Zwei Boote in Seenot Etwa 170 tote Migranten bei Schiffsunglücken befürchtet
Kaum hat das neue Jahr begonnen ereignen sich wieder schlimme Bootsunglücke mit Migranten. Alleine am Wochenende verloren Dutzende Menschen ihr Leben auf dem Weg nach Europa.
Bei zwei Schiffsunglücken im Mittelmeer könnten bis zu 170 Migranten gestorben sein. Ein Unglück mit womöglich 117 Vermissten ereignete sich am Freitag vor der Küste Libyens. Ein weiteres soll auf der Spanienroute 53 Todesopfer gefordert haben. Das teilte das UN-Flüchtlingswerk UNHCR mit.
"Wir dürfen die Augen nicht verschließen, wenn so viele Menschen an der Schwelle Europas sterben", erklärte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi. Derweil rettete ein Schiff einer deutscher Hilfsorganisation erneut Migranten auf dem Meer.
Die Internationale Organisation für Migration berichtete von einem Schlauchboot, das am Freitag vor Libyen in Seenot geraten war und auf dem nach Angaben von drei Überlebenden insgesamt 120 Menschen gewesen sein sollen. Unter den Vermissten seien auch zehn Frauen und zwei Kinder, eines davon erst zwei Monate alt, erklärte Flavio Di Giacomo, Sprecher der Internationalen Organisation für Migration.
Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, wurden die drei Geretteten mit Unterkühlung in ein Krankenhaus auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa gebracht. Sie seien traumatisiert und stünden unter Schock, erklärte die Internationale Organisation für Migration. Sie gaben demnach an, etwa drei Stunden im Meer getrieben zu sein, bevor sie gerettet wurden.
"Die Menschen sind ins Meer gefallen und ertrunken"
Zwar hatte die Marine zunächst von 20 Menschen auf dem Boot gesprochen. Aber laut IOM-Sprecher könnte es weitaus schlimmer gewesen sein. "Sie (die Überlebenden) haben uns gesagt, dass auf dem Schlauchboot, das in Libyen Donnerstagnacht abgelegt hat, 120 Personen waren. Nach zehn bis elf Stunden Fahrt begann dem Boot die Luft auszugehen und es fing an zu sinken. Die Menschen sind ins Meer gefallen und ertrunken", sagte Di Giacomo der Nachrichtenagentur Adnkronos. An Bord seien demnach vor allem Westafrikaner und etwa 40 Sudanesen gewesen.
Dabei habe sich bereits ein Rettungsboot der libyschen Küstenwache auf dem Weg zur Unglücksstelle befunden, sagte deren Sprecher Ajub Kasim. Unterwegs habe das Boot der Küstenwache jedoch eine Panne gehabt.
Die Schlepper nutzen nun die Route nach Spanien
Seit die populistische Regierung in Italien die Häfen des Landes für Migranten weitgehend geschlossen hat, kommen dort immer weniger Migranten an, die zumeist in Libyen ablegen. Italien und die EU unterstützen die libysche Küstenwache darin, die Menschen wieder in das Bürgerkriegsland zurück zu bringen. Allerdings sind die Schlepper nun über andere Routen ausgewichen, vor allem in Richtung Spanien.
Italiens Innenminister Matteo Salvini äußerte sich der Nachrichtenagentur AFP zufolge derweil in einem Facebook-Video: "Die Boote legen wieder ab und wir zählen die Toten", sagte er. Zugleich bekräftigte er, dass die italienischen Häfen für Rettungsschiffe mit Flüchtlingen an Bord geschlossen blieben.
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Laut IOM überquerten in den ersten 16 Tagen des Jahres bereits 4.216 Flüchtlinge das Mittelmeer – knapp doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum.
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur AFP