Präsidentschaftskandidatur 2024 Trump droht Republikanern mit Überrumpelung
Das Rennen ums Weiße Haus startet gewöhnlich im Jahr vor der Wahl. Da könnte es für Donald Trump zu spät sein.
Für Donald Trump sieht es vor dem Untersuchungsausschuss im US-Kongress nicht gut aus. Seine damalige Mitarbeiterin Cassidy Hutchinson hat den Ex-Präsidenten zuletzt schwer belastet. Gemeinsam mit seinen bewaffneten Anhängern habe Trump am 6. Januar 2021 das Kapitol erstürmen wollen, so Hutchinson. Nur dessen Bodyguards hätten das verhindert. Trump reagierte wie zu erwarten und nannte Hutchinson eine Verrückte, ihre Aussagen könnten dem 76-Jährigen dennoch schaden.
Das Justizministerium verfolgt die Anhörungen genau und sucht nach Beweisen für die Vorwürfe des Wahlbetrugs und der Anstiftung zum Aufstand. Eine Verurteilung vor einem Zivilgericht könnte Trumps Pläne für ein Comeback bei der Präsidentschaftswahl 2024 durchkreuzen, da laut US-Verfassung niemand vereidigt werden darf, der sich an einer Rebellion gegen staatliche Institutionen beteiligt oder deren Feinden geholfen hat. Das wissen auch Trumps Republikaner, und trotz seiner Beliebtheit bei den Parteianhängern ist die Kandidatur für die Wahl 2024 in der Partei hart umkämpft.
Trumps Pläne stoßen bei Republikanern auf Gegenwehr
Jetzt erwägt Trump offenbar, die Partei mit einer außergewöhnlich frühen Bekanntgabe seiner Kandidatur zu überrumpeln. Wie die "New York Times" berichtet, hat Trump selbst enge Berater mit dem Plan überrascht, seine Bewerbung einfach in den sozialen Medien bekannt zu geben – ohne vorherige Absprache mit der Partei und noch vor den Kongresswahlen in diesem November. Üblicherweise machen Bewerber ihre Kandidatur erst im Jahr vor der Präsidentschaftswahl öffentlich. Doch Trump fürchtet offenbar, dass sich die Dynamik in der Partei bis dahin gegen ihn wenden könnte.
Bei den Republikanern stoßen Trumps Gedankenspiele auf unterschiedliche Reaktionen. Parteichefin Ronna McDaniel forderte Trump laut "New York Times" auf, mit seiner Ankündigung bis nach den Kongresswahlen zu warten. Zu groß sei die Sorge, dass Trump die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht und von den Botschaften anderer Kandidaten ablenkt. "Die Republikaner wollen im November unbedingt gewinnen und vielen dämmert, dass sie mit Trumps täglichen Hetzreden ähnlich wie 2022 baden gehen", zitiert die "New York Times" den republikanischen Parteistrategen Dick Wadham.
"Das alles wäre nie passiert, wenn ich Präsident wäre!!!"
Die Republikaner fürchten aber nicht nur um die Wahl im November. Laut "Washington Post" laufen sich mindestens 15 Republikaner warm, um Trump die Kandidatur für die Wahl 2024 streitig zu machen. Gute Chancen hat laut Umfragen Floridas Gouverneur Ron de Santis. Als gemäßigte Alternative zu Trump könnte sich auch Mike Pence in Stellung bringen. So jedenfalls deutet der "Guardian" die jüngsten öffentlichen Auftritte von Trumps Vizepräsident, der sich mit Kritik an seinem früheren Chef nicht zurückhält. "Pences Kandidatur wäre der Versuch, Trumps 'America First'-Agenda mit den Regeln der Demokratie in Einklang zu bringen", analysiert die Zeitung.
Was die Welt von einem "Trump 2.0" zu erwarten hätte, ließ der jetzt auf seiner selbst gegründeten Plattform "Truth social" durchblicken: Es sehe nicht gut aus für Amerika, schrieb Trump dort laut "Axios". Der Krieg in der Ukraine habe die höchste Inflation aller Zeiten verursacht, so Trump mit seiner gewohnten Missachtung der Wahrheit: "Das alles wäre nie passiert, wenn ich Präsident wäre!!!" Die Botschaft scheint klar: Unter Donald Trump wäre es vorbei mit der US-Unterstützung für die Ukraine im Krieg gegen Russland.
- nytimes.com: "Trump Eyes Early 2024 Announcement as Jan. 6 Scrutiny Intensifies" (englisch)
- theguardian.com: "Pence the ‘hero’ who foiled Trump’s plot – could it lead to a 2024 run?" (englisch)
- axios.com: "Trump says Ukraine war, inflation wouldn’t have happened if he were president" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa