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Studie in Deutschland: Ein Drittel der Menschen hält Politiker für Marionetten


Verschwörungstheorien
Ein Drittel der Deutschen hält Politiker für Marionetten

Von dpa, t-online, job

Aktualisiert am 25.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Politiker sind nur Marionetten? Das glauben viele Deutsche, wie eine neue Studie zeigt.Vergrößern des Bildes
Politiker sind nur Marionetten? Das glauben viele Deutsche, wie eine neue Studie zeigt. (Quelle: Ikon images/imago-images-bilder)
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Verschwörungstheorien sind in Deutschland weit verbreitet.

Viele Deutsche glauben an Verschwörungstheorien. Das zeigt die neue "Mitte-Studie" der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. 45,7 Prozent der Bevölkerung glauben demnach, dass geheime Organisationen großen Einfluss auf politische Entscheidungen hätten. Fast ein Drittel (32,7 Prozent) glaubt, dass Politiker und andere Führungspersönlichkeiten nur Marionetten anderer Mächte seien.

Etwa jeder Vierte (24,2 Prozent) glaubt, dass Medien und Politik unter einer Decke steckten. Über die Hälfte der Deutschen (50,4 Prozent) vertraut seinen Gefühlen eher als "sogenannten Experten". 11,6 Prozent glauben, dass Studien zum Klimawandel meist gefälscht seien.

Männer sind mit 43,9 Prozent anfälliger für Verschwörungstheorien als Frauen (33,9 Prozent). Auch das Bildungsniveau spielt eine große Rolle: Menschen mit niedriger (48,6 Prozent) oder mittlerer Bildung (42,2 Prozent) stimmen Verschwörungstheorien eher zu als Menschen mit hohem Bildungsniveau (25,3 Prozent).

"Die Mitte verliert ihren festen Boden"

Das Fazit der Autoren der Studie, die Forscher des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, fällt daher auch gemischt aus: "Vordergründig findet sich eine hohe Zustimmung zur Demokratie, die aber zugleich von antidemokratischen und antipluralistischen Überzeugungen begleitet wird. Die Mitte verliert ihren festen Boden und ihre demokratische Orientierung."

Die "Mitte-Studie" misst alle zwei Jahre antidemokratische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung. Diesmal wurden zwischen September 2018 und Februar 2019 insgesamt 2.005 Menschen befragt. Die Studie ist repräsentativ für die Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren.

Liebe Leserinnen und Leser,
sind Sie der Meinung, dass Politiker und andere Führungspersönlichkeiten nur Marionetten anderer Mächte sind? Glauben Sie, dass geheime Organisationen großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben und Politik und Medien unter einer Decke stecken?
Wieso haben Sie diesen Eindruck, ganz konkret? Wenn Sie zweifeln, welche Fragen haben Sie? Schreiben Sie uns an leseraufruf@t-online.de.
Wir würden gerne mit einigen von Ihnen ins Gespräch kommen.

Die Studie hat die Einstellung der Menschen zu Verschwörungstheorien erstmals abgefragt, es lässt sich also noch keine Entwicklung ablesen. Doch die Ergebnisse offenbaren ein tiefes Misstrauen gegenüber Politik und Medien. Und sie zeigen auch: Wer an Verschwörungstheorien glaubt, neigt auch eher zu fremdenfeindlichen Einstellungen.

Flüchtlinge treffen auf immer mehr Vorbehalte

Wie die Studie ermittelt hat, wachsen bei den Deutschen die Vorbehalte gegen Asylsuchende. Hatten sich 2014 noch rund 44 Prozent der Befragten negativ über Asylsuchende geäußert, stieg dieser Wert während der Hochzeit des Flüchtlingszuzugs 2016 auf 49,5 Prozent. Als die Forscher im Februar 2019 ihre jüngste Befragung abschlossen, stellten sie fest: Die Zahl derjenigen, die sich abwertend über asylsuchende Menschen äußern, war mit 54,1 Prozent so hoch wie nie, seit diese Einstellung 2011 erstmals abgefragt wurde.

Rund ein Fünftel der Deutschen ist feindlich gegenüber Fremden eingestellt, dieser Wert ist seit 2014 in der Studie konstant. Auch rechtspopulistische Einstellungen sind in der Bevölkerung konstant geblieben. Die Autoren der Studie verstehen darunter Überzeugungen, die sich gegen eine pluralistische Gesellschaft richten, die Menschen ausgrenzen und am Nationalstaat orientiert sind, die aber nicht unbedingt gewaltsam sind und sich noch auf dem Boden der Demokratie bewegen. Etwa jeder fünfte Deutsche neigt zu diesen Einstellungen, bei 42 Prozent lässt sich eine rechtspopulistische Tendenz feststellen.

Die Studienautoren folgern: "Rechtspopulistische Einstellungen sind stabil und das heißt, sie sind in der Mitte normaler geworden."

Rechtsextremismus nimmt im Osten ab

Eindeutig rechtsextreme Einstellungen, also solche, die das politische System gewaltsam ändern wollen, sind hingegen weiterhin äußerst selten. Nur rund 2,4 Prozent der Menschen haben ein solches geschlossenes Weltbild. Im Osten ist dieser Wert der Studie zufolge von 5,9 Prozent im Jahr 2016 auf 2,4 Prozent gesunken.

Der Großteil der Deutschen befürwortet Demokratie (86 Prozent) und fordert stärkeren Zusammenhalt in der EU (86 Prozent). Über 80 Prozent begrüßen es, wenn Menschen sich gegen Hetze gegen Minderheiten einsetzen.

Zudem haben die Vorbehalte gegen Obdachlose seit 2014 kontinuierlich abgenommen. Hatten sich im Jahr 2016 noch 18 Prozent der Befragten negativ über wohnungslose Menschen geäußert, so waren es zuletzt nur noch knapp 11 Prozent.


Abgenommen haben auch die Vorbehalte gegen Homosexuelle. Entsprechende Einstellungen fanden die Forscher zuletzt noch bei rund 8 Prozent aller Deutschen. Vor zwei Jahren hatte noch fast jeder Zehnte Vorbehalte gegen Lesben und Schwule.

Verwendete Quellen
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