gebotenen Härte verfolgt werden."
Wichtig sei außerdem, Vorsorge zu treffen für künftige Konzerte und Veranstaltungen, so die rechtspolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus weiter. "Sexistischen Übergriffen und Machtmissbrauch muss vorgebeugt werden, gerade in einer Festivalstadt wie Berlin."
Die Justizsenatorin habe am Donnerstag im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses zu Recht unter Ausschluss der Öffentlichkeit berichtet, um die laufenden Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen, so Vandrey weiter. "Das ist richtig so, auch um Vorverurteilungen zu vermeiden."
Seit Tagen steht Rammstein wegen der Backstage-Partys von Frontmann Till Lindemann in der Kritik. Ihm werden Machtmissbrauch, Übergriffe und der mutmaßliche Einsatz von K.-o.-Tropfen vorgeworfen. Lindemann hat die Vorwürfe über eine Anwaltskanzlei zurückweisen lassen, sie seien "ausnahmslos unwahr". Es gilt die Unschuldsvermutung.
*Die Berliner Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann am 29. August eingestellt. Es konnten keine Belege für ein strafbares Verhalten gefunden werden. Hier lesen Sie die Details zu der Entscheidung. Damit handelt es sich bei dem Sänger der Band Rammstein weder offiziell um einen Tatverdächtigen noch um einen Beschuldigten.
- tagesspiegel.de: "Vorwürfe gegen Rammstein: Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Frontsänger Till Lindemann"
- bild.de: "Berliner Staatsanwalt ermittelt gegen Till Lindemann"
- Strafgesetzbuch (StGB): "§ 177 Sexueller Übergriff; sexuelle Nötigung; Vergewaltigung"