Umstrittenes Atomprogramm Israel warnt den Iran – "Recht auf Selbstverteidigung"
Der Iran soll so viel Uran angereichert haben, dass das Land bald eine Atombombe bauen könnte. Israel hat die internationale Gemeinschaft nun aufgefordert, sich dagegen einzusetzen – und schickt eine Warnung an den Iran.
Israel hat im Streit um das iranische Atomprogramm sein "Recht auf Selbstverteidigung" hervorgehoben. Regierungschef Naftali Bennett habe bei einem Treffen mit dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) deutlich gemacht, dass Israel "die Diplomatie bevorzugt, um dem Iran die Möglichkeit zu nehmen, Atomwaffen zu entwickeln", erklärte Bennetts Büro am Freitag. Israel behalte sich aber "das Recht auf Selbstverteidigung und Maßnahmen gegen den Iran vor, um dessen Atomprogramm zu blockieren".
IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi war am Donnerstagabend in Israel eingetroffen, am Freitag kam er mit Bennett zusammen. Der israelische Regierungschef forderte ein entschlosseneres Auftreten der internationalen Gemeinschaft gegenüber dem Iran und rief sie auf, "alle Mittel einzusetzen", um Teheran daran zu hindern, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen.
Israelische Militärübung über dem Mittelmeer
Die israelische Armee hatte in dieser Woche eine groß angelegte Militärübung vorgenommen, an der Kampfflugzeuge über dem Mittelmeer und Kriegsschiffe im Roten Meer beteiligt waren. Laut israelischen Medienberichten wurde dabei ein Großangriff auf den Iran und besonders auf die dortigen Atomanlagen simuliert.
Das israelische Militär wollte diese Berichte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP nicht kommentieren. Die Armee bestätigte aber, dass sie sich kontinuierlich "auf mehrere Szenarien" vorbereite, "die auch Bedrohungen durch den Iran beinhalten".
Israel gilt als einzige Atommacht im Nahen Osten. Das Land betrachtet das iranische Atomprogramm als eine Bedrohung seiner Sicherheit. Israel wirft dem Iran vor, nach der Atombombe zu streben. Teheran hat dies stets bestritten.
Iran droht mit "sofortiger Antwort" bei Maßnahmen des Westens
Das internationale Atomabkommen von 2015, das den Iran am Bau der Atombombe hindern soll, liegt derzeit auf Eis. Bei Verhandlungen in Wien über eine Wiederbelebung der Vereinbarung wurde bislang kein Durchbruch erzielt.
Der Iran richtete am Freitag eine Warnung an den Westen. Jede "politische" Maßnahme der USA oder der europäischen Länder beim Treffen des Gouverneursrats der IAEA in der kommenden Woche werde "ohne jeden Zweifel eine verhältnismäßige, wirksame und sofortige Antwort der Islamischen Republik Iran hervorrufen", erklärte Außenminister Hossein Amir-Abdollahian nach einem Gespräch mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell.
18-mal mehr angereichertes Uran als 2015 vereinbart
Die USA hatten am Donnerstag angekündigt, zusammen mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien eine Resolution vorzubereiten, in der Teheran zur "vollen Zusammenarbeit" mit der IAEA aufgefordert werden soll. Teheran wies die Initiative bereits als "nicht konstruktiv" zurück.
Die IAEA hatte kürzlich erklärt, der Iran verfüge über 18-mal mehr angereichertes Uran als im Abkommen von 2015 vereinbart. Die Atombehörde erwähnte in ihrem Bericht "ungelöste Fragen" zu Spuren angereicherten Urans in drei Anlagen. Nach Erkenntnissen der IAEA reicht der iranische Bestand an angereichertem Uran bereits fast aus, um eine Atombombe herzustellen.
- Nachrichtenagentur AFP