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Elon Musk und Donald Trump: PR-Desaster statt Jahrhundert-Interview


Donald Trumps Live-Talk mit Elon Musk
Das ging vollkommen nach hinten los

  • Bastian Brauns
MeinungVon Bastian Brauns

Aktualisiert am 13.08.2024Lesedauer: 5 Min.
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Donald Trump schießt in einem Interview gegen seine Wahlkampfgegnerin. (Quelle: reuters)

Nach drei schwachen Wahlkampfwochen für Donald Trump wollte der Ex-Präsident mithilfe von Elon Musk zurück in die Schlagzeilen. Doch der Talk mit dem reichsten Mann der Welt wird ihm gegen Kamala Harris kaum helfen.

Bastian Brauns berichtet aus Washington

Das "Interview des Jahrhunderts", so hatten die beiden Milliardäre Donald Trump und Elon Musk ihr geplantes Live-Gespräch auf der Nachrichtenplattform X angekündigt. Und tatsächlich gab es in der sich über zwei Stunden hinziehenden Unterhaltung bemerkenswerte Momente. Etwa als es um Vorteile von Atomenergie ging und Musk sagte: "Hiroshima und Nagasaki wurden bombardiert, aber jetzt sind es wieder ganze Städte." Trump erwiderte darauf: "Ja, das ist großartig. Das ist großartig."

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Oder als vom Klimawandel die Rede war und Donald Trump den ansteigenden Meeresspiegel als einen lukrativen Vorteil verkaufte. "Dann gibt es mehr Grundstücke mit Meerblick", so Trump. Dass jene Grundstücke, die bislang Meerblick haben, dann womöglich weggespült sein könnten? Berücksichtigte der Präsidentschaftskandidat der Republikaner bei dieser Rechnung nicht.

Trump benötigt dringend Neuigkeiten

Es sind nur zwei Beispiele aus dem Gespräch zwischen den zwei Männern, die einander bewundern und hoffen, jeweils vom anderen zu profitieren. Seitdem Donald Trump im Vergleich zu seiner politischen Gegnerin Kamala Harris in zahlreichen Umfragen schwächelt, benötigt er Aufmerksamkeit um jeden Preis. Seit Joe Bidens Rückzug als Präsidentschaftskandidat bestimmen die Demokraten die Schlagzeilen. Für den aufmerksamkeitsliebenden Trump waren es entsprechend dramatische Wochen.

Der gemeinsame Auftritt mit Musk sollte ihn zumindest für einen kurzen Moment wieder ins Gespräch bringen – so der Plan. Der Tech-Milliardär polarisiert seit Monaten mit seiner offenen Unterstützung von Trump. Auch, weil er unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit seit Monaten ganz gezielt Falschinformationen auf seiner einflussreichen Nachrichtenplattform X verbreitet – mit seinem eigenen Profil, mittels Algorithmen und mangels konsequenter Verfolgung von Verstößen der eigenen Plattformregeln.

Ob der Talk Trump jedoch wirklich im Wahlkampf hilft, bleibt zumindest fraglich.

Schon wieder Pannen-Alarm

Viele Hunderttausend Zuhörer mussten am späten Montagabend zunächst hauptsächlich eines: sehr lange warten. Wegen technischer Probleme konnte der Talk zwischen dem vermögendsten Mann der Welt und seinem erklärten politischen Idol erst mit rund 45 Minuten Verspätung starten. Elon Musk behauptete, Grund für die Panne sei eine massive Internet-Attacke gewesen (mehr dazu lesen Sie hier). Belege dafür gibt es nicht. Tatsächlich spricht eher viel dafür, dass die Plattform dem Live-Format nicht gewachsen war.

Und das nicht zum ersten Mal. Bereits als Musk im vergangenen Jahr noch Trumps parteiinternen Herausforderer Ron DeSantis unterstützt hatte, platzte dessen Wahlkampfstart zu den Vorwahlen bei einem vergleichbaren Live-Talk. Ausgerechnet Trump machte sich damals darüber lustig und bezeichnete die Panne als "Desaster". Jetzt erging es ihm selbst so. Zumal die technischen Probleme noch weitergingen: Die Tonqualität von Trumps Mikrofon war so schlecht, dass er sich stellenweise so anhörte, als trüge er ein künstliches Gebiss, das sich ständig lockert. Der Spott gerade auf der Plattform X war ihm daher sicher.

Trump verpasst es, zu überraschen

Wirklich Neues bekamen die Zuschauerinnen und Zuschauer am Ende nicht zu hören. Im Gegenteil: Trump, der sich aus seinem Anwesen Mar-a-Lago zuschaltete, erzählte einmal mehr, wie gut er sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un und Chinas Präsident Xi Jinping verstehe. Anders als Joe Biden, der laut Trump "keinen IQ mehr" habe, würden ihn diese Staatenführer "respektieren". Die Nachfolgerin Kamala Harris bezeichnete er, wie schon so oft, als "wenig intelligent". Es war eine Liste des Üblichen.

Dabei hätten ihm neue Aussagen durchaus nachhaltige Aufmerksamkeit über die Plattform X hinaus bescheren können. Dass er den Demokraten stattdessen nur wieder vorwarf, Biden gegen dessen Willen undemokratisch mit "einem Coup" gestürzt zu haben, verstärkte lediglich den Eindruck, er könnte seiner neuen Gegnerin Harris weniger gewachsen sein.

Hinzu kam, dass sich der Interviewer Musk, der sich sonst gerne hämisch über die Medien beklagt, selbst als wenig versierter Fragensteller entpuppte. Der Tesla-Boss stammelte herum und beließ es meistens bei uneingeschränkter Zustimmung, die er mit "Yeah"- oder "Sicher"-Einwürfen signalisierte. Nur an einer Stelle wurde deutlich, warum Elon Musk sich eigentlich im falschen politischen Lager aufhält.

Plötzlich hatte Musk doch einen Einwand

Trump fantasierte gerade darüber, die USA zur Erdöl-Nation machen zu wollen, um den Rohstoff dann gewinnbringend an Europa verkaufen zu können. (Tatsächlich hat das Land noch nie in seiner Geschichte so viel Erdöl gefördert wie unter der Biden-Regierung.) Da schien dem Tesla-Chef aufzufallen, dass Trumps Haltung zum Klimawandel nicht nur den Planeten, sondern auch sein Geschäftsmodell mit den Elektroautos gefährden könnte.

Mehrfach versuchte Musk, seinem Gesprächspartner klarzumachen, dass es bei fossilen Energien nicht nur um die Klimaerwärmung und den steigenden Meeresspiegel gehe. Menschen könnten ab einem bestimmten Zeitpunkt in einer CO2-geschwängerten Atomsphäre schlicht nicht mehr überleben. "Da bekommt man Kopfverschmerzen und solche Dinge", stammelte Musk. Um dann aber gleich wieder zu beschwichtigen, dass das alles ja keine Eile habe. "In 50 bis 100 Jahren" aber werde man wohl schon auf nachhaltige Energie umgesattelt haben müssen.

Deswegen müsse aber niemand auf sein Steak verzichten, so Musk. "Ja, wie verrückt wäre das", sagte Trump und schob hinterher: "Auch, um deine E-Autos produzieren zu können, benötigst du fossile Energien". Musk versuchte es noch einmal und wies darauf hin, dass fossile Brennstoffe trotzdem endlich seien. Trump aber schwärmte weiter von Erdölfeldern, die unter Alaska schlummern. "Die sollen größer als die in Saudi-Arabien sein", sagte er. Weiter wagte sich der gefällige Musk dann aber nicht mehr gegen Trump hervor.

Musk will an die Macht

Was sich der reichste Mann der Welt von seiner Trump-Hofierung erhofft, ist offensichtlich. Er möchte sich Einfluss in dessen möglicher neuer Regierung sichern. Die beiden Männer sprachen über eine zu schaffende "Kommission", welche die Ausgaben der Regierung überwachen müsse. Da würde Musk gut hinpassen, so Trump, weil er so harte Einsparungen in seinen Unternehmen durchgesetzt habe.

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Für das Wahlkampfteam von Kamala Harris war das allerdings bereits wieder eine Steilvorlage. Denn Trump hatte auch viel Lob für Musk übrig, weil dieser in seinen Unternehmen das Bilden von Gewerkschaften unterbunden hat. Gerade um die gesellschaftliche Gruppe von Arbeitern muss Trump aber eigentlich kämpfen, wenn er in den wichtigen Swing States gewinnen will.

Für dieses entscheidende Ziel dürfte Trump der Auftritt bei Musk aber auch aus einem anderen Grund kaum geholfen haben. Hart arbeitende Menschen dürften zu dieser späten Stunde längst im Bett gewesen sein. Und eine politische Überraschung wie einen Mindestlohn hatte Trump auch nicht zu verkünden.

Verwendete Quellen
  • Livestream auf x.com
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