Studentin empört wegen Nikab-Verbot "Ich sehe mich ganz klar diskriminiert"
Die Universität in Kiel hat in Lehrveranstaltungen ein Vollverschleierungsverbot erlassen. Der Grund: Eine Studentin kam im Nikab zur Uni. Die betroffene Frau will das nicht hinnehmen.
Katharina K. fühlt sich diskriminiert – und will notfalls auch juristisch gegen das Nikab-Verbot der Uni Kiel vorgehen. Die Hochschule hatte Ende Januar den Gesichtsschleier aus den Hörsälen verbannt. K. war im Nikab zu einer Vorlesung in Botanik erschienen. Ihrem Professor gefiel das nicht – und er brachte den Fall vor den Uni-Vorstand.
Das Ergebnis: Vollverschleierungen sind künftig verboten. Die Begründung der Uni: "Die Mindestvoraussetzungen für die erforderliche Kommunikation soll sichergestellt werden", heißt es in einem Statement. Dazu gehörten Mimik und Gestik. Aus diesem Grund dürfe ein Gesichtsschleier "in Lehrveranstaltungen, Prüfungen und Gesprächen nicht getragen werden."
Die Studentin will das nicht hinnehmen. In einem ausführlichen Interview mit der Kieler Hochschulzeitung bezieht sie Stellung zu dem Fall: "Ich sehe mich ganz klar wegen meiner Religion diskriminiert", sagt K. der Zeitung. Wenn jemand mit einem Mundschutz in den Vorlesungssaal komme, würde ihm niemand ein Kommunikationsproblem unterstellen.
Wer in der letzten Reihe sitzt, wird auch nicht gesehen
In dem Interview versucht die Studentin, die Argumentation der Uni zu entkräften. Für ihren Professor sei es eine Kommunikationshürde, mit vollverschleierten Studenten zu reden. "Aber wenn Studierende in einer Vorlesung in der letzten Reihe sitzen, sehen Lehrende spätestens dort ihre Gestik oder Mimik nicht mehr", so die Studentin weiter. Sie habe nie das Gefühl gehabt, dass der Kommunikation etwas fehlen würde. Zudem würde es auch Fernuniversitäten geben, wo überhaupt kein Student anwesend sei. Darüber hinaus sei die Identitätsprüfung bei Klausuren schwierig, argumentiert die Uni Kiel. Katharina K. bietet in dem Interview an, dass sie den Nikab kurz hochnehmen könne, wenn es nötig sei.
Momentan besucht K. die Veranstaltungen der Uni nicht. Auch ein Gespräch mit dem Uni-Vorstand der Hochschule brachte keine Lösung. "Im Gespräch mit dem Präsidium wurde auf meine Argumente überhaupt nicht eingegangen", sagt sie.
Nun prüft K. juristische Schritte gegen die Uni. "Mein Mann und ich haben in der Woche, in der das Problem auftrat, mit unseren Anwälten gesprochen, um gegen das Verbot vorzugehen", erklärt K.. Dennoch möchte die Studentin erst mal eine außergerichtliche Einigung suchen.
"Nicht-Muslime sagen, wie wir den Islam leben sollen"
Ganz ohne Aussicht auf Erfolg wäre ihr Vorgehen wohl nicht. Das Verbot ist auch an der Kieler Uni umstritten. Sowohl das Präsidium als auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) hätten K. gegenüber eingeräumt, dass das Verbot gegen das Grundgesetz sein kann – behauptet zumindest die Studentin. Eine Anfrage von t-online.de zu dem Verbot blieb bislang unbeantwortet.
Ihre Anwälte hätten ihr zudem mitgeteilt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sie wieder richtig studieren dürfe. Ähnlich würde es der AStA-Anwalt sehen. Auch die Antidiskriminierungsstelle der Uni habe den Vorfall klar als Diskriminierung eingeschätzt, so die Studentin.
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Katharina K. geht es in erster Linie um Religionsfreiheit. Ihr Fall an der Uni Kiel werde genutzt, um noch mehr zu verbieten. "Da kommt Stück für Stück, dass Nicht-Muslime uns sagen, wie wir den Islam leben sollen", meint die Studentin.