Gesellschaft Günther Jauch attackiert AWD-Gründer Maschmeyer
"Den Managern ans Gehalt! Brauchen wir ein Gesetz gegen die Gier?" Unter diesem Titel lief der ARD-Talk von Günther Jauch - und es ging richtig zur Sache.
Zu Gast bei Jauch war unter anderem Carsten Maschmeyer, der mit seinem Finanzberatungsdienst "Allgemeiner Wirtschaftsdienst" (AWD) Millionen verdient hat. Tausende Kleinanleger fühlen sich durch den AWD betrogen und haben viel Geld verloren. Für sie ist Maschmeyer das Symbol für hemmungslose Gier im Kapitalismus.
"Ist es egal, wie man das Geld verdient?"
Maschmeyer selbst fand nichts Verwerfliches an Millionenverdiensten von Vorständen: "Wo Ausnahmeleistungen möglich sind, muss auch ausnehmend bezahlt werden können." Hier hakte Jauch ein: "Ist es egal, wie man das Geld verdient? Gibt es da eine Moral?", fragte der Talkmaster und zielte damit auf die umstrittenen Geschäftspraktiken des AWD ab.
Doch Maschmeyer beharrte auf seinem Standpunkt: "Wenn Manager ein tolles Produkt entwickeln, das sich gut verkauft, sollen sie auch entsprechend entlohnt werden."
Jauch stellte Maschmeyers Ehre in Frage: Ob er nicht Tausende Kleinanleger entschädigen müsste, wenn er ein Ehrenmann wäre, wollte Jauch wissen. Maschmeyer konterte: "Wenn ein Auto fehlerhaft ist, macht man ja auch nicht den Autoverkäufer haftbar, sondern den Hersteller." Demnach seien die Fondsgesellschaften in der Pflicht, deren Produkte die "Drückerkolonnen" des AWD damals verkauften.
Wagenknecht will Mindestlohn und Manager-Limit
Weitere Gäste des Abends waren Rainer Brüderle (FDP), Sahra Wagenknecht (Linke), Journalist Marcel Reif und der Gründer einer schweizerischen Volksinitiative gegen Gehaltsexzesse bei Managern, Thomas Minder.
Sarah Wagenknecht forderte: "Eine gesetzliche Grenze von höchstens dem Zwanzigfachen eines unteren Lohnniveaus muss her." Derselben Meinung war Gerhard Wulff, Angestellter bei Volkswagen. Er berichtete, dass der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn 360 mal so viel verdiene wie er. Das fand Wulff ungerecht: "Das steht in keinem erklärbaren Verhältnis mehr", sagte er. "Die Belegschaft sollte über den Lohn der Vorstände bestimmen dürfen."
Rainer Brüderle hielt von dieser Idee nichts. Wenn Gewerkschafter über Managergehälter entscheiden dürften, werde doch nur "gekungelt", so der FDP-Politiker. Er sei für ein Modell, "bei dem die Miteigentümer entscheiden, nicht aber der Staat."
Wagenknecht dagegen forderte einen Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde und prangerte die FDP und Brüderle als "unrühmliche Gegner" von Reformvorschlägen in diesem Bereich an.
Chef-Gehälter sollten an die Verdienste der Angestellten gekoppelt werden, so Wagenknecht. "Dann werden sich die Vorstände hüten, Gehälter zu senken, um Profit zu machen."
Das Publikum stimmt für gedeckelte Managergehälter
Eine kurze Umfrage im Studiopublikum zeigte: 58 Prozent der Anwesenden waren für Wagenknechts Vorschlag, Vorstandsgehälter auf maximal das 20-fache des untersten Lohnniveaus zu begrenzen. 42 Prozent waren dagegen.
Die Einladung Carsten Maschmeyers hatte im Vorfeld für reichlich Ärger im NDR gesorgt. Jauchs Talkshow wird vom NDR produziert. Derselbe Sender hatte sich 2011 mit Maschmeyer einen Rechtsstreit geliefert; es ging darin um die Dokumentation "Der Drückerkönig und die Politik", in der erstmals die AWD-Geschäftspraktiken angeprangert wurden. Der ehemalige Chefreporter Christoph Lütgert wetterte: "Der RTL-Quizonkel beschädigt unsere Glaubwürdigkeit."
Dem "RTL-Quizonkel" bot auch Rainer Brüderle Paroli - wenn auch beinahe ungehört. Er fragte provokant, was wohl dabei herauskäme, wenn die Zuschauer über die Gage Günther Jauchs entscheiden dürften.