Erste Personalie steht fest Als Trump fast aussichtslos zurücklag, brachte sie die Wende
Donald Trump enthüllt seine erste Personalie. Er ernennt eine Frau zur Stabschefin. Der Posten ist immens wichtig – doch Susie Wiles war bislang kaum bekannt.
Susie Wiles ist keine Frau der lauten Worte. Die 67-Jährige hielt sich bislang immer im Hintergrund, während die Männer, denen sie diente, im Rampenlicht standen. So wird es in Zukunft wohl auch bleiben, wenn Wiles mit ihrem aktuellen Vorgesetzten ins Weiße Haus einzieht. Dort wird die Politstrategin den vielleicht wichtigsten Job bekleiden, den Amerika zu vergeben hat – nach dem US-Präsidenten natürlich.
Wie Donald Trump nun bekanntgab, soll Wiles nämlich seine Stabschefin (Chief of Staff) im Weißen Haus werden. Damit sitzt sie nach der Amtsübernahme Trumps am 20. Januar kommenden Jahres im Schaltzentrum der Macht. Wie bedeutend der Posten des Chief of Staff ist, zeigt schon die Tatsache, dass es die erste Personalie ist, die Trump verkündet.
"Susie ist zäh, klug, innovativ und wird allseits bewundert und respektiert", erklärte der 78-jährige Republikaner am Donnerstag in einer Mitteilung. "Sie wird weiterhin unermüdlich daran arbeiten, Amerika wieder groß zu machen. Es ist eine Ehre, mit Susie zum ersten Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten eine Frau als Chief of Staff zu haben."
Posten im Weißen Haus gilt als Hochrisikojob
Die aus New Jersey stammende Wiles ist die Tochter des ehemaligen Footballspielers und NFL-Kommentators Pat Summerall. Sie gilt als absolut loyal und diente Donald Trump bereits seit 2016 in unterschiedlichen Funktionen. Zuletzt war sie eine der Leiterinnen von Trumps erfolgreicher Präsidentschaftskampagne – als einzige Frau in einem ansonsten von Männern dominierten Stab von Wahlkampfstrategen.
"Susie hat mir geholfen, einen der größten politischen Siege in der Geschichte Amerikas zu erringen", lobte Trump die Leistung von Wiles. Insgesamt siebenmal erwähnte er ihren Namen in seiner Dankesrede vor Anhängern am Donnerstag. Es scheint, als habe Trump großen Respekt vor seiner Beraterin. Das könnte ihr zugutekommen. Schließlich dienten in Trumps erster Amtszeit von 2017 bis 2021 nacheinander vier verschiedene Stabschefs im Weißen Haus: Reince Priebus, John Kelly, Mick Mulvaney und Mark Meadows. Aufgrund dieses Personalkarussels gilt der Posten unter dem impulsiven Republikaner als Hochrisikojob.
Im Gegensatz zu Priebus, Kelly, und Mulvaney, den drei früheren Stabschefs, die Trump entweder feuerte oder die frustriert das Handtuch warfen, hat Wiles sich mit ihrer resoluten Art innerhalb der republikanischen Führungsriege größten Respekt verschafft. Trump selbst verriet den Spitznamen der 67-Jährigen: "Susie zieht es vor, im Hintergrund zu bleiben, aber lasst mich Euch sagen, wir nennen sie die Eiskönigin."
Trump-Berater: "Sie ist besonnen, verliert nie die Ruhe"
Ihre Karriere als politische Beraterin begann früh. 1979 arbeitete Wiles für den republikanischen Abgeordneten Jack Kemp, der für den Bundesstaat New York im Repräsentantenhaus saß. Ein Jahr später stieg sie dann in die Kampagne des späteren US-Präsidenten Ronald Reagan ein. Ihr politisches Meisterstück legte sie 2010 ab. Da verhalf sie Rick Scott zu einem furiosen Sieg in Florida. Mit Wiles als Kampagnenleiterin gewann der politisch völlig unerfahrene Geschäftsmann die Wahl zum Gouverneur.
Manche Republikaner hatten Wiles damals davor gewarnt, bei Scott anzuheuern. "Du wirst es noch bereuen", habe man ihr gesagt. Wiles nahm den Job trotzdem an und strafte die Kritiker Lügen. So zumindest erzählte es Curt Anderson, ein Berater von Scott. "Sie ist besonnen, verliert nie die Ruhe, ist detailliert und organisiert, und sie kommt nicht vom Weg ab", sagte Anderson. "Sie ist keine auffällige, großmäulige Beraterin. Sie macht ihren Job – und sie macht ihn gut."
2015 heuerte Donald Trump die Politstrategin an. Der republikanische Präsidentschaftskandidat drohte, den immens wichtigen Bundesstaat Florida gegen die demokratische Herausforderin Hillary Clinton zu verlieren. Am Ende gewann er die 30 Wahlleutestimmen mit 1,6 Prozent Vorsprung und zog ins Weiße Haus ein.
Vertrauliche Dokumente zeugten von "aggressiver Strategie"
Später rettete Wiles die Kampagne von Ron DeSantis, der sich in Florida für den Posten des Gouverneurs beworben hatte, in den Umfragen aber zurücklag. "Susie ist wie ein kampferprobter General auf dem Schlachtfeld", sagte der ehemalige Trump-Berater Michael Caputo.
Mit Ron DeSantis überwarf sich Wiles später. Der Gouverneur von Florida hatte ihr vorgeworfen, vertrauliche Dokumente an die Presse gespielt zu haben. Darin war von einer "aggressiven Strategie" des Spendeneintreibens die Rede. So sollen etliche Lobbyisten sehr viel Geld bezahlt haben, um ein Treffen mit DeSantis zu bekommen.
Wiles und DeSantis gingen fortan getrennte Wege. DeSantis bewarb sich um die Präsidentschaftskandidatur – erfolglos. Wiles unterstützte erneut Trump bei dessen Bewerbung um das Weiße Haus. Dort wird sie ab dem 20. Januar nun als Stabschefin einziehen und die Fäden der Weltmacht USA ziehen.
- politico.com: How Trump’s Florida ‘field general’ got kneecapped
- sbs.com.au: Who is Susie Wiles, the 'Ice Maiden' who will become Trump's chief of staff?
- thehill.com: Trump picks Susie Wiles for White House chief of staff
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP