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#WhyIDidntReport: Empörung nach Trump-Tweets zu Missbrauchsvorwürfen


US-Präsident verteidigt seinen Richter
Empörung nach Trump-Tweets zu Missbrauchsvorwürfen

Von dpa
Aktualisiert am 23.09.2018Lesedauer: 3 Min.
US-Präsident Donald Trump und sein Kandidat für den Supreme Court Brett Kavanaugh: Nachdem Trump zunächst wenig zu den Missbrauchsvorwürfen gegen seinen Richter gesagt hatte, legte er am Freitag los – und erntete einen Proteststurm.Vergrößern des Bildes
US-Präsident Donald Trump und sein Kandidat für den Supreme Court Brett Kavanaugh: Nachdem Trump zunächst wenig zu den Missbrauchsvorwürfen gegen seinen Richter gesagt hatte, legte er am Freitag los – und erntete einen Proteststurm. (Quelle: Jim Bourg/Reuters-bilder)

Warum hat sie so lange geschwiegen? US-Präsident Trump attackiert jene Frau, die seinem Supreme-Court-Anwärter versuchte Vergewaltigung vorwirft. Damit löst er einen Proteststurm aus.

Mit Äußerungen zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den Supreme-Court-Anwärter Brett Kavanaugh hat US-Präsident Donald Trump große Empörung ausgelöst. Unter dem Hashtag #WhyIDidntReport (Warum ich keine Anzeige erstattete) solidarisierten sich bis Samstag Zehntausende Frauen und Männer mit der Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford, die Kavanaugh eine versuchte Vergewaltigung vor mehr als 30 Jahren vorwirft.

Auf Twitter offenbarten die Unterstützer ihre eigenen Missbrauchserfahrungen und erklärten, warum sie diese nicht angezeigt hätten. Auch Prominente, wie die Tochter des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, Patti Davis, meldeten sich zu Wort. Trump hatte Fords Glaubwürdigkeit öffentlich angezweifelt und die Frage aufgeworfen, warum sie den angeblichen Vorfall nicht damals sofort gemeldet habe.

Der US-Präsident hat Kavanaugh als Richter für den Supreme Court vorgeschlagen, den obersten Gerichtshof der USA. Kurz vor der Entscheidung des US-Senats über die Personalie hatte Ford die schweren Vorwürfe gegen den umstrittenen konservativen Juristen erhoben. Sie gibt an, Kavanaugh habe versucht, sie nach einer Schülerparty Anfang der 1980er Jahre zu vergewaltigen. Er soll sie vor 36 Jahren bei einer Highschool-Party auf ein Bett geworfen haben. Kavanaugh habe versucht, sie auszuziehen und sie am Schreien gehindert. Der Richter bestreitet all das energisch.

Nachdem sich Trump über Tage in der Debatte betont zurückgehalten hatte, griff er Ford am Freitag in mehreren Tweets an, stellte ihre Glaubwürdigkeit in Frage und forderte sie auf, ihre Anschuldigungen zu untermauern. Er habe keinen Zweifel, dass sich Ford oder ihre "liebevollen Eltern" damals sofort an die Strafverfolgungsbehörden gewandt hätten – falls die so schlimm gewesen sei, wie sie es sage, schrieb Trump. Er rufe sie auf, eine Anzeige von damals vorzulegen, damit Datum, Zeit und Ort des Angriffs klar würden.

Ford hatte allerdings bereits erklärt, dass sie über viele Jahre niemandem von dem Vorfall erzählt habe, auch ihren Eltern nicht.

Twitter-Nutzer teilen Missbrauchserfahrungen

Bei Twitter sprangen Zehntausende Frauen und Männer Ford zur Seite. Ein Tweet eines betroffenen Mannes, der über den Missbrauch durch einen Geistlichen schrieb, erhielt allein 125.000 Likes von anderen Twitter-Nutzern. Unter dem Hashtag #WhyIDidntReport beschrieben sie, warum sie ihre eigenen Missbrauchserfahrungen lange für sich behielten und sich niemandem anvertrauten – etwa aus Angst, aus Scham, aus Verzweiflung oder etwa weil ihr Peiniger zur eigenen Familie gehörte oder in einer machtvollen Position war. Nur wenige Stunden nach den Trump-Tweets am Freitag war der Hashtag einer der weltweit am häufigsten verwendeten.

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Die Schauspielerin Ashley Judd etwa schrieb: "Das erste Mal, als ich vergewaltigt wurde, war ich sieben. Ich habe es den ersten Erwachsenen erzählt, die mir begegnet sind. Sie sagten: Oh, er ist ein netter alter Mann. Er hat es nicht so gemeint. Als ich mit 15 wieder vergewaltigt wurde, habe ich es nur meinem Tagebuch erzählt."

Ford soll vor US-Senat aussagen

Auch die Tochter des ehemaligen US-Präsidenten Reagan, Patti Davis, schaltete sich ein. In der "Washington Post" schrieb die 65-Jährige, sie sei vor etwa 40 Jahren vergewaltigt worden. Ein Musikmanager habe sie damals in seinem Büro missbraucht. "Jahrzehntelang habe ich niemandem davon erzählt – keinen Freunden, keinem Partner, keinem Therapeuten, auch nicht meinem Ehemann, als ich Jahre später heiratete", schrieb sie. "Ich fühlte mich alleine, ich habe mich geschämt und ich war angewidert von mir selbst." Deshalb wundere es sie keineswegs, dass Ford so lange geschwiegen habe.

Ford und Kavanaugh sollen in der kommenden Woche vor dem US-Senat zu den Anschuldigungen aussagen. Seit Tagen wird über die Bedingungen und den Zeitplan für eine solche Anhörung verhandelt. Ford habe der Anhörung in der kommenden Woche zugestimmt, teilten ihre Anwältinnen am Samstag mit. Es müssten jedoch noch Einzelheiten ausgehandelt werden.

Der Ausschussvorsitzende Chuck Grassley hatte darauf gedrungen, dass Ford am Montag vor dem Gremium erscheint. Er hatte der Professorin bis diesen Freitag eine Frist gesetzt, sich vorab schriftlich zu äußern.

Die Vorwürfe gegen Kavanaugh sind Gegenstand einer ausgewachsenen parteipolitischen Schlammschlacht in Washington geworden. Die Demokraten sehen eine Chance, Kavanaughs Bestätigung hinauszuzögern, bis sich nach der Zwischenwahl am 6. November möglicherweise die Mehrheitsverhältnisse im Senat ändern und der erzkonservative Richter verhindert werden könnte. Die Besetzung des Richterpostens ist in den USA ein großes Politikum. Die Nachbesetzung mit Kavanaugh könnte dem Obersten Gericht der USA auf viele Jahre ein konservatives Übergewicht geben.

Verwendete Quellen
  • dpa
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