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Joe Bidens Pressekonferenz: Die Skepsis der Presse wächst


Pressestimmen zu Bidens Auftritt
"Eine fatale Nachricht für alle Demokraten"


12.07.2024Lesedauer: 4 Min.
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Im Video: Hier stellt Biden Selenskyj als Putin vor (Quelle: t-online)

Für Biden steht alles auf dem Spiel: Hat sein Auftritt bei der Pressekonferenz beim Nato-Gipfel seine Kandidatur gerettet? US-Medien ziehen unterschiedliche Schlüsse.

Groß angekündigt und von Medienvertretern mit umso größerer Spannung erwartet war die Pressekonferenz des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden am Donnerstag am Rande des Nato-Gipfels in Washington, D.C. Seit der desaströsen Debatte vor rund zwei Wochen gegen seinen Herausforderer, den vorherigen US-Präsidenten Donald Trump, zieht die Diskussion um Biden immer größere Kreise. Sein nach Ansicht vieler Beobachter und Kommentatoren zu hohes Alter bestimmt die Debatte, und täglich erscheinen neue Leitartikel in den größten US-Zeitungen, die einen Rückzug Bidens zugunsten eines jüngeren Kandidaten fordern.

Breitgetreten werden zudem Interna von Mitarbeitern aus dem Weißen Haus, die unter Bewahrung ihrer Anonymität sensible Informationen an die Medien durchstechen und somit die Gerüchte um Biden weiter anheizen. Nach dem Auftritt von diesem Donnerstag ist klar: Auch in den kommenden Tagen und Wochen – vielleicht sogar bis zur Wahl – wird Bidens Alter weiterhin eine tragende Rolle im Wahlkampf spielen.

Zwar konnte Biden wohl einen Totalausfall vermeiden, dennoch stolperte der 81-Jährige nicht nur einmal über seine Worte. Besonders zwei Fauxpas werden den mächtigsten Mann der freien Welt wohl noch länger begleiten. Zum einen stellte Biden den ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj als Wladimir Putin vor, und seine Vizepräsidentin Kamala Harris bezeichnete er als Trump – seinen erbitterten Rivalen.

Viel ungünstiger hätten die Versprecher wohl nicht ausfallen können: Mit Trump und Putin erwähnte Biden ausgerechnet die Personen, die ihm sowohl innen- als auch außenpolitisch am meisten zu schaffen machen. Für einige Medienvertreter steht daher fest: Biden muss weg.

Video | Rückzug Bidens? "Das wäre das ideale Timing"
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Quelle: t-online

Die wichtigsten Pressestimmen aus den USA im Überblick:

Apologetische "New York Times"

Die renommierte "New York Times" bewerte Bidens Aufritt als "insgesamt stabiler als die Debatte gegen Mr. Trump". Jedoch habe es einige Momente gegeben, in denen er mit den Wörtern durcheinandergekommen sei. "Seine Stimme war zu Beginn der Pressekonferenz stark, aber wurde im Laufe des Auftritts zunehmend schwächer – jedoch hatte er einige starke Momente", so das US-Blatt. Zudem sei beinahe der Eindruck entstanden, dass Biden "fast schon glücklich war, über etwas anderes zu sprechen als seine kognitiven Fähigkeiten".

Über die verbalen Ausrutscher des Präsidenten schreibt die "New York Times": "Solche Fehler können jeder Person in jedem Alter passieren und müssen nicht notwendigerweise darauf hindeuten, dass jemand außerstande ist, Informationen zu verarbeiten oder Entscheidungen zu treffen." Jedoch befinde Biden sich in einer besonderen Lage. "Vor zwei Wochen hätte man ihm das vielleicht noch durchgehen lassen, aber seit der Debatte sind die Mikroskope ausgefahren", so die Zeitung.

Lobendes "Wall Street Journal"

Auch das "Wall Street Journal" bewertet den Auftritt Bidens als wesentlich stärker als bei der Debatte gegen Trump. "Der Präsident sprach für etwa eine Stunde, zwar mit einigen Fehlern, aber insgesamt wirkte er nachhaltig anders als der Kandidat, der vor zwei Wochen debattierte. Jedoch ist es für ihn womöglich schon zu spät, [um das Ruder herumzureißen]."

Auch Bidens große Erfahrung und sein Wissen lobte die US-Zeitung: "Biden stellte einmal mehr sein enzyklopädisches Wissen über Außenpolitik zur Schau, als er über die Lage in der Ukraine oder Israel sprach." Jedoch bleibt es laut dem "Wall Street Journal" fraglich, ob Biden Skeptiker in seiner eigenen Partei mit seinem Auftritt beruhigen konnte.

"New York Post" hält Biden für untauglich und unehrlich

Deutlich kritischer kommentierte hingegen die "New York Post" den Auftritt Bidens. Laut der US-Zeitung habe Biden wohl genug getan, um weiterhin der Kandidat der Demokraten zu bleiben, was "eine fatale Nachrichten für alle Demokraten" sei. Ferner sei der Großteil von Bidens außenpolitischen Antworten "kompletter Quatsch" gewesen. In den wenigen Momenten, in denen Biden Fragen kohärent beantwortet habe, "hat er gelogen", so die "New York Post".

Insgesamt sei schon länger klar, "dass der Präsident seinen Job nicht mehr effektiv ausführen kann. Wenn die Debatte der Tiefpunkt war, war dieser Auftritt nur ein Stück darüber. Und doch hat er womöglich seine Kandidatur gerettet."

"Politico": Biden ist keinen Schritt vorwärtsgekommen

Das US-Nachrichtenmagazin "Politico" hingegen beschreibt Biden bei seinem Auftritt als "angriffslustig, deutlich selbstbewusster und flüssiger" als bei der Debatte gegen Trump. Die Situation sei in der modernen US-amerikanischen Geschichte einzigartig gewesen, so "Politico". "Ein amtierender Präsident, der seine eigenen mentalen und physischen Fähigkeiten verteidigt, um eine Meuterei in der Partei zu verhindern, der er seit Jahrzehnten dient."

Insgesamt habe die Debatte Biden jedoch nicht spürbar nach vorne gebracht. Noch immer sei der Präsident politisch geschwächt und müsse sich gegen Rufe nach seinem Rückzug stellen.

"Newsweek": Biden verbessert sich und scheitert dennoch

Auch das Nachrichtenmagazin "Newsweek" sieht in Bidens Auftritt "insgesamt eine stärkere Leistung". Zwar habe Biden "teilweise den Faden verloren, aber Fragen über seine Wirtschaftspolitik und die Nato ausführlich und kohärent beantwortet". Dennoch habe Biden unter dem Strich versagt.

Biden soll beim Nominierungsparteitag der Demokraten im August in Chicago offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden. Jedoch erscheint seine Kandidatur angesichts der vielen Rückzugsforderungen mit jedem Tag unwahrscheinlicher. Biden ist mit 81 Jahren der älteste Präsident in der Geschichte der USA.

Verwendete Quellen
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