Mittelmeer-Konflikt Griechenland nimmt Erdogans Angebot an
Erst standen sich Kriegsschiffe gegenüber, doch nun wollen die Türkei und Griechenland im Mittelmeer-Streit verhandeln. Ein Vorschlag des türkischen Präsidenten könnte jedoch erneut problematisch werden.
Wegen der Spannungen um Gasbohrungen im östlichen Mittelmeer hat die Türkei angekündigt, mit ihrem Streitpartner Griechenland Gespräche führen zu wollen. Beide Seiten stünden "bereit, mit Sondierungsgesprächen zu beginnen", erklärte die türkische Präsidentschaft. Die griechische Regierung bestätigte die bevorstehenden Gespräche. Zuvor hatten der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und EU-Ratspräsident Charles Michel in einer Videokonferenz über das Thema beraten.
Der Verlauf der Gespräche hänge von den nächsten Schritten Griechenlands ab, erklärte Erdogan laut der Erklärung seines Büros. "Der Impuls, Spannungen abzubauen und Kanäle für den Dialog zu schaffen, muss auf gegenseitigen Schritten beruhen."
Treffen in Istanbul geplant
Der türkische Staatschef hoffe, dass der EU-Gipfel Anfang Oktober "neues Leben" in die Beziehungen zwischen der EU und Ankara bringen werde, hieß es weiter. Bei dem Gipfel soll auch über mögliche neue EU-Sanktionen gegen die Türkei gesprochen werden.
Das griechische Außenministerium bestätigte, die Fortsetzung der seit 2016 auf Eis liegenden Gespräche mit Ankara. Ein Treffen soll demnach zeitnah in Istanbul stattfinden.
Erdogan schlug laut der Erklärung der türkischen Präsidentschaft vor, eine regionale Konferenz mit allen an dem Streit beteiligten Parteien abzuhalten, einschließlich der türkischen Zyprioten. Eine solche Konferenz könne sich "positiv und konstruktiv" auf die Situation im östlichen Mittelmeer auswirken, sagte Erdogan. Problem an dem Vorschlag für die EU: Nordzypern wird als Staat von keinem Land, außer der Türkei, als eigener Staat anerkannt. Verhandlungen könnten deshalb problematisch erlaufen.
Erdogan prangert "Schikanen" des Westens an
Der Präsident war am Dienstag bereits in seiner Rede bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung auf die Spannungen zwischen Ankara und Athen eingegangen. In einer Videoansprache forderte der türkische Präsident einen "aufrichtigen" Dialog zur Beilegung des Streits. Zugleich prangerte er "Schikanen" des Westens an.
Seit der Entdeckung reicher Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer gibt es heftigen Streit um deren Ausbeutung. Sowohl die EU-Mitglieder Griechenland und Zypern als auch die Türkei erheben Anspruch auf die betreffenden Seegebiete und untermauern diesen auch durch die Entsendung von Kriegsschiffen.
- Nachrichtenagentur AFP