12.000 Tote und Verletzte Unicef: Situation in Syrien für Kinder schlimmer als je zuvor
Auch 2020 wurden in Syrien Schulen angegriffen, die Zahl der Opfer unter Kindern und Jugendlichen ist hoch. Das UN-Kinderhilfswerk warnt außerdem vor einer "Bildungskatastrophe".
Zehn Jahre nach Beginn des Syrien-Konflikts ist die Situation der Kinder in dem Land laut Unicef schlimmer als je zuvor. Tagtäglich würden Mädchen und Jungen ihrer elementaren Rechte beraubt, erklärte das UN-Kinderhilfswerk am Mittwoch. Rund 12.000 Kinder wurden demnach seit dem Beginn des Krieges getötet oder verletzt. Allein im vergangenen Jahr wurden den Angaben zufolge 511 Mädchen und Jungen getötet, 699 weitere Kinder wurden verletzt.
Dabei handele es sich jedoch nur um die überprüften Fälle, betonte Unicef. Trotz eines Rückgangs der Gewalt hätten die Vereinten Nationen im Jahr 2020 weiterhin 61 Angriffe auf Schulen und 29 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen dokumentiert.
Not und Entbehrungen "trauriger Dauerzustand"
Der Syrien-Konflikt habe zudem "zu einer der schlimmsten Bildungskatastrophen in der jüngeren Geschichte geführt", erklärte Unicef. Fast 2,5 Millionen Kinder in Syrien und 750.000 geflüchtete Mädchen und Jungen in den Nachbarländern könnten derzeit keine Schule besuchen. Innerhalb Syriens seien sechs Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Immer mehr Eltern wissen laut Unicef nicht, wie sie die Mittel aufbringen können, um ihre Kinder zu ernähren. Nach aktuellen Schätzungen leiden demnach bereits eine halbe Million syrischer Kinder an chronischer Mangelernährung. Immer öfter sehen Eltern keine andere Wahl, als ihre Kinder arbeiten zu lassen oder sie früh zu verheiraten. In der Not würden sich viele Kinder bewaffneten Gruppen anschließen.
Der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, erklärte, "Not und Entbehrungen" seien für Kinder in Syrien "zu einem traurigen Dauerzustand" geworden. "Auch mit dem Abflauen der Gewalt ist eine Atempause für die Kinder nicht in Sicht."
Bundesentwicklungsminister Müller: "Das ist ein unglaublicher Skandal"
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) beklagte, eine ganze Generation syrischer Kinder kenne "nichts als Angst und Not". Hinzu komme nun noch die Corona-Pandemie. Dennoch hätten im vergangenen Jahr Hilfsgelder in Höhe von 5,4 Milliarden Dollar gefehlt, um die wichtigsten Bedürfnisse zu decken. "Das ist ein unglaublicher Skandal." Auf der Syrien-Konferenz Ende März müssten "alle Geber ihre Anstrengungen verstärken", forderte Müller.
Unicef unterstützt gemeinsam mit seinen Partnern Millionen syrischer Mädchen und Jungen in Syrien, Jordanien, im Irak, im Libanon, in der Türkei und Ägypten. Der Einsatz ist nach Angaben der Organisation eines der größten Hilfsprojekte in ihrer Geschichte. In diesem Jahr benötigt Unicef nach eigenen Angaben 1,4 Milliarden US-Dollar, um syrische Kinder in Syrien und seinen Nachbarländern zu unterstützen.
- Nachrichtenagentur AFP