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US-Wahl wird zum Krimi: Donald Trump legt die Axt an


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Wahlkrimi ums Weiße Haus
Trump legt die Axt an


Aktualisiert am 04.11.2020Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump in der Wahlnacht: Der US-Präsident hält sich für den Sieger, obwohl die Wahlergebnisse das (noch) nicht hergeben.Vergrößern des Bildes
Donald Trump in der Wahlnacht: Der US-Präsident hält sich für den Sieger, obwohl die Wahlergebnisse das (noch) nicht hergeben. (Quelle: ZUMA/Chris Kleponis/imago-images-bilder)
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Die Wahl in den USA gerät zum Thriller. Donald Trump sieht sich als Opfer – und erklärt sich eigenmächtig zum Sieger. Dahinter steckt ein lang gehegter Plan.

Joe Biden steht gerade in seinem Heimatort Wilmington auf der Bühne, gibt sich optimistisch und bittet seine Anhänger um Geduld, da legt Donald Trump das erste Mal in dieser Nacht die Axt an die amerikanische Demokratie. "Wir liegen mächtig vorne, aber sie versuchen, die Wahl zu stehlen", behauptet der US-Präsident auf Twitter. Anderthalb Stunden später hackt er los mit der Axt. Im Weißen Haus ruft er sich zum Sieger aus: "Wir haben diese Wahl gewonnen."

Das haben sie nicht, die Wahl ist nicht entschieden, die Stimmzettel werden noch ausgezählt. Auch seine Vorwürfe gegen die Demokraten sind ausgedacht. Und doch ist all das geeignet, das gesamte politische System zu destabilisieren und Gewalt zu schüren. Wer die Legitimität einer Wahl grundsätzlich anzweifelt, der zweifelt das wichtigste demokratische Prinzip an und damit die Demokratie selbst.


Man muss das noch einmal benennen, gerade weil es kaum noch überrascht. Eigentlich läuft die Wahlnacht in den USA nämlich genau so ab, wie es viele erwartet oder befürchtet hatten. Die Wahl ist sehr knapp, es kommt auf wenige Staaten an. Und durch die vielen Briefwähler wird dort wohl erst in Tagen feststehen, wer gewonnen hat.

Das nutzt Trump aus. Er tut genau das, was er seit Wochen, Monaten und eigentlich Jahren tut: Er sät Zweifel für den Fall, dass er verliert. Das tut er, indem er Betrug ersinnt. Und ruft sich sicherheitshalber selbst zum Wahlsieger aus.

"Wir gewinnen alles", lügt Trump

Die Rede, die man von einem US-Präsidenten in dieser Situation erwarten würde, hält in dieser Wahlnacht Joe Biden. "Wir haben ein gutes Gefühl", sagt Biden in Wilmington. "Ich glaube, wir sind auf Kurs, um diese Wahl zu gewinnen." Es könne noch Tage dauern, Biden bittet um Geduld. "Behaltet den Glauben, Leute!" Er gibt sich optimistisch, das kann verfrüht sein. Aber er kann die Wahl noch gewinnen, das stimmt, genau wie Trump sie noch gewinnen kann.

Aus dessen Sicht ist die Sache hingegen schon gelaufen. "Wir gewinnen alles", ruft er nachts um halb drei jubelnden Anhängern im Weißen Haus zu. Es seien phänomenale Resultate. "Wir gewinnen Pennsylvania", sagt Trump. "Wir gewinnen Michigan", sagt Trump. "Wir gewinnen Wisconsin", sagt Trump.

Das Problem: In Pennsylvania, Michigan und Wisconsin ist noch überhaupt nichts entschieden. Trump kann dort gewinnen, aber Biden eben auch. In der Wahlnacht liegt Trump in den Staaten zwar vorne, aber die Briefwahlstimmen sind zum großen Teil noch nicht ausgezählt. Viele von ihnen dürften Experten zufolge bei den Demokraten einzahlen. Biden könnte dramatisch aufholen. In Pennsylvania etwa.

Die "rote Illusion"

Ein solches Szenario galt schon vor der Wahl als durchaus wahrscheinlich. Die Rede war, in Anspielung auf die Parteifarbe der Republikaner, von der "roten Illusion". Deshalb hat Trump auch schon vor der Wahl gefordert, dass ein Ergebnis noch in der Wahlnacht feststehen müsse. Und genau da macht er beim nächtlichen Auftritt im Weißen Haus weiter. "Wir ziehen vor den Supreme Court", kündigt Trump an. "Wir wollen, dass das ganze Wählen gestoppt wird."

Er sagt Wählen, dabei geht es gerade vor allem darum, Stimmen auszuzählen, die längst per Brief abgegeben worden sind. Auch wenn in einigen Staaten noch nach dem Wahltag Briefwahlstimmen angenommen werden. Weder das eine noch das andere ist ein "riesiger Betrug", den Trump behauptet.

Von langer Hand geplant

Tatsächlich hat sich sein Team seit Wochen auf diesen Moment vorbereitet. Schon vor dem Wahltag hat man Dutzende Verfahren zur Briefwahl angestrengt – meist ohne Erfolg.

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Es war eine Generalprobe für die Auseinandersetzungen, die nun folgen werden. Beide Wahlkampfteams stehen mit einem Heer an Anwälten und Beratern bereit. Wie lange der Streit dauern und wie er ausgehen wird, ist noch nicht zu erahnen.

Der Trump der Wahlnacht ist genau der Trump der vergangenen Jahre, aber eben auch genau der Trump, den viele Amerikaner immer noch als ihren Präsidenten sehen wollen. Und zwar mehr Amerikaner, als es die Optimisten und die Umfragen vorhergesagt hatten.

Einen Erdrutschsieg, der durchaus auch ein mögliches Szenario war, hat Biden deutlich verpasst. In Florida deutete sich das schon recht früh in der Wahlnacht an. Hätte Biden diesen traditionell knappen Staat für die Demokraten zurückgewonnen, hätte es eine schnelle, klare Entscheidung werden können. Doch Trump hält den Staat.

Auch in den Staaten Ohio und Texas, in denen ein Sieg Bidens durchaus in Reichweite schien, wird später klar, dass es so einfach nicht werden würde.

Es geht wieder um den Rust-Belt

Der erfolgversprechendste Weg für Biden ins Weiße Haus führt nun tatsächlich über die Staaten, die Trump schon längst gewonnen sieht: Pennsylvania, Michigan und Wisconsin. Es ist der eigentlich traditionell demokratische Rust-Belt, der Trump 2016 den Sieg beschert hat. In jedem der drei Staaten gewann er hauchdünn.

Wenn Biden zwei von drei dieser Staaten gewinnt, hat er gute Chancen, Präsident zu werden.

Dort kann die Auszählung zum Teil noch Tage dauern. Und noch fehlen auch in anderen Staaten wichtige Ergebnisse. Wenig ist sicher nach einer langen Wahlnacht in Amerika. Nur eines ist klar: Zur Ruhe kommen werden diese USA für eine lange Zeit nicht mehr.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherchen
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