Verkehrschaos im Krisenstaat Massiver Stromausfall taucht Venezuela in Dunkelheit
Die Krise nimmt kein Ende:
Ein massiver Stromausfall hat weite Teile von Venezuela in Dunkelheit versinken lassen. Am Donnerstagabend gab es Medienberichten zufolge in weiten Teilen des südamerikanischen Landes kein Licht. In der Hauptstadt Caracas kam es zu einem Verkehrschaos. Mitten im Feierabendverkehr fiel die Metro aus, zahlreiche Ampeln funktionierten nicht.
Behörden sprechen von Sabotage
Informationsminister Jorge Rodríguez sprach von Sabotage und machte Feinde der sozialistischen Regierung von Präsident Nicolás Maduro für den Stromausfall verantwortlich. "Das Ziel war, das venezolanische Volk für mehrere Tage von der Stromversorgung abzuschneiden", sagte er. "Das wird diesen Kriminellen nicht gelingen."
Maduro und der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó liefern sich seit Wochen einen erbitterten Machtkampf. "Dieser vom US-Imperialismus angekündigter und angeführter Strom-Krieg gegen unser Volk wird scheitern", schrieb Maduro auf Twitter.
Guaidó hingegen machte Maduros Regierung für den Stromausfall in dem krisengebeutelten Land verantwortlich. "Das Volk weiß, dass das Licht kommt, wenn die unrechtmäßige Machtübernahme endet", schrieb er auf Twitter. Guaidó spricht Staatschef Maduro die Legitimation ab und will selbst die Regierungsgeschäfte übernehmen.
Maas: Müssen Druck auf Staatschef Maduro aufrechterhalten
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat derweil die Entschlossenheit der EU zur Unterstützung des selbsternannten venezolanischen Übergangspräsidenten Juan Guaidó bekräftigt. Die EU werde die weitere Entwicklung in dem Krisenstaat verfolgen und gegebenenfalls auch neue Sanktionen gegen die Regierung von Staatschef Nicolás Maduro verhängen, sagte Maas am Donnerstagabend im ZDF-"heute journal".
"Schon beim letzten Treffen der Außenminister ist darüber gesprochen worden, dass der Zeitpunkt kommen kann, in dem auch weitere Sanktionen der Europäischen Union gegen das Maduro-Regime in Venezuela ergriffen werden müssen", sagte der SPD-Politiker.
Die große Mehrheit der EU-Staaten unterstütze Guaidó und die meisten Mitgliedstaaten hätten ihn als Interimspräsidenten anerkannt, sagte Maas. Er bedauere, dass noch nicht alle EU-Länder diesen Schritt vollzogen hätten.
"Wir wollen, dass es zu einer friedlichen Lösung kommt, dass der internationale Druck so hoch bleibt, dass letztlich auch das Maduro-Regime einlenkt", sagte der Außenminister. Zugleich setze die Kontaktgruppe der EU, in der auch Deutschland vertreten ist, die Gespräche mit den Konfliktparteien in Venezuela fort. Ziel seien freie Wahlen in dem südamerikanischen Land.
Auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, forderte ein schärferes Vorgehen der Europäischen Union und Deutschlands gegen Nicolas Maduro. Dies betreffe Personen aus dessen Umfeld sowie Wirtschaftssanktionen, sagte der CDU-Politiker der "Passauer Neuen Presse". Die Elite des Landes, "die Clique um Maduro", bereichere sich massiv. "Wir müssen diese Zellen austrocknen, die Konten dieser Personen sperren und verhindern, dass das Geld weiterhin in dieser Weise dem Volk entzogen wird", sagte Hardt laut Vorabbericht. "Die Europäische Union muss hier die Zügel anziehen gegen das Regime Maduro."
Guaidó: Deutsche Botschaft bleibt offen
Derweil wies Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza die EU-Forderung zurück, die Ausweisung des deutschen Botschafters Daniel Kriener zu überdenken. Kriener sei in strikter Einhaltung des Wiener Übereinkommens über diplomatische Beziehungen zur unerwünschten Person erklärt worden, schrieb Arreaza im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte in einer ersten Reaktion auf die Ausweisung des deutschen Botschafters die Hoffnung ausgedrückt, Venezuela werde die Entscheidung überdenken.
Venezuela hatte Kriener am Mittwoch wegen des Vorwurfs der Einmischung in innere Angelegenheiten und Unterstützung der Opposition zur unerwünschten Person erklärt. Das venezolanische Außenministerium forderte den Botschafter auf, das Land binnen 48 Stunden zu verlassen. Kriener hatte den von Festnahme bedrohten Oppositionsführer Guaidó am Montag bei dessen Rückkehr nach Caracas mit anderen Diplomaten am Flughafen begrüßt.
Am Donnerstag empfing Guaidó den unerwünschten Diplomaten dann noch mal in der Nationalversammlung in Caracas. "Wir haben ihm gegenüber die Drohungen durch das unrechtmäßige Regime zurückgewiesen", schrieb Guaidó auf Twitter.
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Kriener habe ihm mitgeteilt, dass er zu Konsultationen ins Auswärtige Amt nach Berlin reise. Die deutsche Botschaft in Caracas bleibe aber weiterhin geöffnet und werde während Krieners Abwesenheit von der Geschäftsträgerin Daniela Vogl weitergeführt, schrieb Guaidó weiter.
- Nachrichtenagenturen afp und dpa