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Kreuz-Debatte: Kardinal Marx wirft Söder "Spaltung" vor


Kreuz-Debatte
Kardinal Marx wirft Söder "Spaltung" vor

Von dpa, pdi

29.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Kardinal Reinhard Marx: Marx denkt laut einem Medienbericht, dass durch Söders Kreuz-Vorstoß "Unruhe und Spaltung" enstehe.Vergrößern des Bildes
Kardinal Reinhard Marx: Marx denkt laut einem Medienbericht, dass durch Söders Kreuz-Vorstoß "Unruhe und Spaltung" enstehe. (Quelle: dpa)

Auch mehrere Tage nach dem Kabinettsbeschluss für Kruzifixe in bayerischen Landesbehörden reißt die Kritik daran nicht ab. Aufschlussreich ist eine Umfrage: Wie denken Katholiken und Protestanten darüber?

Der Kruzifix-Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) stößt unvermindert auf Kritik. Durch die angeordnete Aufhängung in Landesbehörden und Söders Erklärung seien "Spaltung und Unruhe" entstanden, kritisierte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx. Wer das Kreuz nur als kulturelles Symbol sehe - wie es Söder zunächst getan hatte -, habe es nicht verstanden. Es stehe dem Staat auch nicht zu, die Bedeutung des Kreuzes zu erklären, sagte der Erzbischof von München und Freising der "Süddeutschen Zeitung" (Feiertagsausgabe). Unter die Kritiker reihten sich am Wochenende auch FDP-Chef Christian Lindner, die Grünen-Politikerin Claudia Roth und der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) ein.

In einer Umfrage sprachen sich fast zwei Drittel der Bürger (64 Prozent) dagegen aus, dass in jeder staatlichen Behörde in Deutschland ein christliches Kreuz aufgehängt wird. Dies hatte das Kabinett von Ministerpräsident Söder vergangenen Dienstag für die Landesbehörden des Freistaates beschlossen.

"Herr Söder macht einen Fehler"

Auch unter Katholiken und Protestanten ist die Ablehnung groß, wie die repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für die "Bild am Sonntag" ergab. Bei Katholiken sind dies 48 Prozent, bei Protestanten sogar 62 Prozent. Befragte anderer Konfessionen und Konfessionslose lehnen Kreuze in staatlichen Behörden mit großer Mehrheit ab - 87 Prozent der Befragten waren dagegen, nur 12 Prozent stimmten zu.

Die Grünen-Politikerin Roth warf dem bayerischen Ministerpräsidenten vor, er missbrauche das Kreuz für seinen Wahlkampf und vermische bewusst Religion und Politik. "Das finde ich in hohem Maße unchristlich, unanständig sowieso", sagte die Bundestagsvizepräsidentin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Herr Söder macht einen riesengroßen Fehler, wenn er glaubt, dass die Rückgewinnung der absoluten Mehrheit jedes Mittel heiligt." Am 14. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt.

FDP-Chef Lindner kritisierte, Söder habe das Kreuz "profanisiert und damit von seiner christlichen Bedeutung getrennt". Der "Passauer Neuen Presse" (Samstag) sagte er: "Gläubige Christen muss es empören, dass er aus ihrem Symbol ein Symbol des Staates macht."

Kritik an AfD

Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sagte im Inforadio des rbb, er verstehe zwar, dass Söder das Kreuz als Zeichen der Identität sehen wolle. Dies rechtfertige aber nicht, es in den Zusammenhang eines Wahlkampfes zu rücken. "Der Staat des Grundgesetzes ist weltanschaulich religiös neutral, das heißt er ist offen für alle Bekenntnisse", sagte Thierse, der auch Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken ist.

In der "Bild"-Zeitung attackierte der Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof den Beschluss des bayerischen Kabinetts. Es mache ihn fassungslos, dass Söder mehrere Tage gebraucht habe um einzuräumen, dass das Kreuz ein religiöses Symbol sei, schrieb Bischof in der Zeitung. "Das Kreuz ist aber kein Symbol für Bayern und erst recht kein Wahlkampflogo."

Die AfD warf Kardinal Marx hingegen vor, das Christentum nicht offensiv genug zu vertreten: "Warum die Islamisierung Raum hat? Weil das Christentum kapituliert u das Feld räumt", schrieb die Vizechefin der Bundestagsfraktion, Beatrix von Storch im Internetdienst Twitter. "An der Spitze: Kardinal Marx. Auf dem Tempelberg legt er das Kreuz ab. Und auch in öffentlichen Gebäuden will er es nicht. #DerFischStinktVomKopf #UndZwarGewaltig".

Verwendete Quellen
  • dpa
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