Ranking: Das sind Deutschlands klügste Köpfe

Das ist die Champions-League der deutschen Denker, die Elite unserer Intellektuellen, sie belegen die ersten Plätze in unseren Gehirnen, sie prägen die politischen und gesellschaftlichen Debatten: Zum dritten Mal präsentiert das Magazin "Cicero" eine Rangliste der 500 wichtigsten deutschsprachigen Intellektuellen. Manche Neueinsteiger überraschen in dem Ranking neben den vielen alten Bekannten.

Sie spalten und sie provozieren, man kennt sie und nicht jeder liebt sie, die bestplatzierte Frau des Rankings und der Mann an der Spitze: Alice Schwarzer und Günter Grass.

Spitzenreiter provozieren, nerven, beeinflussen

Sie mischen sich ein, ob gefragt oder ungefragt. Grass als "Moralist, Literat, Grafiker, Dichter, Denker, Mahner und Nervensäge", wie das Magazin "Cicero" schreibt. "Mal treffsicher, mal nicht, kürzlich mit seinem Israel-Gedicht 'Was gesagt werden muss.' Ein paar Zeilen eines inzwischen 85-Jährigen können ein Land beschäftigen - das zeigt, wie relevant der Nobelpreisträger ist. Grass weiß, wie man Debatten inszeniert." So begründet das Magazin seine Auswahl in der aktuellen Ausgabe.

Weitere Schriftsteller folgen, Peter Handke auf Platz zwei, Martin Walser auf Rang drei. Ab Rang vier übernehmen die Frauen: Die Feministin Alice Schwarzer belegt Platz vier, damit ist sie laut "Cicero" die Frau mit der höchsten öffentlichen Deutungsmacht. Trotz Spott und Häme, die ihr oft entgegenschlagen, hat sie viel bewirkt. und Deutschlands Gesellschaft entscheidend geprägt. Platz fünf nimmt die Schriftstellerin Elfriede Jelinek ein.

Einsame Frauen unter alten Männern

Erfolgreiche Frauen, aber einsam unter alten Männern: Nur 13 Prozent der aufgelisteten Intellektuellen sind weiblich. Das Durchschnittsalter der Top 100 liegt bei 66 Jahren.

Das Ranking, das "Cicero" nach 2006 und 2007 zum dritten Mal präsentiert, bezieht sich auf die vergangenen zehn Jahre. Das ausschlaggebendes Kriterium heißt Präsenz, nämlich die in den 160 wichtigsten deutschsprachigen Zeitungen, Zitierungen im Internet, Treffer in der wissenschaftlichen Literaturrecherche Google Scholar sowie Querverweise im biografischen Munzinger-Archiv.

Die Spitzenreiter sind alte Bekannte, doch auch Quereinsteiger schaffen es in das elitäre Intellektuellen-Ranking: Der Göttinger Hirnforscher Gerald Hüther, ein scharfer Kritiker des deutschen Schulsystems, hat seit 2007 sogar 328 Plätze gutgemacht und steht nun auf Rang 152. Auch der Leiter des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit Klaus F. Zimmermann hat sich weit vorgearbeitet und belegt diesmal Platz 168 (plus 325). Oder der Sozialforscher Harald Welzer ("Das Ende der Welt, wie wir sie kannten"). Er erreicht den 112. Platz (plus 313).

Blitzstart: Neueinsteiger überraschen

Die erfolgreichste Neueinsteigerin in diesem Jahr ist aber die frühere Bischöfin und EKD-Vorsitzende Margot Käßmann: Neu im Ranking schaffte sie es auf Anhieb auf Platz 26. Ebenfalls hoch platzierte Newcomer sind Charlotte Roche auf Rang 67 sowie Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner auf Rang 86.

320 Plätze minus - das ist der härteste Absturz im gesamten Ranking und er trifft den ARD-Journalisten Klaus Bednarz, der sich jetzt mit Rang 451 zufrieden geben muss.

"Cicero" listet in seiner Online-Ausgabe die komplette Liste der 500 wichtigsten Köpfe Deutschlands auf.