43 Zivilisten tot Krisenregion Bergkarabach: Gefechte nicht ausgesetzt
Zwischen Aserbaidschan und Armenien war eigentlich eine Waffenruhe vereinbart worden. Offenbar hielten sich die beiden Länder nicht daran. Es kam zu neuen Todesopfern.
Ungeachtet internationaler Appelle zur Einhaltung der neuen Waffenruhe dauern die schweren Gefechte um die Südkaukasusregion Bergkarabach nach Angaben von Behörden an. Die verfeindeten Nachbarländer Aserbaidschan und Armenien warfen sich am Dienstag gegenseitig massiven Beschuss in der Konfliktregion vor.
Die Behörden der nicht anerkannten Republik Bergkarabach teilten mit, dass es Raketen- und Artilleriefeuer von aserbaidschanischer Seite gebe. Das Verteidigungsministerium in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku wiederum warf Armenien vor, zuerst geschossen zu haben. Betroffen sei unter anderem die Region Terter.
Armenien: "Absolute Lüge"
"Das ist eine absolute Lüge, Aserbaidschan bereitet den Boden für aggressive Handlungen gegen friedliebende Ortschaften vor", sagte eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums in Eriwan. Der Gegner sei zum Angriff aus allen Richtungen übergegangen.
Die Anzahl der getöteten Karabach-Soldaten liege bei 532, hieß es am Nachmittag. 31 Zivilisten seien dort getötet worden. Aserbaidschan machte bislang keine Angaben zu Verlusten in den eigenen Reihen. In der Zivilbevölkerung habe sich die Zahl der Toten seit Beginn der Gefechte am 27. September nun auf 43 erhöht.
Einigung der Außenminister
Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan sagte, dass die in der Nacht zum Samstag vereinbarte Waffenruhe nicht halte. Die Außenminister beider Länder hatten unter russischer Vermittlung in Moskau die Übereinkunft erzielt, die aber schon kurz nach Inkrafttreten gebrochen wurde. Russlands Außenminister Sergej Lawrow forderte am Montag mit Nachdruck eine Einhaltung der Waffenruhe.
Die beiden Ex-Sowjetrepubliken kämpfen seit Jahrzehnten um die bergige Region, in der rund 145.000 Menschen leben. Bergkarabach wird von Armenien kontrolliert, gehört aber völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Es wird von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe. Die Türkei steht in dem Konflikt auf der Seite Aserbaidschans, während Armenien Russland als Schutzmacht sieht.
- Nachrichtenagentur dpa