"Ein gefährlicher Pfad" Obama übt scharfe Kritik an Trump und den Republikanern
Die Republikaner stärken Donald Trump immer noch den Rücken. Der frühere US-Präsident Barack Obama hat dafür kein Verständnis. In seinem neuen Buch rechnet er mit Trump und dessen Partei ab.
Der frühere US-Präsident Barack Obama hat Republikanern, die trotz seiner Wahlniederlage weiter zu Amtsinhaber Donald Trump halten, schwere Vorwürfe gemacht. Mehr als Trumps haltlose Wahlbetrugsbehauptungen beunruhige ihn die Tatsache, dass andere Republikaner dabei wider besseres Wissen mitzögen, sagte Obama in vorab veröffentlichten Auszügen eines Interviews, das der Sender CBS News am Sonntag in voller Länge ausstrahlen will. "Es ist ein weiterer Schritt, nicht nur der neuen Biden-Regierung, sondern auch der Demokratie insgesamt ihre Legitimation abzusprechen. Und das ist ein gefährlicher Pfad", so der erste schwarze US-Präsident.
In dem ersten Band seiner Memoiren ("Ein verheißenes Land"), die am kommenden Dienstag erschreinen, wirft Obama den Republikanern außerdem vor, mit Lügen über seinen Geburtstort die Sicherheit seiner Familie aufs Spiel gesetzt zu haben. Demnach machten sich die Anhänger der Partei zu Trumps Komplizen und seinen Lügen.
In seinen Memoiren beschreibt Obama, wie Trump die Verschwörungstheorie verbreitete, er sei gar nicht in den USA geboren. Diese Lüge verbreitete sich sowohl in den Medien als auch in der republikanischen Partei. Obama spricht von einer "emotionalen, beinahe instinktiven Reaktion" auf seine Präsidentschaft, die "nichts mit politischen oder ideologischen Gegensätzen zu tun" gehabt habe.
"Elixier zur Behandlung ihrer ethnischen Ängste"
"Es war, als hätte meine Gegenwart im Weißen Haus eine tief verwurzelte Angst geweckt, als glaubten meine Gegner, die natürliche Ordnung der Dinge löse sich auf", zitiert der "Spiegel" aus dem Buch. Das habe Trump ausgenutzt: "Er versprach Millionen Amerikanern, die wegen eines Schwarzen Mannes im Weißen Haus verschreckt waren, ein Elixier zur Behandlung ihrer ethnischen Ängste."
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Barack Obama schreibt außerdem von der Verbindung der Republikaner zu Trump: "Trumps politischer Stil unterschied sich nur dadurch von ihrem, dass Trump völlig hemmungslos war. Er verstand instinktiv, was die konservative Wählerbasis bewegte, und er bot es in unverfälschter Form dar."
Zudem geht Obama in seinem Buch auf die Bedenken seiner Frau Michelle ein: "Sie hatte mir zu verstehen gegeben, dass Trump und der 'birtherism' ihr nicht wegen meiner politischen Zukunftsaussichten, sondern wegen der Sicherheit unserer Familie Sorgen machten." Die von Trump über Obama in die Welt gesetzte Verschwörungstheorie wird als "birtherism" bezeichnet, abgeleitet vom englischen Wort für Geburt (birth). Weiter schreibt Obama: "Die Leute glauben, es sei alles nur ein Spiel, sagte sie. Sie denken nicht darüber nach, dass da draußen Tausende bewaffnete Männer herumlaufen, die jedes Wort glauben, das ihnen erzählt wird."
"Der Präsident mag es nicht zu verlieren"
Donald Trump hat seine Niederlage gegen den Demokraten Joe Biden bislang nicht eingeräumt und stellt sich als Opfer systematischen Wahlbetrugs dar, obwohl es dafür keine Beweise gibt. Zu Trumps Behauptungen sagte Obama: "Sie scheinen zum Teil darin begründet zu sein, dass der Präsident es nicht mag zu verlieren, und nie eine Niederlage zugibt."
Bislang haben erst wenige Republikaner Biden öffentlich als Wahlsieger anerkannt. Führende Politiker der Partei – wie der Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell – stärken Trump vielmehr den Rücken bei dessen Versuchen, den Sieg Bidens anzufechten.
- Nachrichtenagentur dpa
- Vorabmeldung des "Spiegel"