Flucht vor dem Krieg Ukrainer sind zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe
Aus der Ukraine sind mehr Menschen nach Deutschland geflohen, als aus drei Ländern während der sogenannten Flüchtlingskrise. Ihr Anteil an der Bevölkerung stieg deutlich.
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 sind im vergangenen Jahr rund 1,1 Millionen Menschen von dort nach Deutschland gekommen. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden auf Grundlage einer vorläufigen Datenauswertung mit.
Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung stieg damit demnach von 0,2 Prozent auf 1,2 Prozent. Damit sind Ukrainerinnen und Ukrainer nun nach den Menschen mit türkischer Staatsangehörigkeit (1,6 Prozent) die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe in Deutschland.
Zugenommen haben allerdings demnach auch die Ausreisen in die Ukraine. Deren Zahl wurde für das Gesamtjahr 2022 mit 139.000 angegeben. Aus dem Saldo der Zu- und Fortzüge ergibt sich demnach für 2022 eine Nettozuwanderung aus der Ukraine von 962.000 Menschen. Dies übersteigt laut Statistischem Bundesamt die Nettozuwanderung aus Syrien, Afghanistan und Irak mit zusammengenommen 834.000 Menschen in den Jahren 2014 bis 2016 – also zur Zeit der sogenannten Flüchtlingskrise.
Anteil der Frauen überdurchschnittlich hoch
Der Anteil der Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland habe sich von Januar bis Oktober 2022 etwa versiebenfacht, hieß es. Statt 138.000 Menschen ukrainischer Staatsbürgerschaft im Januar 2022 lebten den Daten zufolge im Oktober vergangenen Jahres 1,02 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland (plus 639 Prozent). 68 Prozent der Kriegsflüchtlinge kamen von März bis Mai 2022, also in den ersten drei Monaten nach dem russischen Angriff.
Unter anderem aufgrund kriegsbedingter Ausreisebeschränkungen der Ukraine für Männer sind unter den eingereisten Ukrainerinnen und Ukrainern überdurchschnittlich viele Frauen, Kinder und Jugendliche. Der Anteil der Frauen und Mädchen betrug demnach 63 Prozent, derjenige der Minderjährigen 35 Prozent. Unter den 18- bis 60-Jährigen betrug der Frauenanteil 71 Prozent.
Bundesländer haben unterschiedlich viele Ukrainer aufgenommen
Bei der Aufnahme der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es laut Statistikamt deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Gemessen an der jeweiligen Gesamtbevölkerung war deren Anteil am höchsten in Berlin und Hamburg mit jeweils 1,5 Prozent. Am geringsten war er in Schleswig-Holstein mit 1,0 Prozent, gefolgt von Bayern, Bremen und Rheinland-Pfalz mit jeweils 1,1 Prozent.
Das Statistische Bundesamt verwies bei seinen Angaben auf erhebliche Unsicherheiten. Diese ergeben sich demnach vor allem daraus, dass Zuzüge oft erst mit erheblicher Verzögerung oder auch gar nicht melderechtlich erfasst würden. In noch stärkerem Maße gelte dies für Ausreisen, wenn sich Betroffene nicht abmelden.
Im Jahr vor dem Krieg waren nur rund 13.000 Zuzüge aus der Ukraine und 6.000 Fortzüge dorthin registriert worden.
- Nachrichtenagentur AFP