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Kolumne: Wen bieten die Demokraten gegen Donald Trump auf?


Meinung
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Post aus Washington
Ein Kennedy gegen Trump?

MeinungEine Kolumne von Fabian Reinbold, Washington

16.11.2018Lesedauer: 4 Min.
Joe Kennedy bei einer Demo vor dem Supreme Court: "Die größte Herausforderung der Demokraten ist Glaubwürdigkeit"Vergrößern des Bildes
Joe Kennedy bei einer Demo vor dem Supreme Court: "Die größte Herausforderung der Demokraten ist Glaubwürdigkeit" (Quelle: Mark Wilson/getty-images-bilder)

Nach der US-Wahl suchen die Demokraten zwei Leute: einen Gegenspieler und einen Herausforderer für Donald Trump. Ein Abend mit einem Kennedy-Sprössling gibt erste Hinweise.

In Washington dauert der Wahlabend nun schon zehn Tage. Die Auszählung zieht sich in manchen Wahlkreisen, jeden Tag tröpfeln ein, zwei neue Resultate herein: meist mit guten Nachrichten für die Demokraten.

Trotz allem, was noch aussteht (Florida!), sind zwei Entwicklungen eindeutig: Die Republikaner gewinnen im Senat weniger Sitze als zunächst gedacht. Die Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus ist größer als angenommen.

Was machen die Demokraten jetzt mit ihrer Macht?

Drängendste Frage: Wer der wird der mächtige Speaker of the House – und damit sofort oberster Kontrahent Trumps? Das "Speaker-Drama" (CNN) verläuft so: Eigentlich will Nancy Pelosi den Posten wieder übernehmen. Sie war bereits 2007 bis 2011 Sprecherin der Kammer. Seit 15 Jahren in erster Reihe, weiß sie, wie man reichlich Geld eintreibt.

Trumps Wiedersacherin mit 78?

Das Problem: Pelosi ist wahnsinnig unbeliebt, selbst unter ihren Parteianhängern. Und sie ist 78. Kein Aushängeschild für den Aufbruch.

Es gibt allerlei Gegrummel, ein gutes Dutzend Gegenstimmen, aber noch keinen Gegenkandidaten. Mehrere neue Abgeordnete ihrer Partei haben explizit damit Wahlkampf gemacht, dass sie Pelosi nicht wählen würden. Seit Mittwoch sind die Neulinge und die alten Abgeordneten wieder in Washington – und das Gezerre ist in vollem Gange. Pelosi muss wirklich zittern, ob sie Anfang Januar die nötige Mehrheit im Repräsentantenhaus bekommt.

Trump-Herausforderer zeigen sich bald

Und dann, zweite akute Frage: Wer wirft seinen Hut in den Ring, um Trump 2020 herauszufordern? Über Thanksgiving (am kommenden Donnerstag) werden sich viele der Möchtegern-Kandidaten den Segen ihrer Familien holen – und dann bald verkünden.

Es sind zwar noch zwei Jahre bis zur Wahl, aber so ticken die Uhren in den USA. Es braucht genügend Zeit, um Unterstützer und viel, viel Geld einzusammeln.

Tritt nach zwei Clintons, drei Bushs nun auch der vierte Kennedy an? Die Frage habe ich im Hinterkopf, als ich mich am Dienstagabend unter eine Runde in ein Wohnheim der Georgetown-Uni mische. Vor den Studenten spricht: Joe Kennedy III.

Der vierte Kennedy

Der Enkel von Robert F. Kennedy saß ein paar Jahre lang unauffällig im Repräsentantenhaus, wird als Nachwuchshoffnung immer mehr ins Rampenlicht gestellt und auch immer wieder als Kandidat genannt.

Der 38-Jährige sieht seinem Großvater ähnlich, das rote Haar leuchtet im holzvertäfelten Saal des schicken Copley-Wohnheims. Und er hat eine klare Meinung zum Kurs im Repräsentantenhaus: "Wir können jetzt nicht herumsitzen und uns Tag für Tag nur mit Vorladungen beschäftigen." Das heißt: nicht nur Trumps Affären untersuchen, sondern auch Gesetze machen.

Man müsse das im Kopf trennen, so Kennedy: Schnell Kompromisse zu Krankenversicherung und Gesundheit, Infrastruktur und Renten durchs Parlament bringen. Andererseits bei Trumps Angriffen auf bestimmte Gruppen kein Blatt vor den Mund nehmen. Heute Freund, morgen Feind. Habe er von seinem Onkel Ted gelernt.

Als ob das so einfach wäre.

Kennedy ist Wortführer beim so wichtigen Thema Gesundheit, spricht Spanisch, alles Pluspunkte für eine Kandidatur, und vor allem den Namen, der immer noch strahlt.

Aber er wirkt noch unerfahren. Und Charisma hat der junge Kennedy mit den leuchtend roten Haaren in der Uni auch nicht versprüht.

In der "Post aus Washington" berichtet Korrespondent Fabian Reinbold von der Arbeit im Weißen Haus und seinen Eindrücken aus den USA. Gefällt Ihnen die Kolumne? Sie können sie hier als kostenlosen Newsletter abonnieren, der einmal pro Woche direkt in Ihr Postfach kommt.

Kennedy ist natürlich zu schlau, um auf die Frage nach 2020 zu antworten. Er sagt: "Die größte Herausforderung der Demokraten ist Glaubwürdigkeit." Diese bekomme man, wenn man einen harten Wahlkampf bereits gemeistert habe, so Kennedy. "Einen Wahlkampf, wie ihn Beto geführt hat."

Beto O'Rourke und der Lauf zum Weißen Haus

Also doch wieder Beto O'Rourke. Der neue Demokraten-Held hat einen sensationellen Wahlsieg in Texas ja doch verpasst. Ich hatte ihn beim Wahlkampf begleitet und vor allem zwei Eindrücke mitgenommen.

Erstens: Seine rhetorische Mischung aus linken Herzensthemen mit dem Appell an das Gemeinsame ist eine hervorragende Projektionsfläche für die Sehnsüchte der Demokraten nach den traumatischen Trumpjahren.

Zweitens: Durch die Begeisterung, die er im ganzen Land geweckt hat, ist er ganz gewiss ein Kandidat für 2020.

Nach seiner Niederlage ist O'Rourke gerade wieder in Washington, wo er noch bis zum Januar im House sitzt. Er hat am Donnerstag einen Blogeintrag veröffentlicht, der seine Ambitionen verdeutlicht. Wer mit solchem Pathos über seine morgendliche Joggingrunde durchs verschneite Washington schreibt, der hat hier noch was vor. Die Laufrichtung: Vom Kongress zum Weißen Haus (und dann noch ein bisschen weiter)...

Biden? Sanders? Bitte etwas jünger!

Wie muss der Trump-Herausforderer aussehen? Ein stramm Linker, der die Jugend und Minderheiten mobilisiert? Eine Frau? Jemand, der moderat genug ist, um die alten Industriestaaten wie Michigan Trump zu entreißen? Von jeder Sorte gibt es zahlreiche Interessenten.

Hier in Washington höre ich von Demokraten immer wieder den Namen Joe Biden. Wer Sehnsucht nach den Obama-Jahren hat, ist für dessen Vize (wird nächste Woche 76). Wer über Clintons Nominierung nicht hinweg ist, träumt von Bernie Sanders (77). Auf der anderen Seite wurden diese Woche sogar Gerüchte lanciert, Hillary könne noch einmal.... Nein, da bin ich mir sicher: Das wird nicht passieren.

Ich denke, es braucht keinen Kandidaten aus Sentimentalität, es gibt genügend jüngere oder zumindest unverbrauchtere. Senatorinnen wie die schlaue Kamala Harris aus Kalifornien, die bodenständige Amy Klobuchar aus Minnesota, oder Sharrod Brown, Senator aus Ohio, der sich als Kämpfer für Arbeiter inszeniert.

Bald werden wir wissen, wer zuerst zuckt.

Glamourfaktor Michelle

Und Michelle Obama? Sagt kategorisch Nein zur einer Kandidatur. Der aktuelle Hype um sie und ihr Buch zeigt aber, dass ihre Aussichten gut wären. Sie bedient nämlich nicht nur die Sehnsucht nach den Obama-Jahren, sondern auch noch einen zweiten Wunsch.

Die amerikanische Politik hat sich so verändert, dass viele Demokraten zu gern eine Berühmtheit statt einen Politiker ins Rennen gegen Fernsehstar Trump schicken würden.


Am Samstag spüre ich diesen Sehnsüchten nach. Dann findet Obamas erste Buchpräsentation in Washington statt. Dafür hat sie die größte Arena der Hauptstadt gleich zweimal ausverkauft.

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