"Hören Sie auf" Trump erneuert Betrugsvorwürfe – eigene Partei wendet sich ab
Präsident Donald Trump sieht sich bei den US-Wahlen erneut als Opfer von Betrug – Belege dafür hat er nicht. Trumps Aussagen gehen nun auch seinen Parteifreunden zu weit.
US-Präsident Donald Trump hat sich nach seiner Pressekonferenz im Weißen Haus scharfe Kritik von Mitgliedern seiner Partei eingehandelt. "Es gibt keine Rechtfertigung für die Äußerungen des Präsidenten heute Abend, die unseren demokratischen Prozess untergraben", schrieb der republikanische Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, am Donnerstagabend (Ortszeit) auf Twitter.
- Newsblog zur US-Wahl: Alle Infos finden Sie hier
"Amerika zählt die Stimmen und wir müssen die Ergebnisse respektieren, wie wir es immer getan haben. Keine Wahl oder Person ist wichtiger als unsere Demokratie", fuhr Hogan fort.
In einem Interview mit dem Sender PBS warf er Trump und dessen Lager vor, mit Warnungen vor der Briefwahl den Boden für das jetzige Vorgehen – das Anzweifeln der Ergebnisse – bereitet zu haben. Hogan ist der Vorsitzende der Nationalen Vereinigung der Gouverneure.
"Das wird langsam verrückt"
Zuvor war es bei der Pressekonferenz des US-Präsidenten zu einem bisher einmaligen Vorgang bekommen: Noch während seiner Aussagen über den vermeintlichen Wahlbetrug sahen sich die großen Medienunternehmen wie MSNBC oder USA Today veranlasst, ihre Übertragung zu stoppen. Statt Trumps Behauptungen weiter unkommentiert zu verbreiten, ordneten die Moderatoren seine Aussagen ein: und erklärten ihren Zuschauern, dass es keinerlei Belege für einen möglichen Wahlbetrug geben würde.
Senator Pat Toomey – auch er ein Republikaner – sagt dem TV-Sender CNN: "Mir ist kein nennenswertes Ausmaß an Betrug bekannt. Niemand hat mich auf etwas aufmerksam gemacht, das mich veranlasst zu sagen, dass es einen riesigen Betrugsfall gibt, der sofort angegangen werden muss."
- US-Wahl 2020: Wann steht der neue Präsident fest
Der Kongressabgeordnete Adam Kinzinger forderte, für Betrugsvorwürfe Beweise vorzulegen und sie vor Gericht zu präsentieren. "Hören Sie auf, entlarvte Falschinformationen zu verbreiten... Das wird langsam verrückt", schrieb er auf Twitter.
Embed
Der Vorsitzende des Justizausschusses des Senats und Trump-Vertrauter, Lindsey Graham, wiederum stellte sich im US-TV-Sender Fox News hinter den Präsidenten – und versprach Trump mit 500.000 US-Dollar für seine Klagen gegen die Stimmauszählung zu unterstützen.
Angesichts einer drohenden Niederlage bei der US-Wahl stellte sich Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus als Betrugsopfer dar. Ohne Beweise vorzulegen, führte er eine Reihe von angeblichen Manipulationen der Abstimmung vom Dienstag an und bezichtigt das gegnerische Lager. Trump bezeichnet sich trotz der laufenden Auszählung in einer Reihe von Staaten als legitimer Sieger der Wahl.
- Nachrichtenagentur dpa