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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Körpersprache in TV-Duell analysiert Experte erkennt auffälliges Detail bei Biden
Beim TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump ging es vor allem um das Auftreten der beiden US-Präsidentschaftskandidaten. Körpersprache-Experte Stefan Verra analysiert das Duell.
Im ersten TV-Duell des US-Wahlkampfs 2024 trafen Präsident Joe Biden und Ex-Präsident Donald Trump aufeinander. Zur besten Sendezeit duellierten sich die US-Präsidentschaftskandidaten live im Fernsehen. Die Debatte war geprägt von Anschuldigungen und verbalem Schlagabtausch.
Im Fokus vieler Beobachter: das Auftreten der betagten Kandidaten. Die Fernsehdebatte am Donnerstagabend galt auch als Bewährungsprobe für den 81-jährigen Joe Biden.
Zur Person
Stefan Verra ist Trainer, Buchautor und Speaker. Jährlich spricht er bei über 100 Firmenevents und Konferenzen und vermittelt wertvolles Wissen über die Körpersprache. Mit seinen Büchern "Die Körpersprache der Mächtigen" oder "Warum Frauen oft nicht ernst genommen werden und Männer unfreiwillig Single sind" hilft er, die eigene Körpersprache zu verstehen und bewusster einzusetzen.
Während des rund 90 Minuten langen Schlagabtauschs verhaspelte sich Biden regelmäßig, er sprach undeutlich, leise und mit rauer Stimme. Anders Donald Trump: Dieser agierte selbstsicher und wirkte in seinem Auftreten insgesamt deutlich entschlossener.
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Die Debatte der beiden US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und Donald Trump entwickelte sich zu einem hitzigen Schlagabtausch.
Neben Inhalten wie Inflation, Immigration und Abtreibung ging es vor allem um das Auftreten der beiden Kandidaten. Körperspracheexperte Stefan Verra analysiert das Duell.
"Bereits nach wenigen Sekunden ist eigentlich alles klar: Es gibt einen eindeutigen Sieger und eine große Erkenntnis. Die Erkenntnis nämlich, dass die Menschen weit stärker nach der Körpersprache entscheiden als nach den Inhalten. Wahrscheinlich wird jetzt nun mehr darüber diskutiert, ob die beiden überhaupt ob ihres Alters noch fähig sind, dieses Amt auszuüben."
"Joe Biden geht auf die Bühne und zeigt ein deutliches Signal von fortgeschrittenem Alter, nämlich die zurückgenommene, die kleine Amplitude. Die Amplitude ist der Umfang unserer Bewegungen und mit zunehmenden Alter wird diese kleiner. Wir sehen seine Füße beim Gehen. Er schiebt sie fast nur mehr nach vorne, in kleinen, ja kleinsten Schritten. Man kennt so etwas manchmal vom Seniorenheim, wenn ältere Menschen die Füße nur mehr nach vorne schieben und nicht mehr wirklich gehen. Er zeigt einmal zum Rednerpult, aber dieses Zeigen ist auch sehr zögerlich und sehr klein ausgeführt. Das Verräterische aber ist sein Mangel an Kopfbewegungen. Das kennen wir manchmal beim Autofahren. Je älter man wird, desto schwerer tut man sich nach hinten zu drehen. Bei Joe Biden deutlich zu sehen: Über weite Strecken des Interviews wendet er überhaupt nurmehr die Augäpfel dem Anderen oder dem Interviewer zu. Das sind also eindeutige Signale, da ist jemand sehr alt. Wohlgemerkt, das hat nichts mit seinen geistigen Fähigkeiten zu tun, nur mit seinen Bewegungen. Aber daraus schließen wir eben auf die Fähigkeiten."
"Donald Trump dagegen, der betritt die Bühne, kraftvoll, pendelnde Schultern, mit einem sehr grimmigen Blick. Kopf leicht nach unten, Stirn in Falten, Sakko offen. Und er geht sehr bedächtig zum Rednerpult. Die Schritte sind einigermaßen groß. Es ist also weniger ein Zeichen von Alter als wohl eine Kritik an CNN oder an den "Fake Media", wie er das nennt. Er lässt sich quasi bitten. Das ist wohl eine reine Hommage an seine Wählerinnen und Wähler. Also hier sieht man schon deutlich, wer spielt mit der Situation und wer muss darauf achten, dass er überhaupt mit der Situation mithalten kann."
"Das erste Wort bekommt der amtierende Präsident Joe Biden und man hört schon an seiner Stimme sehr schwach."
"Ich kümmere mich um diese Probleme. Und wir werden sicherstellen, dass wir die Immobilienpreise reduzieren. Wir werden sicherstellen, dass zwei Millionen neue Einheiten gebaut werden."
"Wir mussten versuchen, die Dinge wieder aufzubauen. Und genau damit haben wir begonnen. Wir haben 15.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und wir sind jetzt in einer Position, in der …"
"Er räuspert sich oft. Seine Stimme ist während des gesamten Interviews sehr, sehr monoton. Da geht nichts nach oben, nichts nach unten. Es bleibt alles gleich. Und er blinzelt sehr, sehr viel. Nun weiß man, dass Joe Biden seit jungen Jahren stottert. Das ist jetzt natürlich eine Sache, die das noch mal verstärkt. Die Sache alleine wäre es nicht gewesen, aber das gesamte Konglomerat ist eben schon sehr offenbarend. Joe Biden hört oft zu, als wäre er bass erstaunt, die Augen unbeweglich, sehr offen und manchmal auch noch den Mund leicht geöffnet, als wäre er völlig erstaunt beziehungsweise völlig überfordert. Man kennt das übrigens von kleinen Kindern. Wenn man denen einen Fernseher einschaltet, zeigen sie genau die gleiche Mimik. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass der motorische Cortex, also der Gehirnteil, der für die Bewegung verantwortlich ist, zurückgestellt wird, um die Denkleistung völlig zu ermöglichen. Das wirkt nicht sehr wach, das wirkt nicht sehr aktiv. Manchmal lässt Joe Biden aufblitzen, wie einfach es wäre, smart, ja, clever zu wirken, nämlich auch über die Körpersprache. An dieser Szene sehen die es."
"Und in dem Fall zeigt Joe Biden ein deutliches Lächeln. Ja, ein asymmetrisches Lächeln. Und man merkt sofort: Hier wirkt er weit wacher, weit cleverer. Donald Trump auf der anderen Seite ist, wie er eben ist, deutliche Mimik. Auch seine Gestik ist weit mehr im oberen Bereich und im Vergleich zu Joe Biden wirkt er sehr jung. Jetzt muss man aber insgesamt sagen, es ist nur der Vergleich. Seine Bewegungen sind vielfältiger, er zeigt mal Ärgernis, er zeigt mal Überheblichkeit, manchmal ein zynisches Lachen. Da ist einfach mehr zu sehen. Ich nehme eine typische Gestik von Donald Trump raus. Und zwar, wenn er gestikuliert, klappt er sehr oft das Handgelenk auf. Und eigentlich ist das nicht besonders kraftvoll, denn wer mit diesem Knick im Handgelenk zuschlagen will, der wird sich wohl selber das Handgelenk brechen. Es ist also nicht besonders kraftvoll, es wirkt auch nicht besonders geschickt. Aber und jetzt kommt der wichtige Punkt: Wir haben als Menschen - also unser Gehirn - hat nur zwei Auswahlmöglichkeiten und da entscheidet man sich eben für die mittlere Lösung. Und das ist ein evolutionärer Vorgang."
"Zusammenfassend muss man sagen, das ist wohl eine schwarze Stunde für die Demokratie in Amerika und auch weltweit. Denn beide Herren sind wohl nicht die beste Wahl, die Amerika zu bieten hat, um dieses mächtige Amt auszuüben."
Warum das Duell laut Experte Verra bereits nach wenigen Sekunden entschieden schien und welche Details in der Debatte aufgefallen sind, sehen Sie oben im Video.
- mit Videomaterial der Nachrichtenagentur Reuters
- mit Videomaterial via YouTube