Erklärung zum Fall Skripal Von Deutschland ausgewiesene russische "Diplomaten" waren Agenten
Deutschland und seine westlichen Verbündeten stützen in einer Erklärung bisherige Ermittlungen im Fall Skripal – und gehen auf deutlichen Konfrontationskurs mit Moskau.
Großbritannien hat von seinen wichtigsten Bündnispartnern Rückendeckung für die bisherigen Ermittlungsergebnisse bekommen, dass zwei russische Agenten den Giftanschlag auf den ehemaligen russischen Spion Sergei Skripal verübt haben sollen. Deutschland, Frankreich, die USA, Kanada und Großbritannien veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung, wonach die Attentäter mutmaßlich zwei mit Fotos und Namen identifizierte russische Agenten seien. Scotland Yard hatte am Mittwoch über die Fahndung unterrichtet.
"Volles Vertrauen" in die Ermittlungen
In einer gemeinsamen Erklärung Frankreichs, Deutschlands, der USA, Kanadas und Großbritanniens heißt es, man habe "volles Vertrauen" in die entsprechenden britischen Ermittlungsergebnisse. Diese beinhalten, dass die "Operation mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf hoher Regierungsebene gebilligt wurde". Die britischen Erkenntnisse zum verwendeten Gift Nowitschok waren auch von der internationalen Organisation zum verbot chemischer Waffen bestätigt worden.
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Eine ähnliche, wenn auch nicht so weitreichende Erklärung der Bündnispartner zu den vorläufigen britischen Ermittlungsergebnissen hatte im März zu der Welle von Ausweisungen vermeintlicher russischer Diplomaten aus zahlreichen westlichen Ländern geführt. Russland hatte mit der Ausweisung etwa genauso vieler Botschaftsangehöriger dieser Länder reagiert.
Erklärung: Diplomaten waren eigentlich Agenten
Die aktuelle Erklärung könnte die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen weiter belasten, denn en passant machen die westlichen Bündnispartner ein weiteres Detail bekannt: Die nach dem Skripal-Anschlag auch aus Deutschland ausgewiesenen russischen Diplomaten seien "verdeckte nachrichtendienstliche Agenten" des Militärgeheimdienstes GRU gewesen. Damit habe man die Aktivitäten des Geheimdienstes "entscheidend" stören wollen.
Dem Geheimdienst GRU, für den auch Skirpal einst tätig war, sollen auch die beiden Verdächtigen angehören. Britische Ermittler hatten die Bewegungen der beiden mutmaßlichen Agenten auf britischem Boden anhand von Überwachungskameras nachverfolgen können. Im Hotelzimmer der Verdächtigen hatten sie Spuren des Giftstoffes nachgewiesen. Gesucht werden nun per internationalem Haftbefehl Alexander Petrow und Ruslan Boschirow. Die britische Polizei geht jedoch davon aus, dass es sich dabei nicht um die echten Namen der beiden Männer handelt.
- Theresa May: Russischer Geheimdienst steckt hinter Attentat
- Experten: Die Spur führt fast sicher nach Moskau
Sergei Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Kleinstadt Salisbury entdeckt worden. Sie waren mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Beide entkamen nur knapp dem Tod. Sie leben inzwischen an einem geheimen Ort. Großbritanniens Premierministerin Theresa May warf der russischen Regierung "Verschleierung und Lügen" vor. Am Nachmittag informierte Großbritannien den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen über die Ermittlungen. Russland dementierte dort die Ermittlungsergebnisse als angeblich haltlos.
- Pressemitteilung von Scotland Yard zur Fahndung
- dpa