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John Bolton bei Illner über Trump: Dann könnten die USA die Nato verlassen


"Maybrit Illner" zu Trump
Ex-Trump-Berater warnt: "Die Lage ist sehr ernst"


21.03.2025 - 01:58 UhrLesedauer: 3 Min.
Bolton listens as Trump holds a cabinet meeting at the White House in WashingtonVergrößern des Bildes
John Bolton hört Donald Trump zu: Der einstige Berater von Trump ist jetzt einer seiner schärfsten Kritiker. (Quelle: Kevin Lamarque/reuters)
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Europa will unabhängiger von den USA werden – und könnte damit das Ende der Nato einläuten, warnt Trumps Ex-Berater John Bolton bei "Illner".

Der amerikanische Sicherheitsexperte John Bolton hat Europa davor gewarnt, Donald Trump den Austritt aus der Nato zu erleichtern. Trumps ehemaliger nationaler Sicherheitsberater adressierte seine Mahnung bei "Maybrit Illner" insbesondere an Friedrich Merz (CDU). Merz habe gesagt, Deutschland und Europa sollten von den USA unabhängiger werden. "Das wäre für Donald Trump eine Entschuldigung, sich aus der Nato zurückzuziehen", prophezeite Bolton.

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Die Gäste

  • John Bolton, Diplomat
  • Norbert Röttgen (CDU), Außenpolitiker
  • Sigmar Gabriel (SPD), Vorsitzender Atlantik-Brücke e.V.
  • Claudia Major, Sicherheitsexpertin
  • Katrin Eigendorf, ZDF-Korrespondentin

Bolton erinnerte in der Talkshow am Donnerstagabend daran, wie nah Trump 2018 beim Gipfel in Brüssel schon am Nato-Austritt gewesen sei. Der damalige US-Präsident hatte den Bündnispartnern damit gedroht, er werde "sein eigenes Ding machen". Mit einer Krisensitzung vermied das Militärbündnis damals das Schlimmste.

"Illner": Ex-Trump-Berater warnt

Nun droht laut Bolton eine Wiederholung – mit womöglich schlimmem Ausgang. Trump könnte angesichts von Äußerungen wie der von Merz sagen, so Bolton (laut Dolmetscher): "Die Europäer wollen unabhängig sein? Gut, dann macht das. Und das nächste Mal, wenn ihr von einem autoritären, militaristischen Feind angegriffen werdet, sagt uns einfach, wie es ausgegangen ist." Auf Frage von Illner, ob ein Nato-Austritt tatsächlich passieren könnte, bekräftigte Bolton: "Die Lage ist sehr ernst."

Ob es klug vom vermutlich nächsten Bundeskanzler gewesen sei, die Notwendigkeit einer eigenständigen Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas öffentlich derart zu betonen, wollte Illner vom CDU-Außenexperten Norbert Röttgen wissen. Der bekräftigte mit Blick auf die Nato: "Wir sollten es von uns aus
nicht infrage stellen, aber wir müssen uns auf alles Mögliche vorbereiten."

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Der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) äußerte bei "Illner" die Hoffnung: "Friedrich Merz wird klug genug sein, genau das zu tun, was Norbert Röttgen sagt." Bedeutet: Alles unternehmen, um mit den USA bei der Nato im Gespräch zu bleiben und gleichzeitig eng mit den europäischen Nato-Partnern zusammenzuarbeiten, um im Bündnis einen europäischen Pfeiler zu bilden. Das aber benötige Zeit, sagte Gabriel, der Merz bereits als Kanzler titulierte.

"Putin spielt mit Trump – und wer rettet jetzt die Ukraine?", war diese Ausgabe von "Maybrit Illner" überschrieben. Trump sei für Putin ein einfaches Ziel, bestätigte auch Bolton. Bolton war von 2018 bis 2019 Trumps nationaler Sicherheitsberater und trennte sich im Streit von dem Republikaner. Dem attestierte der Bolton eine gefährliche egozentrische Naivität. Der US-Präsident denke tatsächlich, dass er und Putin befreundet seien und glaube, was der Machthaber im Kreml ihm erzähle. Im Interview mit t-online hatte Bolton zudem erzählt, dass Trump leicht zu manipulieren sei und Putin genau darauf setze, um ihm im Ukraine-Krieg noch mehr Eingeständnisse abzuringen.

"Illner": Was tut Putin?

Doch wie lange könne Trump von Putin hingehalten werden?, fragte Illner angesichts des mageren Ergebnisses des Telefonats der beiden Staatschefs zu einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine. Putin sei sich bewusst, dass er das Blatt bei Trump nicht überreizen darf, sagte Bolton. Putin werde Trump deshalb keine Peinlichkeiten zumuten und auch nicht die Konzessionen an Russland gefährden. Am Ende solle der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als der Schuldige für einen Fehlschlag dastehen.

Sicherheitsexpertin Claudia Major stellte bei "Illner" klar: Die USA unter Trump werden zu einer Sicherheitsbedrohung für Europa. Sie forderte deshalb einen Transitionsplan für die europäische Sicherheit. Der könne den USA als Bestreben, den großen Verbündeten zu entlasten, verkauft werden – in der Hoffnung, dass die Amerikaner sich darauf einlassen. Der Antrieb solle laut der Expertin von der US-Stiftung German Marshall Fund auch nicht sein, dass die USA unzuverlässig geworden sind, sondern der Anspruch, sich selbst verteidigen zu können.

Video | "Dann wird Russland ein drittes Mal einmarschieren"
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Quelle: t-online

Major riet davon ab, eine gänzlich neue Organisation für die europäische Sicherheit aus der Taufe zu heben. Stattdessen sollten die Europäer eine neue Führung schaffen, um die vorhandenen Institutionen wie Nato und EU besser gemäß ihren jeweiligen Stärken einzusetzen. Klar sei aber: Eine rein regionale Sicherheitsstruktur sei weniger stabil und weniger verlässlich. Durchschnittlich 40 Prozent der europäischen Verteidigung würden aktuell von den USA bereitgestellt.

Stärker für die eigene Sicherheit einstehen – das beginnt für Sigmar Gabriel aber auch in den Köpfen der Bundesbürger. "Da sind wir noch nicht weit genug", sagte er bei "Illner" mit Blick auf die Bereitschaft, wenn nötig, das eigene Land an der Waffe zu verteidigen. In Wahrheit werde die Nato gesellschaftlich klammheimlich natürlich auch hierzulande infrage gestellt, schlussfolgerte Gabriel. Deshalb hätten die Osteuropäer Sorge, dass die Deutschen ihnen im Ernstfall wirklich zur Seite stehen würden.

Verwendete Quellen
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