"Stepptänzerin der Nato" Bolton-Buch: Trump lästerte auch über Merkel
Wegen der deutschen Verteidigungsausgaben hat US-Präsident Trump die Kanzlerin immer wieder attackiert. Hinter verschlossenen Türen zog er offenbar über Merkel her.
In seinem Enthüllungsbuch schildert der frühere Nationale Sicherheitsberater John Bolton laut einem Medienbericht auch zahlreiche Gespräche, in denen sich US-Präsident Donald Trump kritisch oder abfällig über die Bundesregierung und Kanzlerin Angela Merkel geäußert hat. So soll sich der Republikaner am Telefon beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron über den "furchtbaren Nato-Partner" Deutschland beklagt und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gedroht haben, die USA würden ihre Leistungen für das Verteidigungsbündnis auf das deutsche Niveau senken. Dies berichtete das "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND, Mittwoch) unter Berufung auf Druckfahnen des Buchs.
In der Debatte über das Ziel, dass alle Nato-Staaten zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für ihre Verteidigung ausgeben sollen, nannte Trump demnach Kanzlerin Angela Merkel "eine der größten Stepptänzerinnen der Nato".
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Boltons Buch erscheint an diesem Dienstag. Darin schildert der Autor laut RND, wie sich Trump in den vergangenen zwei Jahren intern immer wieder geradezu obsessiv über den deutschen Handelsüberschuss, Verteidigungsausgaben, die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, die Ukraine-Politik oder die deutsche Nichtbeteiligung am Vergeltungsschlag für einen syrischen Giftgasangriff beklagt habe. Bereits bei den Beratungen zum Afghanistan-Friedensabkommens in seinem Golfclub in Bedminster im August 2019 soll Trump gesagt haben: "Ich will aus allem heraus." Er wolle "unsere Soldaten auf unserem Boden", fügte der Präsident damals laut Bolton hinzu: "Zieht sie aus Deutschland ab."
Die Regierung war vor Gericht damit gescheitert, die Veröffentlichung in letzter Minute noch zu stoppen. Sie wirft Bolton vor, geheime Informationen zu veröffentlichen und den vorgeschriebenen Weg der Freigabe durch das Weiße Haus nicht durchlaufen zu haben.
In anderen vorab bekannt gewordenen Passagen des Buches beschreibt Bolton Trump als einen Politiker, der seine eigenen Interessen über die des Landes stellt. Unter anderem soll der US-Präsident demnach den chinesischen Präsidenten Xi Jinping um Hilfe für seine Wiederwahl im November gebeten haben. Trump nannte das Buch eine "Zusammenstellung von Lügen und erfundenen Geschichten".
- Nachrichtenagentur dpa