Die Folgen der Strafzölle Türkische Lira fällt und fällt – und zieht den Euro mit sich
Die USA ziehen die Daumenschrauben an – und Erdogan gerät unter Druck. Die türkische Währung legt einen dramatischen Kurssturz hin. Das hat Folgen auch für Europa.
Im Streit zwischen Washington und Ankara sind am Montagmorgen drastisch erhöhte US-Strafzölle in Kraft getreten. Seit 6 Uhr mitteleuropäischer Zeit wird Stahl aus der Türkei mit Abgaben in Höhe von 50 Prozent statt bislang 25 Prozent belegt, wie das Weiße Haus zuvor verkündet hatte. US-Präsident Donald Trump hatte die Verdoppelung am Freitag angeordnet.
Lira fällt in Asien zweistellig
Die Türkische Lira geriet zu Wochenbeginn deswegen weiter stark unter Druck. Im asiatischen Handel sank der Wert der türkischen Währung am Montag im Vergleich zum Euro und zum US-Dollar zeitweise erneut zweistellig. Erstmals mussten mehr als sieben Lira für einen US-Dollar und mehr als acht Lira für einen Euro gezahlt werden. Damit setzte sich der drastische Kursverfall seit Jahresbeginn fort.
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Auch für die deutsche Börse und den Euro hat der Kursverfall der Lira Folgen: Zum Auftakt der Börsenwoche wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge schwächer in den Handel starten. Am Freitag hatte er wegen der Furcht der Anleger vor den Auswirkungen der türkischen Währungskrise zwei Prozent im Minus bei 12.424,35 Punkten geschlossen.
Auch der Euro schwächelt
Der Euro schwächte sich im frühen Handel zeitweise auf den tiefsten Stand seit Juli 2017 ab, er notierte 0,4 Prozent leichter bei 1,1363 Dollar. Er verliert an Wert, weil der Kursverfall der türkischen Lira Sorgen um einige europäische Banken mit viel Geschäft in der Türkei hervorruft.
Die Probleme des Landes dürften Investoren auch in den kommenden Tagen auf Trab halten. Die türkische Zentralbank betonte, Banken jedwede Liquidität zur Verfügung zu stellen und alle nötigen Schritte zu unternehmen, die den Erhalt der Finanzstabilität sicherstellten. Der Kurssturz der türkischen Lira setzte sich aber fort.
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Am Wochenende hatte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan den Ton in dem Streit der beiden Nato-Partner stark verschärft. Am Wochenende sprach er in mehreren kämpferischen Reden von "Kampagnen" gegen die Türkei und griff die USA erneut heftig an. Möglicherweise müsse sich die Türkei nach neuen Partnern umsehen.
Im Zentrum des Streits stehen zwei Geistliche: Washington fordert die Freilassung des US-amerikanischen Pastors Andrew Brunson, der wegen des angeblichen Verdachts auf Spionage und Terrorvorwürfen in der Türkei unter Hausarrest steht. Ankara wiederum verlangt bisher vergeblich die Auslieferung des im US-Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen, den Erdogan für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht.
Nach Angaben des türkischen Handelsministeriums exportierte das Land im vergangenen Jahr Eisen, Stahl und Aluminium im Wert von 1,1 Milliarden Dollar (950 Mio Euro) in die USA – das habe einem Anteil von 0,7 Prozent aller Ausfuhren entsprochen.
- dpa, Reuters