Tödlicher Palästina-Protest Mit Megafon zugeschlagen – Professor in Haft
Paul Kessler stellte sich mit einer Israelflagge an den Rand eines Palästina-Protestzugs in Los Angeles. Er soll attackiert worden sein, stürzte und starb an seinen Kopfverletzungen.
Zwei Wochen nach einer tödlichen Konfrontation bei einer pro-palästinensischen Kundgebung hat die Staatsanwaltschaft in Los Angeles Anklage erhoben. Sie wirft Loay Abdelfattah A. fahrlässige Tötung vor. Der 50-jährige Collegeprofessor soll den pro-israelischen Gegendemonstranten Paul Kessler mit einem Megafon ins Gesicht geschlagen haben. Der 69-Jährige stürzte daraufhin und verletzte sich so schwer am Kopf, dass er kurz darauf im Krankenhaus starb.
Auf Handyvideos vom 5. November ist zu sehen, wie Kessler nach der mutmaßlichen Attacke mit blutendem Kopf auf dem Bordstein vor einer Tankstelle liegt. Bilder von der Auseinandersetzung selbst sind bislang nicht aufgetaucht, berichtet die "Los Angeles Times". Augenzeugen hätten zudem widersprüchliche Angaben zum Verlauf des Streits gemacht. Die Polizei hatte den Verdächtigen befragt und sein Haus durchsucht, aber erst am Donnerstagmorgen (Ortszeit) festgenommen. Dafür ausschlaggebend war offenbar das Obduktionsergebnis des Opfers.
Demnach starb Paul Kessler an seinen Hirnverletzungen infolge des Sturzes, hatte aber auch eine Verletzung in der linken Gesichtshälfte. Das erhärtet den Verdacht, dass er erst nach dem Schlag stürzte. Kesslers Tod sei eindeutig durch eine andere Person herbeigeführt worden, erklärte der Mediziner Christopher Young, der den Toten untersucht hatte. "Das heißt aber nicht unbedingt, dass sein Tod in verbrecherischer Absicht herbeigeführt wurde", so Young weiter. Die Polizei hatte nach Angaben von Sheriff Jim Fryhoff zunächst wegen des Verdachts auf ein Hassverbrechen ermittelt, berichtet die "New York Times". Paul Kessler gehörte zur jüdischen Minderheit in Los Angeles.
Extrem aggressive Demonstranten
Tatsächlich sollen die pro-palästinensischen Demonstrationen am 5. November extrem aggressiv verlaufen sein. Ein Video soll die Szene vor der Tankstelle im Stadtteil Thousand Oaks kurz vor dem mutmaßlichen Angriff auf Kessler zeigen. Darin rufen Menschen mit Palästina-Flaggen den pro-israelischen Gegendemonstranten zu: "Hitler hätte euch alle vernichten sollen" und "Israel wird in der Hölle brennen".
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Der Jüdische Verband von Los Angeles begrüßte die Festnahme des Verdächtigen: "Das zeigt, dass Gewalt gegen die jüdische Gemeinschaft nicht toleriert wird. Wir werden den Fall weiter verfolgen und helfen, dass der Gerechtigkeit genüge getan wird. Unser Mitgefühl gehört der Familie von Paul Kessler." Der 69-Jährige hinterlässt zwei Kinder.
Unklar ist, welche Konsequenzen dem Verdächtigen A. drohen. Der Computerwissenschaftler unterrichtete bislang am Moorpark College in Los Angeles. Der gebürtige Kuwaiter lebt nach Angaben der "Los Angeles Times" seit etwa 20 Jahren in den USA. Belasten könnten ihn islamistische Inhalte, die er auf Instagram geteilt hat.
Darunter ist auch ein Video, das die Terrorgruppe Hamas mit Nelson Mandela und Mahatma Gandhi vergleicht, die in Südafrika und Indien für Freiheit gekämpft hatten – mit friedlichen Mitteln. Die Hamas dagegen war am 7. Oktober mit Tausenden Terroristen in Israel eingefallen und tötete nach jüngsten Angaben mindestens 1.200 Menschen. Knapp 240 Geiseln befinden sich noch in Gefangenschaft in Gaza.
- latimes.com: "Moorpark professor arrested in death of Jewish protester Paul Kessler in Thousand Oaks" (englisch)
- nytimes.com: "Man Is Arrested in Death of Jewish Protester After California Altercation" (englisch)