Leibwächter verraten Standorte Eine Fitness-App wird für Putin zum möglichen Sicherheitsrisiko
Durch die Benutzung der Fitness-App Strava haben die Leibwächter des russischen Präsidenten unfreiwillig ihre Aufenthaltsorte verraten. Dies könnte zur Gefahr für Putin werden.
Das soziale Netzwerk und die gleichnamige Fitness-App Strava sind weltweit beliebt. Passionierte Sportler können dort ihre Lauf- oder Radrunden und andere an ihren sportlichen Aktivitäten teilhaben lassen. Was für die meisten normalen Nutzer wohl vor allem Spaß und eine Übersicht über die eigenen Fortschritte sowie die ihrer Bekannten bietet, kann für die Mächtigen der Welt schnell zum Sicherheitsrisiko werden.
In einer Recherche hat die französische Zeitung "Le Monde" enthüllt, dass sich anhand der Bewegungen von Leibwächtern auf Strava Rückschlüsse auf die Standorte der Staatsoberhäupter ziehen lassen. Auch die Leibwächter des russischen Präsidenten Wladimit Putin scheinen die App zu nutzen – und das ausgerechnet in der Nähe zweier luxuriöser Anwesen, deren Besitz der Kremlchef seit Jahren offiziell bestreitet.
Mit der Sport-App Strava können Nutzer ihre Laufstrecken aufzeichnen und öffentlich teilen. Vielen ist jedoch nicht bewusst, dass sie damit Geoinformationsdaten und somit ihren Standort ungewollt preisgeben. Für Putin könnte das nun unangenehm werden: Denn ein aktuelles Beispiel zeigt die Laufwege der Leibwächter des Kremlchefs in unmittelbarer Nähe eines weitläufigen und prunkvollen Anwesens am Schwarzen Meer sowie eines Landsitzes in der Rewgion Karelien.
Putins geheimes Anwesen
Über das umstrittene Anwesen am Schwarzen Meer sind in der Vergangenheit Pläne aufgetaucht, die zeigen sollen, wie sich Putin auf dem geheimen Anwesen schützen soll. Das Grundstück mit dem Palast im italienischen Design sei fast 40 Mal so groß wie Monaco, heißt es. Mehr dazu lesen Sie hier.
Die Recherchen von "Le Monde" zeigen nun, dass sich mindestens vier Agenten des Föderalen Bewachungsdienstes (FSO), der für den Schutz des russischen Präsidenten zuständig ist, zwischen 2019 und 2024 mehrfach in der Nähe der Anlage aufgehalten haben – stets zwischen Ende August und Ende September. Der Verdacht liegt nahe, dass sich im selben Zeitraum auch Putin dort aufgehalten hat.
Die Daten zeigen, dass ein Mitglied des FSO zudem am 4. August 2021 mehrere Runden um ein Anwesen in der Region Karelien im Norden Russlands drehte. Auch dessen Besitz streitet Putin ab. Mehr zu Putins Datscha nahe Finnland lesen Sie hier. Auf seiner sechs Kilometer langen Strecke lief er entlang des Zauns, der die Villa auf dem weitläufigen Gelände umgibt, und startete sowie beendete seinen Lauf in einem Hangar auf dem Gelände.
Putins Sicherheitsmaßnahmen
Die französische Zeitung unterstreicht ihre Annahmen damit, dass dieselben Agenten auch bei offiziellen Terminen des Präsidenten oft zugegen waren. So ergab die Recherche, dass sich einer der Leibwächter rund um den Brics-Gipfel 2019 in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia aufhielt.
Ein weiteres Beispiel liegt im vergangenen Jahr: Damals war bekannt, dass Putin sich mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un treffen wollte. Gemeinhin war angenommen worden, dass das Treffen in Wladiwostok, also in der Nähe der Grenze zu Nordkorea abgehalten werden sollte. Tatsächlich jedoch trafen sie sich in Blagoweschtschensk in der Amur-Region – und schon drei Tage zuvor hielt sich einer von Putins Bodyguards laut Strava dort auf.
Dies könnte eine erhebliche Sicherheitslücke in den Operationen des russischen Präsidenten darstellen, der sonst äußerst auf seine Sicherheit bedacht ist. Putin selbst verzichtet aus Sicherheitsgründen auf die Nutzung von Smartphones und Computern. Zudem ließ er seine Büroräume in all seinen Residenzen exakt nachbauen, um anhand von Videoübertragungen keinen Rückschluss auf seinen tatsächlichen Aufenthaltsort zuzulassen.
Die Lauf-App Strava geriet zuletzt in die Schlagzeilen, nachdem im Juli 2023 ein russischer Armeeoffizier bei einem Lauf getötet wurde. Der Soldat nutzte die App regelmäßig, und nachdem sein letzter Post vom Direktor des ukrainischen Militärgeheimdienstes mit einem "Gefällt mir" wurde, entfachten Spekulationen über ein mögliches Attentat durch ukrainische Kräfte. Ob es sich um einen authentischen Account oder um eine bittere Provokation eines Users handelte, ist unklar.