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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sabotage in der Ostsee Erdbebenstationen registrierten Nord-Stream-Explosionen
Immer mehr deutet darauf hin, dass an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 Sprengsätze detoniert sind. Erdbebendaten liefern klare Hinweise.
Wenig spektakuläre Messwerte von Seismogrammen mit spektakulärem Hintergrund: Erdbebenmessstationen haben Erschütterungen in der Ostsee festgehalten, die offenbar von den Explosionen an Nord Stream 1 und Nord Stream 2 stammen. Die Signale sind nicht mit natürlichen Beben zu erklären.
Anne Strømmen Lycke, Chefin des norwegischen Forschungsinstituts Norsar, sagte t-online über ein Ereignis der Stärke 2,2 am Montagabend: "Wir sind sehr sicher, dass es eine Explosion war und dass es sich dort ereignet hat, wo die dänischen Behörden Gasaustritt festgestellt haben." Björn Lund, Dozent für Seismologie beim Swedish National Seismic Network, hat ebenfalls keine Zweifel, dass es sich um Explosionen handelt, wie er dem schwedischen Fernsehen SVT sagte. Die Erkenntnisse der Seismologen passen zu dem, was der Direktor der Dänischen Energieagentur, Kristoffer Böttzauw, dänischen Medien sagte: "Das ist kein kleiner Riss. Es ist ein wirklich großes Loch."
Erschütterungen um 2.04 Uhr
Zuerst berichtetet die Seite "Erdbebennews.de" über die verräterischen Erdschwingungen: Am Montag um 2.04 Uhr wurden Erschütterungen verzeichnet von zwei schwedischen Erdbebenstationen, deren Daten mit entsprechendem Zugang öffentlich verfügbar sind. Die Daten zeigten, dass es südlich in der Ostsee ein entsprechendes Ereignis gegeben hatte.
Die Seismologen von Norsar meldeten dann um kurz nach 19.03 Uhr am Montag aus der Ostsee starke Signale. Die norwegischen Forscher geben auch Beben nicht-natürlichen Ursprungs wie Sprengungen an, Schwedens Seismologisches Institut filtert diese dagegen aus seinen Veröffentlichungen heraus. Deshalb tauchten beide Erschütterungen dort jeweils nicht in Auswertungen auf.
Druck in Röhre fällt dramatisch
Die schwedischen Experten bestätigen aber jetzt, dass bis zu 30 Stationen die Signale empfangen haben und die Koordinaten der registrierten Erschütterungen zu den Orten passen, wo die Gaslecks entdeckt wurden. Die dänischen Streitkräfte haben entsprechende Aufnahmen aus der Luft veröffentlicht, die an der Wasseroberfläche massiven Gasaustritt zeigen. Schwedens Erdbebenbehörde erklärte, derartige Signale von militärischen Übungen zu kennen. Solche Übungen seien aber für den fraglichen Zeitraum nicht bekannt.
In Deutschland war am Montagmorgen festgestellt worden, dass der Druck in der Röhre A von Nord Stream 2 in der Nacht von 105 Bar auf 7 Bar gefallen war. Am Montag um 13:52 Uhr kam dann die erste Warnung der Seefahrtsbehörde, nachdem Schiffe Blasen an der Oberfläche entdeckt hatten. Um 20.41 Uhr entdeckten Schiffe die Blasen an anderer Stelle – offenbar dort, wo es an Nord Stream 1 Explosionen gegeben hatte.
Jens Skapski, Betreiber der Seite "Erdbebennews.de", analysierte das Beben um 19.03 Uhr und sieht in den Signalen Anzeichen für zwei Explosionen im Abstand von fünf Sekunden. Das würde passen zu den zwei Lecks an Nord Stream 1, die die dänischen Behörden nordöstlich der Ostseeinsel Bornholm entdeckt haben.
- Telefonat mit Norsar
- erdbebennews.de: Nord Stream und das Ostsee-"Erdbeben"