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Rakka: So sieht es in der "Hauptstadt des Terrors" in Syrien heute aus


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Nach der Vertreibung des IS
So sieht das Leben in der "Terror-Hauptstadt" heute aus


Aktualisiert am 20.07.2019Lesedauer: 3 Min.
Zerstörung soweit das Auge blickt: In der Schlacht um Rakka wurden rund 80 Prozent der Stadt zerstört.Vergrößern des Bildes
Zerstörung soweit das Auge blickt: In der Schlacht um Rakka wurden rund 80 Prozent der Stadt zerstört. (Quelle: Al Aan TV)
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Die Stadt galt einst als Hauptstadt des IS. Heute liegt Rakka in Trümmern und der Wiederaufbau kommt kaum voran. Eine Reporterin traf in der Stadt auf viele Menschen, die den Mut nicht verlieren.

Als Rakka nach Jahren der Schreckensherrschaft des Islamischen Staates endlich befreit wurde, war von der Stadt im Norden Syriens kaum mehr als Trümmer übrig. Tausende Luftangriffe der internationalen Koalition und erbitterte Gefechte in den Häuserschluchten ließen fast kein Haus unversehrt zurück. Nach der Schlacht galten 80 Prozent der Stadt, in der vor dem Bürgerkrieg rund 200.000 Menschen wohnten, als zerstört, 11.000 Häuser als unbewohnbar. Die Zahl der Toten ging in die Tausende.

Das ist fast zwei Jahre her, doch Rakka ist noch weit davon entfernt, zur Normalität zurückzukehren. Zu verheerend waren die Verwüstungen, zu tief sitzen die Wunden von über vier Jahren IS-Terrorregime. Die libanesische Reporterin Jenan Moussa ist kürzlich für den Sender Al Aan TV nach Rakka gereist. Sie berichtet von einer Stadt, die von der Welt vergessen wurde, in der die zurückkehrenden Einwohner um ihre Zukunft kämpfen. Und in der, obwohl der Wiederaufbau stockt und es an allem fehlt, dennoch neues Leben entsteht.

Wo soll man nur beginnen?

Das erste, was an den zahlreichen Bildern der Reporterin auffällt, die sie in einer Serie von Tweets veröffentlicht hat, sind die massiven Zerstörungen. Kaum ein Bild, auf dem keine in sich zusammengefallenen Häuser, zerschossenen Fassaden, oder Berge von Trümmern zu sehen sind. Moussa, die im April mit einer Reportage über eine deutsche IS-Rückkehrerin für Aufsehen sorgte, zeigt die Reste einer Moschee, von der nur das Minarett geblieben ist, oder die Verwüstungen in der Nähe des Bahnhofs und fragt: Wo soll man nur mit dem Wiederaufbau beginnen?

Umso erstaunlicher muten deshalb die Aufnahmen an, die zeigen, wie beharrlich und entschlossen sich die Bewohner ihre Stadt zurückholen. In die Erdgeschosse eingestürzter Häuser sind Geschäfte eingezogen. Ein Imbiss ist zu sehen, ein Friseur, und es gibt einen kleinen Markt. Die Einwohner versuchten, das Beste aus der katastrophalen Lage zu machen, beschreibt Moussa. Sie könnten ihre Häuser nicht im Ganzen renovieren lassen, dazu fehle ihnen das Geld. Also richteten sie sich zunächst einen einzelnen Raum wieder her, um dort zu leben oder ein Geschäft zu eröffnen.

Auch das Kanalsystem, das die Stadt und ihr Umland mit Wasser versorgt, sei weitgehend repariert worden. Ein Krankenhaus sei als eines der wenigen Gebäude wiederhergerichtet worden. Ein Foto soll ein Müllfahrzeug im Einsatz zeigen. Vielfach seien es die Einwohner selbst, so die Reporterin, die Schäden beseitigten und Trümmer entfernten. Internationale Unterstützung erhielten sie dabei kaum.

Terror und Unterdrückung – Alltag unter dem IS

Gleichzeitig wird die Stadt immer wieder an die dunkle Zeit unter dem IS erinnert. Jahrelang galt Rakka als Synonym für dessen Schreckensherrschaft, als heimliche Hauptstadt des selbst ernannten Kalifats. Nach dem Einfall in die Stadt Mitte 2013 hatten die Dschihadisten ein Terrorregime errichtet. Steinigungen, Hinrichtungen und eine unbarmherzige Unterdrückung prägten den Alltag der Menschen.

Seit der Vertreibung der Dschihadisten im Oktober 2017 wurden Dutzende Massengräber in und um die Stadt herum entdeckt, das letzte erst Anfang des Monats. Die Behörden zählten allein dort fast 200 Leichen, von denen Dutzende orangefarbene Anzüge wie von Gefangenen trugen. Ein Sprecher der Stadtverwaltung erklärte, wahrscheinlich wurden die Männer von den Islamisten hingerichtet. In dem Grab seien auch die Leichen von Frauen gefunden worden, die man zu Tode gesteinigt habe.

Bislang haben die Behörden mehr als 4.600 Leichen aus Massengräbern geborgen. Nicht alle müssen zwangsläufig Opfer des IS geworden sein. Auch tote Kämpfer der Terrormiliz oder Opfer der Bombenangriffe könnten darunter sein. Genau weiß die Stadt es aber nicht. Sie hat keine Kapazitäten, um die Leichen zu identifizieren. Bis vor einigen Monaten wurden noch nicht einmal DNA-Proben genommen, sondern die Toten lediglich an anderer Stelle wieder begraben. Sofern nicht Angehörige die Leichen identifizieren, wird der Verbleib Tausender Einwohner so noch lange ungeklärt bleiben.


Den dunklen Schatten der Vergangenheit setzen Aktivisten in Rakka bunte Farben entgegen. Überall in der Stadt haben sie Wände und Fassaden bemalt – besonders an Orten, an denen die Terroristen öffentlich Gräuel begingen. "Wir versuchen, all die Gebiete, die einst den Tod symbolisierten, in Plätze zu verwandeln, die das Leben feiern", sagte der Aktivist Ahed al-Hendi dem US-Auslandssender Voice of America. Nur die zerstörten Gebäude wieder aufzubauen, reiche allein nicht aus, sagte der Künstler Aslan Mamo. "Von jetzt an müssen wir allem, was wir bauen, eine ästhetische Note geben. Denn der IS hat die Menschen von innen zerstört und versucht, ihr Gespür für Schönheit zu töten."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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