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Kreml-Kritiker Nawalny meldet sich aus russischem Straflager


"Jeder wird überwacht"
Nawalny meldet sich aus russischem Straflager

Von afp, aj

Aktualisiert am 17.03.2021Lesedauer: 2 Min.
Alexej Nawalny im Straflager: Der Kreml-Kritiker meldet sich mit geschorenem Kopf aus der Haft.Vergrößern des Bildes
Alexej Nawalny im Straflager: Der Kreml-Kritiker meldet sich mit geschorenem Kopf aus der Haft. (Quelle: Instagram/ Alexej Nawalny)

Der Kremlkritiker Alexej Nawalny ist vergangene Woche in ein russisches Straflager gebracht worden. Seitdem fehlte jedes Lebenszeichen von ihm. Nun hat er sich mit einer Botschaft aus der Haft gemeldet.

Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hat sich über den Onlinedienst Instagram am Montag erstmals aus dem Straflager gemeldet. Er befinde sich mit "frisch rasierten Kopf" in der Strafkolonie Nr. 2 in der Kleinstadt Pokrow in der Region Wladimir nordöstlich von Moskau. Dazu postete er ein altes Foto von sich mit kurzgeschorenen Haaren.

"Ich gebe zu, dass das russische Gefängnissystem mich überrascht hat", erklärte Nawalny, der seit diesem Monat eine zweieinhalbjährige Haftstrafe in einer der berüchtigtsten Strafkolonien Russlands absitzt. "Videokameras überall, jeder wird überwacht und bei der kleinsten Übertretung wird eine Meldung gemacht", schreibt der 44-Jährige.

Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass Nawalny aus einem Untersuchungsgefängnis weggebracht worden war. Seitdem beklagten Unterstützer und Familie, dass tagelang jedes Lebenszeichen von ihm gefehlt habe. Am Montag warteten die Anwälte des Oppositionellen laut eigener Aussage zunächst stundenlang vergeblich vor dem Lager auf eine Auskunft. In sozialen Netzwerken forderten zahlreiche Nutzer am Wochenende unter dem Hashtag #GdjeNawalny ("Wo ist Nawalny") Informationen über den Verbleib des Oppositionellen.

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Nachts werde er jede Stunde von einem Wärter geweckt, der ein Foto von ihm mache und weitergebe, dass der Sträfling noch in seiner Zelle sei, heißt es in Nawalnys Instagram-Post weiter. "Ich glaube, jemand hat (George) Orwells '1984' gelesen und gesagt: 'Ja, cool. Lasst uns das machen. Erziehung durch Entmenschlichung'", fügte Nawalny hinzu. "Aber wenn man es mit Humor nimmt, ist es möglich, zu leben. Obwohl er den zahlreichen Medienberichten über Folter in dem Lager Glauben schenke, habe er bislang keine Gewalt beobachten können, schrieb Nawalny weiter.

Nawalnys Haftstrafe wurde international scharf verurteilt

Nawalnys Anwältin Olga Michailowa bestätigte gegenüber russischen Nachrichtenagenturen, dass sie ihren Mandaten in Pokrow besuchen durfte.

Nawalny war im August in Russland Opfer eines Giftanschlags geworden. Der Widersacher von Präsident Wladimir Putin wurde nach Deutschland geflogen und in der Berliner Charité behandelt. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Russland im Januar wurde Nawalny dann festgenommen.

Wegen angeblicher Verstöße gegen seine Bewährungsauflagen wurde er im Februar zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Die Entscheidung wurde international scharf verurteilt und löste Massenproteste in Russland aus. Nawalnys Berufung gegen das Urteil wurde zurückgewiesen.

Verwendete Quellen
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