Diskussion um spätere Einschulung Ziemiak: Verbindliche Sprachtests notwendig
Sollten Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen später eingeschult werden? So lautet der Vorschlag eines CDU-Politikers. Partei-Generalsekretär Paul Ziemiak sieht das Problem nicht nur bei ausländischen Kindern.
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak hat die Debatte um zurückgestellte Einschulungen bei mangelhaften Deutschkenntnissen als wichtiges Thema bezeichnet. Auf Twitter schreibt er: "Damit alle Kinder in der Schule mitsprechen und gleichberechtigt teilhaben können, brauchen wir gezielte Sprachförderung im Kindergarten, überall verbindliche Sprachtests vor der Einschulung. Bei erkannten Defiziten verpflichtende Förderung und schulbegleitende Sprachprogramme."
Nicht nur ausländische Kinder hätten Sprachprobleme. Doch ohne deutsche Sprache gebe es keine Chance auf gute Bildung. "Grundschullehrer lassen wir aber häufig alleine mit dieser Arbeit. Das ist schlecht für alle Kinder – mit oder ohne Sprachdefiziten. Deshalb gut, dass wir über dieses wichtige Thema diskutieren", meint Ziemiak.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Unionsfraktionsvize Linnemann hatte in der "Rheinischen Post" unter Hinweis auf "neue Parallelgesellschaften" gesagt: "Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Kind, das kaum Deutsch spricht und versteht, hat auf einer Grundschule noch nichts zu suchen." Für betroffene Kinder schlug er eine Vorschulpflicht vor. Notfalls müsse eine Einschulung auch zurückgestellt werden.
Lehrerverband: Ein Fünftel der Erstklässler hat keine ausreichenden Sprachkenntnisse
Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, unterstützte erneut Linnemanns Vorstoß. "Ich glaube, man tut Herrn Linnemann damit Unrecht, wenn man ihn so versteht, als wolle er Kinder ohne deutsche Sprachkenntnisse von der Grundschule fernhalten", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Er habe eine "große Herausforderung richtig angesprochen, nämlich, dass rund ein Fünftel aller Erstklässler keine ausreichenden Deutschkenntnisse hat, um dem Unterricht zu folgen." Da mache in dem einen oder anderen Fall eine Rückstellung durchaus Sinn, wenn in diesem Jahr dann eine entsprechende vorschulische Sprachförderung erfolge.
Als "schrecklichen Vorschlag" hat Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) den Vorschlag, Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen notfalls später einzuschulen. "Alle Kinder haben das Recht eine Schule zu besuchen, da darf niemand ausgegrenzt werden", sagte sie der "Rhein-Neckar-Zeitung". "Gerade die Schulen und die Kitas arbeiten sehr erfolgreich für die Integration."
Auch Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann – eine Parteifreundin von Linnemann – äußerte sich in der "Rhein-Neckar-Zeitung" kritisch: "Ich teile die Einschätzung von Herrn Linnemann, dass Handlungsbedarf bei der sprachlichen Förderung besteht und dass wir möglichst früh damit beginnen müssen, Kinder zu fördern." Ausgrenzung sei aber der falsche Weg. "Kinder brauchen ein Umfeld, das sie motiviert und zum Lernen anregt."
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) übte ebenfalls Kritik an Linnemanns Aussagen. "Der Kontext des Zitats rund um das Drama von Frankfurt lässt dieses höchst populistisch erscheinen", sagte Ilka Hoffmann, im GEW-Vorstand für Schulfragen zuständig, dem Portal "watson.de". Laut Hoffmann ist nicht ein Mangel an Deutschkenntnissen das Problem im Alltag der Schulen, sondern ein Mangel an ordentlich ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern.
- Nachrichtenagentur dpa