Land in der Krise Libyens Zentralbank stoppt Arbeit – nach Entführung eines Mitarbeiters
Jahrelang herrschte in Libyen Waffenruhe – und zwischen den verfeindeten Lagern eine Art Gleichgewicht. Jetzt spitzt sich eine neue Krise in hohem Tempo zu. Nächster Schauplatz: die Zentralbank.
In Libyen hat die Zentralbank nach der Entführung eines Mitarbeiters die Arbeit eingestellt. Der IT-Leiter sei von "unbekannten Gruppen" entführt und die Arbeit deshalb suspendiert worden. Andere Angestellte hätten entsprechende Drohungen erhalten. Bis zur Freilassung des IT-Arbeiters würden alle Bankgeschäfte und die Arbeit aller Abteilungen und System ausgesetzt. Von dem Schritt ist auch das Depot für Umsätze aus dem staatlichen Ölgeschäft betroffen.
Damit spitzt sich die neue Krise um die zwei verfeindeten Regierungen in dem Land weiter zu. In dem Wüstenstaat in Nordafrika läuft ein langer Kampf um Einfluss und Ressourcen zwischen zwei großen Lagern. Sie werden angeführt von Ministerpräsident Abdel Hamid Dbaiba im Westen und Feldmarschall Chalifa Haftar sowie dessen Söhnen im Osten. Das Land ist zutiefst gespalten, es gibt zwei parallel arbeitende Regierungen und Verwaltungen.
In der Zentralbank werden Umsätze aus dem Öl- und Gasgeschäft eingezahlt, die etwa 95 Prozent der staatlichen Einnahmen ausmachen. Die Zentralbank ist unter anderem zuständig für die Zahlung öffentlicher Gehälter, auch im Osten. Sie sei der "höchste Preis" für die in Libyen kämpfenden Gruppen, nämlich die "größten Devisenreserven Afrikas und das sprudelnde Herz der libyschen, vom Öl angetriebenen Wirtschaft", schrieb Experte Wolfram Lacher von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).
- Nachrichtenagentur dpa