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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rund 1.000 Stollen So riesig ist das Tunnelnetzwerk der Hamas
In weitverzweigten Tunneln unter Gaza versteckt die Hamas ihre Kommandozentralen. Videos geben Einblicke und erklären, warum eine Zerstörung schwierig ist.
"Es gibt ein riesiges Netzwerk an Tunneln unter der Erde. Es sieht aus wie ein Spinnennetz", schildert Sharon Lifschitz, was ihre Mutter Yochewed erlebt hat. Die 85-Jährige war von der Hamas durch einen Tunnel verschleppt und kürzlich freigelassen worden. Mehr zu ihren Erlebnissen erfahren Sie hier.
Die Tunnel der Hamas sind allerdings viel mehr als nur ein Weg, unentdeckt nach Israel zu gelangen. In weitverzweigten Netzwerken von mehr als 500 Kilometern Länge hat die Hamas ihre Kommandozentralen und Waffenlager eingerichtet.
Zahlreiche Terroristen sollen in den Tunneln wohnen, derzeit werden laut Experten hier wohl auch israelische Geiseln festgehalten. Bei den Tunneln handelt es sich aber nicht um dunkle Erdbehausungen. Das machen Videoaufnahmen deutlich.
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Seit dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober haben israelische Streitkräfte wiederholt Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen geführt. Getroffen wurden nach Angaben Israels diverse militärische Einrichtungen der Hamas wie Waffenlager oder Kommunikationszentralen und: Tunnelanlagen.
Bis zu 1.000 Tunnel mit einer Gesamtlänge von rund 500 Kilometern sollen Mitglieder der Hamas in den vergangenen Jahrzehnten unter dem Gazastreifen gebaut haben.
Die meisten der Tunnel befinden sich unterhalb von Gaza-Stadt, einige von ihnen enden mutmaßlich auf israelischem Gebiet. Sie wurden in den vergangenen Jahren für lukrative Schmuggelgeschäfte der Hamas benutzt – und für terroristische Angriffe auf Israel.
Eine 85-jährige Israelin wurde am 7. Oktober durch einen solchen Tunnel entführt und in den Gazastreifen verschleppt. Ihre Tochter berichtete nach ihrer Freilassung:
“Es gibt ein riesiges Netzwerk an Tunneln unter der Erde. Es sieht aus wie ein Spinnennetz.”
Dieser Clip zeigt, dass einige der Tunnel sogar mit einem Motorrad befahrbar sind. Experten zufolge soll es sogar noch größere Anlagen geben, in denen stellenweise Lkw fahren können. In anderen Tunneln wiederum sollen Schienen verlegt sein, um Waren schnell von einem Ort zum anderen bringen zu können.
Die Tunnelanlagen nimmt Israel mit sogenannten Bunkerbrechern ins Visier. Diese Raketen sollen selbst dicke Betonoberflächen durchschlagen, um in der Tiefe zu explodieren. Aufnahmen zeigen Einschläge der Luftangriffe.
Dabei werden auch zahlreiche Gebäude in Gaza-Stadt zerstört, unter denen mutmaßlich Eingänge zu den Tunnelanlagen liegen. Das israelische Militär warnt Zivilisten nach eigenen Angaben vor den Luftschlägen, gibt ihnen Zeit, die Gebäude zu evakuieren. US-Präsident Joe Biden sprach von einer Taktik der Hamas, Zivilisten als schützende Fassade zu verwenden.
“Die Hamas benutzt unschuldige Familien als menschliche Schutzschilde. Sie verstecken ihre Kommandozentralen, Waffenlager und Kommunikationstunnel in Wohngebieten. Das palästinensische Volk leidet große Not.”
Die weitverzweigten Tunnel unter dem Gazastreifen, die nicht die Grenze zu Israel überschreiten, nutzt die Hamas als Waffenlager und auch als Wohnraum für ihre Mitglieder. Experten zufolge hausen die Terroristen hier über längere Zeiträume. Die Tunnel sind dafür mit Strom und einer Lüftungsanlage ausgestattet. Es wird vermutet, dass hier derzeit auch israelische Geiseln festgehalten werden.
Eine Karte der israelischen Streitkräfte zeigt, welche Tunnel ihnen im Jahr 2021 bekannt waren. Diese Orte wurden damals bereits bei Luftangriffen ins Visier genommen. Seitdem dürfte die Hamas weitere Tunnel gegraben haben, der Großteil der laut Schätzungen etwa 1.000 Tunnel ist bislang unentdeckt.
Für Israel macht es die Bewegungen der Hamas häufig unberechenbar. Am 25. Oktober wurde nach Angaben des Militärs ein weiterer Trupp der Hamas entdeckt, der aus einem Tunnel nach Israel eindringen wollte. Die verzweigten Anlagen zu zerstören, ist eine Mammutaufgabe. Ein direkter Kampf unter der Erde dürfte mit hohen Verlusten einhergehen.
Wie verzweigt das Tunnelnetzwerk der Hamas ist, wie es dort aussieht und warum es die Terrororganisation für die israelische Armee so unberechenbar macht, sehen Sie im Video direkt hier oder oben.
- Videos aus Hamas-Tunneln via X (vormals Twitter)
- Videomaterial und Karten der Israelischen Armee
- Videomaterial aus Israel und Gaza via Nachrichtenagentur Reuters