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Sawsan Chebli und die Rolex: Darum dreht sich die Empörung wirklich


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Chebli und die Rolex
Warum die Debatte um eine Uhr nicht zur Empörung taugt

MeinungEin Kommentar von Christian Mutter

Aktualisiert am 22.10.2018Lesedauer: 2 Min.
Sawsan Chebli: Das Foto, über das sich User auf Twitter aufregten, ist aus dem Jahr 2014, damals war Chebli stellvertretende Sprecherin des Außenministeriums.Vergrößern des Bildes
Sawsan Chebli: Das Foto, über das sich User auf Twitter aufregten, ist aus dem Jahr 2014, damals war Chebli stellvertretende Sprecherin des Außenministeriums. (Quelle: Hannibal Hanschke/dpa)
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Auf Twitter tobt ein Sturm der Entrüstung – wegen einer Rolex, die SPD-Politikerin Sawsan Chebli auf einem Foto trägt. Doch um die Uhr geht es dabei wohl kaum.

Das Foto ist vier Jahre alt und dreht seit Ende vergangener Woche seine Runden durchs Netz. Sawsan Chebli ist darauf zu sehen, SPD-Politikerin und Berliner Staatssekretärin, sie schaut selbstbewusst in die Kamera und trägt eine Rolex am Arm. Darf eine erfolgreiche Frau eine Rolex tragen? Ja, selbstverständlich. Darf eine Sozialdemokratin eine Rolex tragen? Ja, klar.

An dieser Stelle müsste dieser Text eigentlich zu Ende sein.

Aber: Sawsan Chebli hat einen Migrationshintergrund, sie ist jung (40) und erfolgreich, gebildet und selbstbewusst. Dass sich an ihrer Uhr eine Sozialneid-Debatte entzündet, hat wenig mit der Uhr, und viel mit ihrer Herkunft zu tun. Eine junge Muslima, die mit einer 7000-Euro-Uhr posiert? Auf Twitter hagelt es wüste Beschimpfungen. Als Chebli reagiert und auf ihre Kindheit in Armut verweist, normalisiert sich die Stimmung zumindest wieder etwas. Dass auch Alice Weidel schon mit Rolex am Rednerpult stand, wird von Cheblis Kritikern gekonnt ignoriert (und sollte nebenbei gesagt ebenso wenig Thema sein wie bei ihrer Kollegin von der SPD).

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Über protzige Autos von Profifußballern wird auch nicht mehr gelästert

Natürlich darf Sawsan Chebli kritisiert werden, für ihre Arbeit zum Beispiel, wenn es dazu Anlass gibt. Aber jeder darf und soll sich in diesem Land mit seinem selbstverdienten Geld kaufen, was sie oder er möchte. Ob es nun ein Telefon für 1.600 Euro ist oder eine Eigentumswohnung für 750.000 Euro. Es stört sich ja auch schon lange niemand mehr daran, wenn Bundesligaprofis im Lamborghini zum Training fahren.

Wir haben dringendere Themen, die unsere Aufmerksamkeit brauchen. Die Uhr einer Politikerin gehört nicht dazu.

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