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Donald Trump: Wie stehen seine Chancen auf eine Wiederwahl?


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Post aus Washington
So stehen Trumps Chancen auf eine zweite Amtszeit

MeinungEine Kolumne von Fabian Reinbold

Aktualisiert am 21.06.2019Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump beim Wahlkampfauftakt in Orlando: Kein Angebot an die politische MitteVergrößern des Bildes
Donald Trump beim Wahlkampfauftakt in Orlando: Kein Angebot an die politische Mitte (Quelle: Carlo Allegri/reuters)
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Donald Trump hat den Wahlkampf für eine zweite Amtszeit brachial begonnen. Seine Lage ist trotz aller Skandale besser als vor vier Jahren. Reicht das?

Der Präsidentschaftswahlkampf 2020 hat jetzt wirklich begonnen, auch wenn es noch 17,5 Monate bis zum Urnengang sind. Ich war am Dienstag in Orlando, wo Donald Trump seine große Auftakt-Rally steigen ließ.

Es war ein Spektakel, typisch Trump: Bombastisch in der Inszenierung und erfüllt von diesem ganz eigenen Volksfestcharakter, der diese Rallys auszeichnet. Jener Stimmung, die Trump erst in die US-Politik gebracht hat und die man am Fernsehbildschirm kaum erfahren kann.

Man feiert sich gegenseitig, hier wird Gemeinschaft gestiftet und zwar gegen die anderen: Demokraten, Medien und Einwanderer. Freude über Gemeinschaft mischt sich mit Wut auf alle anderen.

Trumps Kernbotschaft: Unser Land wird uns weggenommen, aber ich kämpfe für euch und zwar mit allem, was ich habe.

Drain the swamp! Lock her up! Build the wall! Über weite Strecken der 80-minütigen Rede wähnte ich mich zurückkatapultiert ins Jahr 2016. Es gab keine einzige neue Idee, kein neues Thema, kein neues Projekt, nur dies: Trump und seine Fans gegen den Rest der Welt.

Der bleibende Eindruck des Abends: Der mächtigste Staatschef der Welt will also wieder einen Wahlkampf machen, in dem er den Außenseiter gegen die politische Elite gibt. Als ob nicht er selbst, sondern irgendeine andere finstere Macht die Geschicke des Landes lenken würde…

In der "Post aus Washington" berichtet unser Korrespondent Fabian Reinbold von der Arbeit im Weißen Haus und seinen Eindrücken aus den USA. Gefällt Ihnen die Kolumne? , der noch weitere Einblicke und Einschätzungen aus Washington enthält und einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Ob der Plan aufgeht? Die Rahmenbedingungen sind ganz andere als beim Überraschungssieg 2016. Trump ist in einer besseren Ausgangslage, aber auch gerade nicht mehr der Außenseiter, den alle unterschätzen.

Die drei wichtigsten Punkte, mit denen Sie Trumps Chancen besser einschätzen können:

  1. Der mächtige Amtsbonus: Trump genießt die mächtigste Bühne des Landes: Was der Präsident sagt oder twittert, ist oft eine Eilmeldung, setzt Tag für Tag die Agenda. Trump hat also die Macht, das Kapital, die Infrastruktur des Weißen Hauses auf seiner Seite, die zusammen dafür sorgen, dass so viele US-Präsidenten wiedergewählt werden. Der letzte, der nach nur einer Amtszeit abtreten musste, war 1992 George Bush senior.
  2. Die neue Maschine: 2016 spiegelte Trumps Wahlkampfteam seinen Status als Underdog wieder: Es gab Chaos, wenig Geld, viele Lücken beim Wahlkampf vor Ort. Am Ende waren auch viele aus Team Trump selbst überrascht, dass es zum Sieg reichte. Doch schon jetzt, anderthalb Jahre vor der Wahl, verfügt Trump über eine viel professionellere Maschinerie. Vor den Toren Washingtons sitzt das Wahlkampfteam, dessen Datenbanken und Spendenkonten schon jetzt prall gefüllt sind und das, auch das ganz anders als 2016, in enger Koordination mit dem Apparat der republikanischen Partei arbeitet. Trump startet mit einem Riesenvorsprung in diesen Wahlkampf, während bei den Demokraten der Ausleseprozess jetzt erst beginnt und bis weit in den Frühling 2020 reichen dürfte.
  3. Die alte Hypothek: Eines ist aber geblieben: Eine Mehrheit lehnt Trump ab. Der ehemalige Immobilienunternehmer hat eine größere Hypothek als alle Präsidenten vor ihm. Noch nie war jemand so konstant so unbeliebt. Trump hat zu keinem Zeitpunkt seiner Präsidentschaft eine Zustimmungsquote von 50 Prozent beim relevantesten Umfrageinstitut Gallup geholt. Er dümpelt knapp oberhalb der 40 Prozent herum. Anders ausgedrückt: An keinem Tag hatte der Präsident eine Mehrheit der Nation hinter sich.

Und Trump? Arbeitet gar nicht erst an der Erweiterung der Wählerschaft, macht der Mitte kein Angebot, sonst setzt ganz auf jene, die schon auf seiner Seite sind. Das hat der Auftritt in Orlando klar gemacht.

Wie eigentlich bei allem, was Trump betrifft, kann man seine Chancen auf Wiederwahl auf zwei völlig unterschiedliche Weisen betrachten.

Man kann es so sehen:

Trump ist um Welten stärker als 2016. Er genießt den Amtsbonus, die Republikaner stehen fest hinter ihm, er geht mit einem Riesenvorsprung an Organisation und Spendengeldern ins Rennen, egal wer als Gegner auftauchen wird. Seine Basis ist so motiviert wie bei der letzten Wahl. Die Wirtschaft brummt, die Inflation ist im Keller und "America First" kommt bei seinen Anhängern hervorragend an.

Oder aber so:

Trump ist unbeliebt wie kein Präsident vor ihm und ist - ohne Hebel auf die Mitte der Gesellschaft zuzugehen – gekettet an seine Wählerbasis, die nicht mehr als 40 Prozent ausmacht. Er zermürbt mit seinem Dauertheater und vielen Skandalen und Affären Freund und Feind. Sein Handelskrieg trifft jetzt schon Bauern hart. Und für seine Gegner wirkt die Aussicht, ihn aus dem Amt zu drängen, wie ein Kick.

Hier werden jetzt schon wieder die Umfragen zum Riesenthema, nach denen gleich mehrere mögliche Kandidaten der Demokraten deutlich vor Trump liegen. Aber Vorsicht: Das ist reine Augenwischerei.

Zum einen geht es am Ende ja nicht nach diesen generellen Zustimmungswerten, sondern nach dem Ergebnis im komplizierten Wahlmännergremium – fragen Sie mal Hillary Clinton, die in solchen Umfragen ja bis zum Wahltag stets vorn lag.


Zum anderen ist überhaupt nicht abzusehen, wen die Demokraten ins Rennen schicken werden – und ob dieser Kandidat oder diese Kandidatin es schaffen wird, die eigene Seite so zu mobilisieren, wie Trump es mit seiner Anhängerschaft so vortrefflich gelingt. Kommende Woche gibt's bei der Partei die erste Debatte: 20 Kandidaten drängen da auf die Bühne.

Acht Jahre Trump? Viel spricht also für eine Wiederwahl und viel spricht dagegen.

Besser wird man es noch eine ganze Weile nicht beurteilen können. Aber auch das macht diese Zeit in den USA ja auch so spannend.

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