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Presse: "Kevin Kühnert liegt im Schützengraben und träumt vom Klassenkampf"


Presse zu Sozialismus-Thesen
"Kühnert liegt im Schützengraben und träumt vom Klassenkampf"

Von t-online, job

Aktualisiert am 02.05.2019Lesedauer: 2 Min.
Kevin Kühnert: Die Sozialismusthesen des Juso-Chefs haben heftige Kritik hervorgerufen.Vergrößern des BildesKevin Kühnert: Die Sozialismusthesen des Juso-Chefs haben heftige Kritik hervorgerufen. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa)

Großunternehmen kollektivieren und das Wohnen dem Markt entziehen: Juso-Chef Kevin Kühnert hat mit Thesen in einem Interview heftige Reaktionen ausgelöst. Eine Presseschau.

Der Chef der Jungsozialisten, Kevin Kühnert, will den Kapitalismus überwinden – und löst damit ein breites Echo aus. In einem Interview mit der "Zeit" hatte der Vorsitzende der SPD-Jugendorganisation gesagt, dass er große Unternehmen wie BMW auf demokratischem Wege kollektivieren möchte. Ohne Kollektivierung sei "eine Überwindung des Kapitalismus nicht denkbar".

Kühnert sprach sich auch dafür aus, den Besitz von Immobilien in Deutschland zu beschränken. "Ich finde nicht, dass es ein legitimes Geschäftsmodell ist, mit dem Wohnraum anderer Menschen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten", hatte er gesagt. "Konsequent zu Ende gedacht sollte jeder maximal den Wohnraum besitzen, in dem er selbst wohnt." Noch besser seien genossenschaftliche Lösungen, im Optimalfall gebe es überhaupt keine privaten Vermietungen mehr.

Die ersten Kommentare in der deutschen Presse dazu sind eindeutig – zumindest weitgehend.

Die Tageszeitung "Die Welt" meint:

"Wenn nun Kevin Kühnert die Verstaatlichung von Autoherstellern in Aussicht stellt und kundtut, der Sozialismus sei 'kein autoritäres Konzept', dann hat das gewiss auch damit zu tun, dass der Juso-Vorsitzende zum Zeitpunkt des Mauerfalls gerade einmal vier Monate alt war: Kühnert hat nie in einem tyrannischen Unrechtsregime oder auch nur in dessen Nähe gelebt, sonst schwante ihm zumindest, dass 'demokratischer Sozialismus' immer ein Oxymoron war und sein wird."

t-online.de-Chefredakteur Florian Harms schreibt im Tagesanbruch:

"Leider verrät uns Herr Lenin, Pardon, Kühnert nicht, ob seine Ansichten auf Kenntnis des Grundgesetzes und des Öffentlichen Rechts basieren oder ob er sie nach einem Blick ins 'Kommunistische Manifest' gewonnen hat. In der SPD genießt er eine Stellung, die nicht schwächer ist als die der schwachen Vorsitzenden Andrea Nahles. Gelingt es dem Juso-Chef, seine sozialrevolutionären Vorstellungen durchzusetzen, macht die SPD einen Purzelbaum zurück in die Fünfzigerjahre, in die Zeit vor ihrem Godesberger Programm. Das wäre dann der Moment, in dem sie sich endgültig als Volkspartei verabschiedet. Lenin wäre stolz auf sie."

Der Kommentator von "Spiegel online" nimmt eine andere Position ein:

"Damit keine Missverständnisse aufkommen: Natürlich kann man Kühnerts Ideen kritisieren, sie wahlweise für unpraktikabel, undurchdacht oder unfinanzierbar halten. Trotzdem ist es gut, dass sich jemand traut, das gerade unter jungen Menschen wachsende Unbehagen mit der Form, wie wir leben und wirtschaften, aufzugreifen und Alternativen anzubieten. Wenn selbst ein Juso-Chef keine Kapitalismuskritik mehr anzetteln darf, können wir das Nachdenken über andere Wirtschaftsformen gleich einstellen."

Die Boulevardzeitung "Bild" meint:

"Und nun liegt Kevin Kühnert im Schützengraben und träumt vom neuen Klassenkampf, trifft sich – statt mit den eigenen Genossen – mit Linke-Personal zu Sozialismuskongressen. Man könnte es abtun als Marotte eines verirrten Junggenossen. Aber Kühnert ist 1. mit knapp 30 auch politisch schon erwachsen, 2. nicht allein mit seinen Ideen im linken Flügel der SPD. Und 3. ist der Sozialdemokrat in der Parteispitze zusammen mit der Ostgenossin Manuela Schwesig zuständig für ein neues 'Sozialstaatsmodell' der Partei. Und da muss man nun befürchten, dass bei Kühnert nichts Neues rauskommt – eher etwas furchtbar Altes: Sozialismus."

Verwendete Quellen
  • Kommentar der "Bild"
  • Newsletter "Die Lage" von "Spiegel online"
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