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Schiffsunglück vor Libyen: Nur drei Überlebende – Viele Tote befürchtet


Nur drei Überlebende
Schiffsunglück vor Libyen: Viele Tote befürchtet

Von dpa
Aktualisiert am 19.01.2019Lesedauer: 3 Min.
Migranten sitzen in einem Schlauchboot auf dem Mittelmeer: Immer wieder sterben Menschen bei den Schiffsunglücken. (Archivbild)Vergrößern des Bildes
Migranten sitzen in einem Schlauchboot auf dem Mittelmeer: Immer wieder sterben Menschen bei den Schiffsunglücken. (Archivbild) (Quelle: Olmo Calvo/ap-bilder)

Das neue Jahr hat gerade erst begonnen, da ereignet sich das erste schlimme Bootsunglück mit Migranten. Doch die Angaben zur möglichen Zahl der Toten gehen stark auseinander.

Bei einem Schiffsunglück vor Libyen sind möglicherweise 117 Migranten gestorben. Nach Angaben von drei Überlebenden hatten insgesamt 120 Menschen das in Seenot geratene Schlauchboot bestiegen, um nach Europa überzusetzen, wie der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Flavio Di Giacomo, auf Twitter schrieb.

Drei Menschen hatte die italienische Marine am Freitag gerettet und auf die Insel Lampedusa gebracht. Unter den Vermissten seien auch zehn Frauen und zwei Kinder, eines davon erst zwei Monate alt.

Die Marine hatte hingegen erklärt, dass das Schlauchboot rund 50 Seemeilen nordöstlich der libyschen Stadt Tripolis gesunken war und dass rund 20 Menschen darauf waren.

"Die Menschen sind ins Meer gefallen und ertrunken"

Laut IOM-Sprecher könnte das Unglück aber weitaus schlimmer gewesen sein. "Sie haben uns gesagt, dass auf dem Schlauchboot, das in Libyen Donnerstagnacht abgelegt hat, 120 Personen waren. Nach zehn bis elf Stunden Fahrt begann dem Boot die Luft auszugehen, und es fing an zu sinken. Die Menschen sind ins Meer gefallen und ertrunken", sagte Di Giacomo der Nachrichtenagentur Adnkronos. An Bord seien demnach vor allem Westafrikaner und etwa 40 Sudanesen gewesen.

Dabei habe sich bereits ein Rettungsboot der libyschen Küstenwache auf dem Weg zur Unglücksstelle befunden, sagte deren Sprecher Ajub Kasim. Unterwegs habe das Boot der Küstenwache jedoch eine Panne erlitten. Nach Einschätzungen des Marine-Sprechers werden noch rund 50 Migranten vermisst.

Seit die rechtspopulistische Regierung in Italien die Häfen des Landes für Migranten weitgehend geschlossen hat, kommen immer weniger Migranten an, die zumeist in Libyen ablegen. Italien und die EU unterstützen die libysche Küstenwache darin, die Menschen wieder in das Bürgerkriegsland zurück zu bringen.

Die Verteilung der Asylbewerber sorgt für Streit in der EU

Europa streitet seit Jahren über eine gleichmäßigere Verteilung von Bootsflüchtlingen. Ein großer Teil reist bislang nach Deutschland. 2017 registrierte Deutschland laut Eurostat 198.000 Asylbewerber, was 31 Prozent aller Erstantragsteller in der EU ausmachte. Es folgten Italien (127.000), Frankreich (91.000) und Griechenland (57.000).

"Ohne sichere und legale Wege für Menschen, die Sicherheit in Europa suchen (...), bleibt das Mittelmeer ein Friedhof", twitterte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Seit Beginn des Jahres waren – das letzte Unglück nicht eingerechnet – laut IOM im Mittelmeer 83 Menschen umgekommen. Im Vorjahreszeitraum waren es 199.

Italien lässt die Rettungsschiffe nicht mehr anlegen

"Solange Europas Häfen offen bleiben, solange jemand den Schleppern hilft, machen die Schlepper leider weiter Geschäfte und töten weiter", sagte Italiens rechter Innenminister Matteo Salvini. In den letzten Monaten wurden mehrere Rettungsschiffe mit Migranten tagelang auf dem Meer blockiert. Darunter waren zuletzt zwei Schiffe der deutschen Hilfsorganisationen Sea-Watch und Sea-Eye, die erst nach wochenlangem Gezerre die Migranten an Malta abgeben durften, wo sie dann auf andere Länder verteilt werden sollten.


Sea-Watch nahm jetzt erneut Migranten auf. Die Berliner NGO teilte mit, dass sie 47 Menschen aus Seenot gerettet hätte. Die Menschen von einem Schlauchboot seien nun sicher und versorgt. Wohin die "Sea-Watch 3" allerdings fahren kann, ist unklar. Salvini teilte umgehend mit, nach Italien dürften sie nicht. Die nächste Hängepartie zeichnet sich somit ab.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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