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Das Perfide an Donald Trumps bombastischer Show – Post aus Washington


Meinung
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Post aus Washington
Trumps größte Show

MeinungEine Kolumne von Fabian Reinbold

Aktualisiert am 05.07.2019Lesedauer: 4 Min.
Trump und Generäle bei der Unabhängigkeitsfeier: Er wollte ein bestimmtes Bild - und er bekam esVergrößern des Bildes
Trump und Generäle bei der Unabhängigkeitsfeier: Er wollte ein bestimmtes Bild - und er bekam es (Quelle: Susan Walsh/reuters)
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Donald Trumps großes Militärspektakel zum 4. Juli wird belächelt, ist aber für ihn ein politischer Sieg. Bei seiner Rede gibt er den Staatsmann, doch am Ende ist das Ereignis ein weiterer Teil seiner Ego-Show.

Ich schreibe Ihnen heute aus einem stickigen Pressezelt am Lincoln Memorial, wo Donald Trump gerade den Nationalfeiertag am 4. Juli neu erfunden hat. Sie werden die Aufregung mitbekommen haben: Trump wollte Panzer auffahren, Kampfflieger über die "National Mall" schießen lassen.

Das lag so quer zu den Traditionen des Unabhängigkeitstags im Besonderen und US-Feierlichkeiten im Allgemeinen, dass es tagelang höchste Wellen schlug. Ich habe mir dies für Sie aus der Nähe angeschaut.

Seien Sie jetzt stark, denn: Trumps große Militärshow, sie hat funktioniert.

Die einstündige Ansprache, die er hinter schusssicherem Glas hielt, war staatstragend von den Redenschreibern verfasst worden und Trump war schlau genug, sie nicht mit spontanem Selbstlob oder Giftpfeilen auf Gegner zu zerschießen.

Trump lobte Meilensteine der Nation, die ihn sonst nicht so umtreiben: Er erwähnte den Kampf ums Frauenwahlrecht. Der Bürgerrechtsbewegung dankte er, Amerika zu einem besseren Ort gemacht zu haben. Aber vor allem ging es ums Militär. Der Mann, der sich um den Dienst in Vietnam herumgemogelt hatte, rief die jungen Amerikaner auf, den Streitkräften beizutreten. Und geschickterweise hatte er ein paar amerikanische Helden neben sich versammelt. Zur Nation sprach also nicht Präsident Twitter, sondern Präsident Teleprompter.

In der "Post aus Washington" berichtet unser Korrespondent Fabian Reinbold von der Arbeit im Weißen Haus und seinen Eindrücken aus den USA unter Donald Trump. Gefällt Ihnen die Kolumne? Sie können sie hier als kostenlosen Newsletter abonnieren, der noch weitere Einblicke und Einschätzungen aus Washington enthält und einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Aber Trump ging es auch nicht um die Worte, sondern um die Optik: Er vor dem erleuchteten Denkmal Abraham Lincolns, dem Mann, der die Nation gerettet hat. Das war das Bild, das Trump wollte und das er bekam.

Falls Sie sich fragen, ob das mit der Militärshow in der Luft funktioniert hat, schauen Sie sich bitte einfach diesen 11-Sekunden-Clip an, den ich zum Schluss der Veranstaltung gefilmt habe.

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Vor Ort machten die Überflüge der Kampfjets, der "Air Force One" und des Tarnkappenbombers, Eindruck.

Die Szene deutet aber schon das wahre Problem dieses seltsamen Ereignisses an: Gespielt wird von der US-Army-Band da gerade, schlecht zu hören, der Schmalzkracher "God bless the USA" von Lee Greenwood. Es ist das Lied, zu dem Trump bei seinen Wahlkampfauftritten stets auf die Bühne marschiert.

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Ging es hier also um Amerika? Oder um Trump? Auch wenn sich Trump beim Auftritt zurückhielt, werden wir die bombastischen Bilder natürlich wiedersehen, und zwar in seinem Wahlkampf. Und das macht die große Trump-Show perfide. Millionen-Event und Militär werden letztlich Wahlkampfmunition.

Für ihn selbst ging letztlich alles glatt: Trotz Dauerregens bekam er die Bude voll – vor leeren Reihen auf der "Mall" hatte das Weiße Haus bis zuletzt gezittert.

Denn gebraucht hatte die Show niemand außer ihm und seinen Anhängern. Das Militär? Fühlt sich politisiert. Die Kosten? Noch nicht abzuschätzen. Die andere Hälfte der Nation? Angewidert.

Der 4. Juli läuft in Amerika eigentlich so ab: Straßenumzüge in Stars und Stripes gekleidet, fette Barbecues mit reichlich Bier, am Ende beseelter Jubel über das Feuerwerk. Alles hoch patriotisch, aber unpolitisch.

So ehrlich will ich sein: Das Feuerwerk über dem Lincoln Memorial (Trump: "Das Großartigste, das Washington je gesehen hat.") war aus der Nähe, wo sich die VIPs und die Medien tummelten, wirklich beeindruckend anzuschauen.

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Doch wer im Herzen Washingtons vor imposanter Kulisse feiern will, kann das längst tun. Am anderen Ende der "National Mall" findet Jahr für Jahr eine Konzertshow vor dem Kapitol statt, die in den Kategorien Nationalstolz und Ehrerbietung fürs Militär wirklich nichts zu wünschen übrig lässt. Doch Washington ist eben durch und durch demokratisch, Trump holte hier gerade einmal vier Prozent der Stimmen.

Die "National Mall" wurde am Nationalfeiertag so zum Sinnbild der Spaltung des Landes: Zwei Feiern an den zwei Enden der heiligsten Meile der Nation. So viel dazu, dass die "Nation stärker denn je" sei (der einzige Trump’sche Satz in einer Untrump’schen Rede).

Trumps "Salute to America" war so gesehen so unnötig wie ein, sagen wir, Regierungsstillstand. Aber von denen hat Trump ja auch schon zwei veranstaltet in der Hoffnung auf politischen Gewinn. Und den politischen Sieg hat Trump am 4. Juli in der Tasche.

Das ungläubige Staunen über Trump flimmerte die gesamte Woche über die Bildschirme. Es gab eine regelrechte Jagd auf die ersten Bilder der Panzer in Washington, auf den Nachrichtensendern konnte sich wirklich jeder, der mochte, echauffieren über Trumps Ego-Show. Er kann doch nicht… Was für ein Egomane…

Ein heftiger Regierungsbericht über die desaströse Lage in den Grenzlagern oder Trumps Volten beim Thema Volkszählungen wurden davon locker verdrängt.


Aus genau dieser Aufmerksamkeit und Empörung zieht Trump seit jeher seine Energie, sein Kapital, ja seine ganze Wucht. Den allerlautesten Warnungen vor seiner Ego-Show hat er mit seiner staatstragenden Rede, die sich dann doch nicht um ihn selbst drehte, den Wind aus den Segeln genommen.

Empörung provozieren, um dann zu sagen: Schaut mal her, wie unfair sich alle empören. Das ist Trumps größte, in Dauerschleife laufende, erfolgreichste Show. Der 4. Juli 2019 war eine besonders erfolgreiche Episode.

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