US-Präsident mit neuem Ton Trump: Coronavirus "könnte sich weiter ausbreiten"
Die USA sind das am stärksten von der Pandemie betroffene Land. Präsident Donald Trump hatte die Gefahr allerdings immer wieder heruntergespielt. Nun scheint er seine Strategie zu ändern.
US-Präsident Donald Trump hat vor einer weiteren Zuspitzung der Coronavirus-Pandemie in den Vereinigten Staaten gewarnt. "Es wird wahrscheinlich leider schlimmer werden, bevor es besser wird", sagte er am Dienstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. "Ich sage das nicht gerne über Dinge, aber so ist es", sagte Trump. Gegenwärtig sei die Lage vor allem im Süden und Westen des Landes problematisch, aber das Virus "könnte sich weiter ausbreiten", warnte Trump.
Die Äußerung des Präsidenten markierte für Trump einen neuen Tonfall
Zuletzt hatte er die Zuspitzung der Lage in Teilen des Landes eher als örtlich begrenztes Problem heruntergespielt und auf eine rasche Wiederöffnung von Wirtschaft und Schulen gedrängt. Die Regierung helfe den betroffenen Bundesstaaten, sagte er. Das Ziel sei es, die Pandemie nicht nur einzudämmen, "sondern sie loszuwerden", sagte er.
In den USA haben die Behörden in den vergangenen zwei Wochen zwischen 60.000 und 77.000 Neuinfektionen sowie Hunderte Todesfälle gemeldet. Betroffen sind vor allem die Bundesstaaten Florida, Georgia, Texas, Arizona und Kalifornien. Trump bezeichnete den jüngsten Anstieg als "besorgniserregend". Experten zufolge ist die Pandemie in den betroffenen Gebieten inzwischen völlig außer Kontrolle. Auch andere Bundesstaaten melden seit Tagen eine Zunahme an Neuinfektionen.
Trump will dennoch keine Verantwortung übernehmen
Dennoch sieht der US-Präsident die Verantwortung für die Bewältigung der Pandemie nicht allein bei sich. Er arbeite Hand in Hand mit den Gouverneuren der Bundesstaaten. "Ich denke, wir sind alle verantwortlich." Es sei ein Jammer, dass das Virus die USA erreicht hätte, sagte Trump. Zugleich betonte er, dass er die Grenzen geschlossen und viele Dinge getan habe, "die sehr gut waren". Erneut sagte er: "Das Virus wird verschwinden, es wird verschwinden."
Die Wähler würden ihn und seine Regierung bei der Präsidentenwahl am 3. November nach dem Umgang mit der Pandemie beurteilen – aber nicht nur, sagte Trump. Sie würden ihn auch an "rekordhaften" Zahlen auf dem Arbeitsmarkt, der Lage der Wirtschaft, Steuersenkungen oder der Stärkung des Militärs messen.
Der Republikaner will für eine zweite Amtszeit kandidieren. Umfragen sehen Trump derzeit hinter seinem Herausforderer Joe Biden von den Demokraten. Bei den Erhebungen ist allerdings Vorsicht geboten – und in mehr als drei Monaten bis zur Wahl gibt es noch viel Raum für Veränderungen und Überraschungen.
Trump: Masken haben eine Wirkung
Auch beim Tragen von Mundschutz hatte Trump zuletzt einen Sinneswandel. Bei seiner Pressekonferenz forderte er die Amerikaner sogar zum Tragen von Schutzmasken auf: "Wir bitten alle, dass Sie eine Maske tragen, wenn Sie nicht in der Lage sind, Abstand zu halten", sagte Trump. "Ob Sie die Masken mögen oder nicht, sie haben eine Wirkung, sie werden einen Effekt haben und wir brauchen alles, was wir kriegen können."
Trump sagte erneut, er habe kein Problem mit Masken, und holte einen Mund-Nasen-Schutz mit dem Präsidentenlogo hervor. "Ich habe die Maske hier", sagte er und fügte hinzu, er trage sie, wenn es angemessen sei.
In den USA gibt es keine landesweite Maskenpflicht. Angesichts dramatisch steigender Infektionszahlen ordneten zahlreiche Gouverneure der Bundesstaaten aber zuletzt an, dass der Mund-Nasen-Schutz in der Öffentlichkeit getragen werden muss.
Trump hatte im April Richtlinien der Gesundheitsbehörde CDC vorgestellt, die das Tragen einer Schutzmaske empfehlen. Er machte umgehend deutlich, dass er selbst keine Maske tragen werde. Weil er bei den allermeisten öffentlichen Auftritten ohne Maske auftritt, werfen Kritiker ihm vor, ein schlechtes Vorbild in der Pandemie abzugeben. Bei einem Krankenhausbesuch am vorvergangenen Samstag hatte Trump dann einen Mund-Nasen-Schutz getragen.
- Nachrichtenagenturen dpa und afp