Gewalt in Afghanistan Taliban überrennen Bezirkszentrum – viele Tote bei Anschlag
Die Taliban weiten ihre Angriffe in Afghanistan aus. Mehrere Bezirke sind schon an die Islamisten gefallen, im Norden des Landes haben sie in der Nacht eine Polizeistation in ihre Gewalt gebracht.
In Afghanistan setzen die militant-islamistischen Taliban ihre Offensiven im Land fort. In der Nacht zu Sonntag (Ortszeit) haben sie ein weiteres Bezirkszentrum in der Provinz Fariab im Norden des Landes angegriffen. Vor der Polizeistation im Zentrum des Bezirks Kaisar sei eine Autobombe detoniert. Der örtliche Polizeichef und mindestens acht seiner Polizisten seien ums Leben gekommen, sagte der Bezirksgouverneur Abdul Baki Haschimi.
Die Taliban hätten die Polizeistation und ein daneben liegendes Gebäude der Ortsverwaltung übernommen und mehrere Sicherheitskräfte gefangen genommen, sagte Haschimi. Die Islamisten versuchten nun, das Gebäude der Bezirksverwaltung, eine Einheit der Armee und des Geheimdienstes NDS zu überrennen.
Landmine tötet mindestens elf Menschen
Mindestens zwei Sicherheitskräfte seien auch im Dorf Kohi in dem Bezirk getötet worden, das neben dem Bezirkszentrum als einziges noch unter Kontrolle der Regierung sei. Einem Provinzrat zufolge sind die Verluste der Regierung noch viel höher. Bis zu 30 Sicherheitskräfte seien ums Leben gekommen.
Unterdessen sind bei der Explosion einer Landmine ebenfalls im Norden Afghanistans mindestens elf Menschen getötet worden, darunter drei Kinder. Alle Opfer seien Zivilisten gewesen, so der Gouverneur der Provinz Badgis, Hussamudim Schams. Sie seien gemeinsam in einem Fahrzeug unterwegs gewesen, als der Sprengsatz detonierte. Die Behörden warfen den radikalislamischen Taliban vor, die Landmine platziert zu haben. Keine militante Gruppe reklamierte den Anschlag bislang für sich.
Taliban wollen mit UN verhandeln
Die Angriffe ereigneten sich wenige Stunden vor einem Treffen zwischen ranghohen Taliban und Vertretern der Vereinten Nationen in Katar. Die Taliban bekräftigten dabei nach eigenen Angaben ihre Unterstützung für den Friedensprozess am Hindukusch. Ihre Delegation gab Sicherheitsgarantien für alle UN-Mitarbeiter und andere Diplomaten in Afghanistan.
Afghanische Behördenvertreter werfen den Taliban dagegen vor, mit massiver Gewalt gegen Regierungstruppen und Zivilisten die komplette Kontrolle über mehrere Provinzen gewinnen zu wollen.
Seit dem Beginn des Abzugs der internationalen Truppen haben die Islamisten ihre Angriffe intensiviert. Mindestens sieben Bezirke sind seit Mai an sie gefallen, drei alleine seit Donnerstagnacht. Es ist unklar, wie sehr die internationalen Truppen aktuell die Sicherheitskräfte der Regierung noch unterstützen. Der Abzug soll bis spätestens 11. September abgeschlossen sein.
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa