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Syrien: An diesem Ort sollen Tausende Assad-Opfer verscharrt worden sein


Mögliche Massengräber
Hinweise auf Tausende Opfer des Assad-Regimes entdeckt

Von t-online, fho

15.12.2024 - 15:44 UhrLesedauer: 3 Min.
In Al-Hussainiya bei Damaskus soll ein Massengrab mit den Leichen Tausendender Assad-Opfer entdeckt worden sein – und es ist wohl nicht die einzige Stätte dieser Art.Vergrößern des Bildes
Bei Damaskus soll ein Massengrab mit den Leichen Tausender Assad-Opfer entdeckt worden sein – und es ist wohl nicht die einzige Stätte dieser Art. (Quelle: Screenshot/X@QUSAY_NOOR_)
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Das Assad-Regime ist Geschichte, doch das ganze Ausmaß seiner Taten ist noch kaum zu ermessen. Nun könnten die Leichen viele Opfer gefunden worden sein.

Während des Assad-Regimes sollen mehr als 100.000 Menschen im Land verschwunden sein. Nun könnte es erste Hinweise darauf geben, was mit ihnen passiert ist. Mehrere Medien berichten von Knochenfunden. Auf Feldern unweit der syrischen Hauptstadt Damaskus sollen Opfer des Regimes verscharrt worden sein, sagen Einheimische, wie etwa die britische "Sunday Times" berichtet.

"Die Lastwagen kamen nachts", zitiert die Zeitung Abed Bou Dschihad, einen Totengräber in der Nähe der Stadt Aqraba, südöstlich von Damaskus. So sollen die Leichen dort abgelegt worden sein. Das Gelände ist mit einer Mauer abgeteilt und es gibt Wachtürme. Die "Times" hat historische Satellitenbilder ausgewertet und kommt auf dieser Grundlage zu dem Ergebnis: Vor 2011 befand sich an dieser Stelle noch ein normaler Friedhof, doch nach Ausbruch des Bürgerkriegs wurde ein Teil der Fläche ab 2012 offenbar zu einem Massengrab.

Die Zahl der vom Assad-Regime verhafteten und getöteten Menschen wird seit jeher hoch beziffert, insbesondere seit Beginn des Aufstands im Jahr 2011. Von einer von Beobachtern geführten Liste von 136.000 vermissten Personen sind etwa 31.000 als freigelassen bekannt. Es verbleiben mindestens 105.000 "Verschwundene", die als tot angesehen werden.

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Augenzeuge berichtet von Leichengeruch

Die Annahme liegt nahe, dass es mehrere dieser Massengräber im Land gibt. Auch in der Nähe von Al-Qutayfa, rund 50 Kilometer nordöstlich von Damaskus, befindet sich ein solches Gelände. Behördenangaben zufolge sollen hier zwischen 2013 und 2015 mehrere Tausend Menschen heimlich begraben worden sein.

Das zehn Hektar große Gelände wurde inzwischen mit Bulldozern abgetragen und ist von einer hohen Steinmauer umgeben. Vor zwei Jahren wurde es zum Standort einer Hisbollah-Basis, der mit Assad verbündeten libanesischen Islamistenmiliz. Innerhalb der Mauer liegen nun verlassene Armeefahrzeuge und Kommunikationsgeräte unter dem leisen Summen von Strommasten, berichtet die "Times" weiter.

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Ein Lehrer aus der Stadt erinnert sich an seine Zeit im Militärdienst vor Ort. Damals sei Zivilisten das Betreten des Geländes verboten worden. Auch an einen strengen Geruch erinnert er sich im Gespräch mit der "Times". Andere Soldaten erklärten ihm demnach damals, dass es sich um den Geruch "von den Kadavern" handele. In den folgenden Monaten wurde er immer wieder Zeuge, wie Soldaten Leichen in die Schützengräben luden. Die Leichen seien zumeist in Plastiksäcken verpackt gewesen und in den Gräben regelrecht gestapelt worden. Er schätzt, dass "nicht weniger als 2.000 Leichen" dort begraben wurden.

Schon 150 Massengräber gefunden?

Diese Darstellungen decken sich mit Berichten der Plattform "kurdistan24.net". Ein Rechercheteam des Nachrichtenportals konnte vor Ort den Friedhof "Bagdad-Brücke" besuchen, etwa 30 Kilometer außerhalb von Damaskus. Dort sah das Team nach eigenen Angaben Tausende Leichen in Massengräbern verscharrt. Die Überreste der Opfer waren demnach in Plastiksäcken, die eindeutig mit Identifikationsnummern und Namen gekennzeichnet waren. Dies deute auf einen gut durchdachten und methodischen Dokumentationsprozess des Assad-Regimes bei der Durchführung seiner Massentötungen hin, schreibt das Portal.

Der syrische Journalist Qusay Noor schreibt auf der Plattform X unterdessen, dass bereits 150 Massengräber gefunden seien. Allein an diesen Stellen sollen 75.000 Leichen von Regimeopfern liegen. Weiter schreibt er, dass an einem einzelnen Standort zu Hochzeiten 400 Leichen auf den Friedhof gebracht wurden. Er appelliert daher an die Vereinten Nationen Syrien finanziell wieder besser zu unterstützen, damit die Familien der Opfer nun tatsächlich Abschied nehmen können.

Für die Angehörigen könnte die Entdeckung der Gräber endlich dazu führen, dass sie nicht mehr in Unwissenheit leben müssen – trotz des Hoffnungsschimmers, dass die Verschleppten wieder auftauchen würden, sagt Fadel Abdulghany, der Direktor des Syrischen Netzwerks für Menschenrechte, der "Times". Er glaube, dass die meisten der Verschwundenen tot seien. "Vielleicht finden wir den einen oder anderen irgendwo auf der Straße, aber die meisten, so glauben wir, werden leider nicht zurückkehren."

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