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"Kann das Gejammer der Geringverdiener nicht mehr hören"


Gutverdiener
"Kann das Gejammer der Geringverdiener nicht mehr hören"

MeinungVon t-online, MTh

Aktualisiert am 31.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein erfolgreicher Geschäftsmann sitzt in einem schicken Auto (Symbolbild): Gutverdiener werden geringwertschätzt, kritisieren manche.Vergrößern des Bildes
Ein erfolgreicher Geschäftsmann sitzt in einem schicken Auto (Symbolbild): Gutverdiener werden wenig wertgeschätzt, kritisieren manche. (Quelle: IMAGO / Jake Jakab)
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Gutverdiener werden wenig wertgeschätzt, monieren manche. Sie haben keinen Grund zur Klage, entgegnen die anderen. Ein Gastbeitrag sorgt für Furore in der t-online-Leserschaft.

"Aus Seitenhieben wurden Hetzjagden gegen uns" ist einer der Sätze, mit dem Gutverdiener Oliver in seinem viel gelesenen Gastbeitrag Hunderte Zuschriften von t-online-Lesern hervorrief. Sehr vielen spricht er aus der Seele, wenn er schreibt, sein Gehalt sei zwar hoch, er müsse allgemein aber viel aufgeben und die Wertschätzung sei gering.

Andere hingegen lesen in seinen Aussagen eine Geringschätzung, wenn er zum Beispiel schreibt, "Von nichts kommt nichts" oder unterstellt, die Bequemen seien diejenigen, die am lautesten schreien, "wenn es darum geht, den Gutverdienern noch mehr abzuverlangen". Eine Auswahl konträrer Meinungen:

"Das macht mir nichts aus"

"Ich muss gestehen, dass ich seit Langem nicht mehr eine so gut formulierte Meinung gelesen habe. Ich gebe dem Verfasser in jeder Hinsicht Recht", schreibt t-online-Leser Dimitrios Proutsos. "Ich bin kein Gutverdiener, liege ein gutes Stück unter Olivers Gehalt. Das macht mir aber nichts aus, jeden Morgen fünf Uhr aus dem Bett zu steigen, in die Hände zu spucken und das Bruttosozialprodukt zu steigern."

Proutsos findet es beschämend, dass die am lautesten Schreienden und Politiker nichts Besseres zu tun hätten, als sich für Arbeitende und Gutverdiener "neue Schröpfmöglichkeiten auszudenken".

"Leistung, Arbeit und Verdienst hängen nicht zusammen"

"Hat sich ein Reicher schon einmal gefragt, wie viel eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern jeden Tag an Leistung erbringen und aufgeben muss?", fragt S. Wind. "Sie hat keinen Urlaub, keine Massagen, keine Freizeit, keinen Feierabend und dazu keine 200.000 Euro im Jahr.

Er kann sich gern auch einmal bei Obdachlosen erkundigen, ob sie denn auch etwas aufgeben mussten für ihre Armut und warum sie nicht einfach endlich aufhören faul zu sein und stattdessen aufstehen, arbeiten und reich werden."

S. Wind stört das Narrativ der Leistungsgesellschaft. "Leistung, Arbeit und Verdienst hängen leider nicht zusammen. Wir haben reiche Leute, die weder etwas leisten noch je arbeiten müssen, da sie von ihren Eltern ein paar Immobilien geerbt haben und nun davon leben, dass andere für sie arbeiten und sie für ihren Landbesitz durchfüttern."

Auf der anderen Seite gebe es hart arbeitende Menschen, die sich jeden Tag "den Hintern aufreißen und so gut wie nichts verdienen", gibt S. Wind zu bedenken.

"Jammern, Selbstmitleid und Fingerzeig helfen nicht"

Martin Michael Kolb meint: "Der Gastbeitrag Ihres Lesers Oliver trifft den Nagel auf den Kopf. Ich kann und will diese ewige Stimmungsmache gegen Besserverdienende und das stetige Jammern vieler sogenannter Geringverdiener nicht mehr hören. Jeder kann in diesem freien, wunderbaren Land seine Ärmel hochkrempeln und sich das 'verdienen', was er für sein Leben braucht."

Es sei aber der Anreiz in unserer Gesellschaft zu hoch, "sich zurückzulehnen und abzuwarten, was unser Sozialstaat zu bieten hat". Das sei in den Augen des t-online-Lesers ein Versagen der Politik.

"Ein höheres Einkommen ist nach meiner Meinung durch zwei Maßnahmen zu erreichen: mehr arbeiten und/oder höher qualifizieren. Beides ist in unserem Land tatsächlich möglich. Jammern, Selbstmitleid und der Fingerzeig auf vermeintlich dauerglückliche Wohlhabende helfen da nicht."

"Auch Menschen mit kleinen Einkommen leisten Überstunden"

Auf Olivers Inkaufnahme von etlichen Überstunden antwortet Anneliese Schmeling: "Auch wenn es für Sie wahrscheinlich nicht vorstellbar ist: Auch Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen leisten regelmäßig Überstunden, die dann im besten Falle dank Tarifbindung mit Zuschlägen für Nacht-, Wochenend- oder Feiertagsarbeit vergütet werden – ansonsten aber nur mit dem ganz normalen, in aller Regel niedrigen Stundenlohn oder auch gar nicht."

Olivers Bemühungen und sein Ehrgeiz, im Leben beruflich voranzukommen, verdienten ihre Anerkennung, wie Schmeling weiter schreibt. "Sie erwarten zu Recht, dass man Ihnen und Ihrer Leistung Respekt erweist. Ihr Urteil über Menschen, die es nicht so weit gebracht haben, lässt es aber nicht an Vorurteilen und mangelndem Respekt fehlen."

"Wohlhabende verdienen unseren Applaus"

Martin mailt: "Ich arbeite selbst im sozialen Bereich und danke den Leistungsträgern, dass sie für die Arbeit, die ich jeden Tag leiste, ihre großen Opfer bringen. Ohne die Gutverdiener und Reichen, die den Großteil der Steuern und Sozialabgaben zahlen, wäre ein so toller Sozialdienst nicht möglich. Ich finde, dass diese Menschen unseren Applaus verdient haben."

"Wer gut verdient, wird nicht verunglimpft"

Josef Koelker verdient selbst gut, vertritt aber eine andere Meinung als unser Gastautor: "Ich glaube nicht, dass es diese pauschale Verurteilung der 'bösen Gutverdiener' gibt. Leider hat sich unsere Gesellschaft immer mehr von den Prinzipien der 'sozialen Marktwirtschaft' entfernt."

Auch das Prinzip der Solidaritätsgemeinschaft schwinde immer mehr, findet der t-online-Leser. "Wer gut verdient und dabei auch zu seiner Verantwortung gegenüber den Schwächeren der Gesellschaft steht, wird nicht verunglimpft. Zu Recht verurteilt werden diejenigen, die trotz wirtschaftlicher Stärke nicht bereit sind, zugunsten Schwächerer auch mal zu verzichten."

Verwendete Quellen
  • Zuschriften von t-online-Lesern
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