"Jeden getötet, den sie finden konnten" Hunderte Zivilisten offenbar in Äthiopien getötet
Augenzeugen berichten von einem brutalen Massaker in Äthiopien. Die Regierung sieht die Schuld bei einer Befreiungsarmee.
Bei einem vermutlich ethnisch motivierten Angriff in Äthiopien sind einem Augenzeugen zufolge mehr als 300 Zivilisten getötet worden. Unbekannte hatten am Montag in der Region Oromia Zivilisten vor allem der Volksgruppe der Amhara angegriffen.
"Jetzt werden Tote eingesammelt, bisher sind es 320 Leichen, aber die vollständige Zahl ist noch nicht bekannt", sagte der Augenzeuge, der anonym bleiben wollte, dem regionalen Fernsehsender AMC. Die Bevölkerung befürchtet weitere Auseinandersetzungen, viele Menschen sind nach Angaben des Zeugen auf der Flucht. "Die meisten der Opfer sind Frauen und Kinder. Sie haben jeden getötet, den sie finden konnten", sagte ein weiterer Augenzeuge, Abadu Hassen, der Deutschen Presse-Agentur.
Premierminister Abiy Ahmed sprach in sozialen Medien von einem Massaker und beschuldigte die Rebellengruppe Oromo-Befreiungsarmee (OLA).
Opposition beschuldigt Regierung
Die äthiopische Menschenrechtskommission (EHRC) forderte am Dienstag die "dringende Verstärkung" der staatlichen Sicherheitskräfte in der Region, in der sich auch die Hauptstadt Addis Abeba befindet. Auch die Oppositionspartei "Äthiopische Bürger für Soziale Gerechtigkeit" beklagte, die Regierung gewähre Zivilisten zu wenig Schutz vor ethnisch motivierter Gewalt.
Erst vor zwei Wochen war es zu einem ähnlichen Vorfall in derselben Region gekommen; damals starben mehr als 100 Menschen. Auch bei diesem Vorfall machten die Behörden die OLA verantwortlich. Äthiopien sieht diese als terroristische Gruppe an, seit sie sich mit der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) verbündet hat.
OLA und TPLF wird vorgeworfen, die Regierung von Premierminister Abiy Ahmed destabilisieren zu wollen. Die OLA, eine Splittergruppe der politischen Partei Oromo Liberation Front, fordert mehr Autonomie und Selbstbestimmung für das Volk der Oromo.
- Nachrichtenagentur dpa